Datum: 23. April 2022 07:13
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Beppo
Warum schreibt man statt "daß" nicht einfach "das". Das das jeder verstehen würde, sieht man daran, das es sowieso immer wieder verwechselt wird.
Nickß da!
Eins vorweg: Rechtschreibregeln sind nicht da, es dem Schreiber leicht zu machen, sondern dem Leser!
Zwischen "das" und "daß" (neuerdings: "dass") steht im Deutschen eine harte Grenze. Es gibt keine Übergänge, keine Grauzone, kein gar nichts. Entweder "das" ist richtig oder "daß" ("dass").
Richtig ist, "daß" kommt von "das". "Ich weiß, daß es gut ist" ist letztlich entstanden aus: "Ich weiß das: Es ist gut". Aber die Schreiberlinge haben schon vor Jahrhunderten gemerkt: Da hat sich grammatisch was geschieden in der teutschen Zung, und man sullt' es auch rechtschreiblich scheiden.
Im Englischen ist beides "that". Auch im Französischen: "que" heißt "wer" und "daß". Aber: Die teutsche Zung ist nicht die engelsche und nicht die welsche Zung.
Das Besund're an der teutschen Zung ist: Die Wortstellung ist vergleichsweise frei. Auch kann man in der teutschen Zung mehr schachteln als in der engelschen oder welschen Zung.
Im Teutschen mag man frisch und frei schreiben und sprechen: "Daß es gut ist, das weiß ich." Im Engelschen und Welschen ist's schon schwieriger, gleicherart den Satz von den Füßen auf den Kopf zu stellen …
Und man kann in der tiuschiu zunge wesentlich verwickeltere Sätze mit umgeschobenen "daß"-Sätzen bauen – Sätze, von denen die Engelländer und die Welschen nicht träumen.
"Daß“ ("dass") signalisiert im Deutschen auf der Stelle den grammatischen Inhalt und Wert, der in jedem Fall anders ist als der Inhalt und Wert eines "das". Wie gesagt: Es ist vor allem eine Hilfe für den
Leser, daß er ein irgendwohin geschobenes "daß" sofort als solches erkennt und nicht erst als "das" bucht. "Daß" ist grammatisch nimmer "das".
Die vermeintlich knechtischen – in Wahrheit einfachen – Kommaregeln im Deutschen mit der Einklammerung untergeordneter Sätze haben ebensosehr ihren guten Sinn wie die "daß"/"das"-Scheidung – und gleichfalls hat dies die deutsch-exklusive Groß-klein-Schreibung, für die noch jeder ausländische Deutschlerner angefangen bei Mark Twain (der sonst kein gutes Haar an der deutschen Sprache gelassen hat) dem Gott im Himmel Lieder gesungen hat.
Abermals sei's gesagt: Alle diese guten, klaren, schönen Regeln der tiuschiu zung unserer Tage sind in erster Linie
Leser-Erleichterungen. Klaro, für jeden
Schreiber wär's das einfachste, es gäb’
überhaupt keine Rechtschreib- und Zeichensetzungsregeln … Aber nee, lieber lege ich mich dem Duden freiwillig in Ketten …
10-mal bearbeitet. Zuletzt am 23.04.22 08:34.