Datum: 23. September 2020 15:15
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DD313
Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod
Vortrag eines Fachmannes
Gibt übrigens die gegenläufige Unterströmung, daß bei einigen Präpositionen, die eigentlich den Dativ regieren, viele Leute hartnäckig den wohl vermeintlich "feiner" und "amtlicher" klingenden Genitiv folgen lassen.
Hat der Sick auch schon mal "was zu" gesagt:
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Bastian Sick
Führt der Genitiv nur noch verzweifelte Rückzugsgefechte? Ganz so gefährdet, wie es auf den ersten Blick aussieht, ist der zweite Fall in Wahrheit nicht. Er versteht es durchaus, sich zu wehren, und macht sogar Anstalten, fremdes Terrain zu erobern. Immer wieder tauchen Fälle auf, in denen hinter Präpositionen, die den Dativ erfordern, plötzlich ein Genitiv zu finden ist: "gemäß des Protokolls", "entsprechend Ihrer Anweisungen", "entgegen des guten Vorsatzes", "nahe des Industriegebietes"*. Dies geht so weit, dass sich die Grammatikwerke bemüßigt fühlen, diese Präpositionen mit dem ausdrücklichen Hinweis zu versehen, dass ihnen NICHT der Genitiv folge, sondern der Dativ.
Im Falle der Präposition "trotz" ist dem Genitiv die feindliche Übernahme gelungen: Standardsprachlich wird heute hinter "trotz" der Wesfall verwendet. Dass dies nicht immer so war, beweisen Wörter wie "trotzdem" und "trotz allem". In Süddeutschland, Österreich und der Schweiz wird "trotz" weiterhin mit dem Dativ verbunden. Nicki würde auf Bayerisch singen: "Trotz dem damischen Zwiebelfisch", und Udo Jürgens auf Hochdeutsch kontern: "Trotz des nervigen Zwiebelfisch(e)s".
Von da: [
www.spiegel.de] (Scheint, nebenbei, die nämliche "Zwiebelfisch"-Kolumne zu sein, von der die spätere Buchreihe ihren Namen erhielt.)
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 23.09.20 15:25.