Datum: 12. Dezember 2022 02:33
Bei Fraß und freigeistigem Suff liegt die Geldentwertung im Augenblick bei etwa zwanzig Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, bei geistigem Suff und Wirtshäusern sind's zehn Prozent.
Ich vermute, die Wirtshäuser müßten, zögen sie mit ihren gestiegenen Kosten mit, ihre Preise eigentlich noch mehr erhöhen. Für sie sind nicht nur die Preise für Fraß und Suff und Strom und Heizerei durch die Decke geschossen, sondern in dem Zeitraum ist auch der Mindestlohn von neun sechzig auf zwölf Euro gestiegen, also um fünfundzwanzig Prozent! Aber ich schätze, die Wirtshäuser wagen es nicht, mit ihren Preisen höherzugehen, als sie's eh schon tun, da dann wiederum zu viele der ohnedies von der Geldentwertung gebeutelten Gäste ausblieben. Erst Corona und jetzt das. Nee, meine Herren, Wirt möcht' ich nicht sein in diesen Tagen.
Mit einem schon jetzt feststehenden Preis fürs große Fressen lohnt sich's freilich richtig, wenn die Geldentwertung bis März noch tüchtig Gas gibt. Aber jenseits davon ist die Geldentwertung wohl für jedermann, die Fresser und Säufer eingeschlossen, unerfreulich. Ein um so besserer Grund, dann zu bechern. Hinter dem Nebelvorhang, den der Weingeist legt, hat die Welt noch immer schöner ausgesehen.
Quote
Bürgermeister von Timbuktu
Und ja, ich habe selber zu lange am Rande der Armutsgrenze gelebt (lange Jahre Einzelhandel im Comicladen mit einem Gehalt, das nicht pfändbar war weil unter Pfändungsgrenze, wie mir mein Chef anvertraute) als dass ich da Engpässe kleinreden möchte.
Den wirtschaftlichen Tiefpunkt meines Daseins erreichte ich, als ich mit der Studiererei durch war und erst mal dumm dastand. Die Kohle reichte gerade noch für Fraß und Suff, und ich verzichtete sogar auf Fahrten mit Bussen und Bahnen, weil ich kein Geld dafür hatte. Dummerweise war das nicht in Tübingen oder Eichstätt, wo dieser Verzicht leichtfiele, sondern in Berlin. Die stundenlangen Gewaltmärsche durch die Stadt sind mir jetzt noch in lebhafter Erinnerung.
Der Witz ist, daß ich zu genau dieser Zeit die
Carl Barks Collection, von mir vordem mißachtet, innerhalb weniger Monate vollständig erwarb. Ich sehe mich noch heute, wie ich in meiner Winzbude wie im Fieber die teuren Schuber sammelte und las. Wahrscheinlich hatte ich deswegen keinen müden Cent in der Tasche, weil alles für den Barks draufging.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 12.12.22 02:36.