Datum: 18. Juni 2020 10:13
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Beppo
Könnte es sein, dass die die Kopiererei vom Verlag gewollt war? Ich stelle mir so einen mächtigen Signore Sgraffitto in Mailand vor, der der Obermotz von allen Zeichnern ist. Er will, dass alles aussieht wie Barks.
Es war durchaus so, daß der Barks-Stil, zumindest für bestimmte Geschichten, vorgegeben war. Und es gab wohl temporär so etwas wie allgemeine Richtlinien, wie der Zeichenstil auszusehen hatte. So gab es in den 50er Jahren (in Italien) die Vorgabe, daß die Ducks im
Taliaferro-Stil gezeichnet sein sollten. In der Geschichte
"Donald als Löwenbändiger" (LTB 55) von Bottaro etwa ist der Taliaferro-Stil deutlich zu bemerken. Und auch in
"Die Insel der Piraten" (LTB 365) sind Bottaros Zeichnungen eine Mischung aus Barks und Taliaferro.
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Beppo
Im Gegensatz dazu hatten die Amis bei Dell eine andere Kultur. Sie haben die Barksähnlichkeit nicht so wichtig genommen. Einen Tony Strobl konnte man auch mit Androhung von Prügeln nicht dazu bringen, den Barks nachzuahmen.
Stimmt nicht ganz! Sogar bei Strobl lassen sich gelegentlich Barks-Kopien finden, insbesondere wenn es um Gundel Gaukeley geht ...
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Beppo
Gibt es bei deinen Kopisten räumliche und zeitliche Cluster? So wie die niederländischen Maler oder die deutschen Barockkomponisten?
Ich denke, das kann man so nicht sagen. Das Kopieren war hauptsächlich in den 60er und 70er Jahren eine gängige Methode. Und manche Zeichner, die mit dem Kopieren groß geworden sind (wie z.B. Vicar) haben dieses Stilmittel bis zum Schluß angewandt. Im Neuen Jahrtausend hat das Kopieren deutlich nachgelassen, vermutlich auch wegen des zunehmenden Einsatzes von Computern.
Im Endeffekt entscheidet heute aber wohl eher der einzelne Zeichner, ob er kopiert. Aktuelle Zeichner wie Ferioli setzen immer wieder Barks'sche Elemente in ihren Zeichnungen ein. Und in den Taschenbüchern hat sich längst der Cavazzano-Stil etabliert. Nur ganz selten findet man dort noch Kopien nach Barks. Hier ein solches Beispiel aus der Geschichte
"Duckoraptor auf der Flucht" (LTB 370) von Mancuso, entstanden 2006. Dies sind keine Abpausungen mehr, wie bei Bottaro, sondern ziemlich freie Adaptionen, denen man den Barks-Ursprung aber deutlich anmerkt:
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 06.09.20 10:12.