Datum: 22. Januar 2020 16:24
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Duckimaus_
Sir Daunenstert Duck starb 1174 im Kampf gegen die Angelsachsen. 1174 gab es aber längst keine Angelsachsen mehr.
Interessante Frage. Wir müßten erstens wissen, aus welcher Zeit die Tafel stammt, und zweitens, in welcher Sprache die Inschrift verfaßt ist. Möglich, daß der Knabe sie beim Vorlesen gleich in modernes Entenhausener Deutsch übersetzt und ihm dabei ein Anachronismus unterläuft.
In einem lateinischen Text aus dieser Zeit aus unserer Welt würde wohl "Angli" (Engländer) stehen. "Angli Saxones" (Angelsachsen) als Bezeichnung für die zeitgenössischen Engländer darf man aus dieser Zeit wohl nicht mehr erwarten, wobei ich mich da gerne eines Besseren belehren lasse.
Auch die Engländer des 12. Jahrhunderts noch als "Angelsachsen" zu bezeichnen ist nun in moderner Redeweise nicht völlig ungebräuchlich. Ich erinnere etwa an die Geschichten von Robin Hood, die Ende des 12. Jahrhunderts in der Zeit von Richard Löwenherz angesiedelt sind und in denen man auch oft von Angelsachsen spricht. Freilich drehen sich die Legenden um Robin Hood um den zu dieser Zeit noch nicht ausgeglichenen innerenglischen Gegensatz von Angelsachsen und Normannen, während auf der Tafel die "Angelsachsen" (Engländer) als äußerer Gegner der Schotten auftreten, also eher als geschlossenes Ganzes wahrgenommen werden.
Sehr gut möglich, ja sogar wahrscheinlich ist aber, daß die Tafel erst aus viel späterer Zeit stammt und etwa erst im 19. Jahrhundert verfaßt und angebracht wurde – womit wir auch die Vorstellung glücklich verabschieden können, die Knaben verstünden jahrhundertealte mutmaßlich lateinische Inschriften ohne Schwierigkeiten zu lesen und flugs zu übersetzen – das traue ich auch in unserer Welt nur Sonderlingen wie Professoren der Theologie zu, aber das auch nur, wenn sie zugleich Donaldisten sind, also einen doppelten Sonderlingsstatus haben.
Ist die Tafel aus neuerer Zeit, ist der auch für Stella Anatium einmal unterstellte (aber eher weniger schwerwiegende) Anachronismus "Angelsachsen" ohne weiteres nachvollziehbar. Das finden wir ja in unserer Welt auch, daß in Texten aus dem 19. Jahrhundert etwa bereits Karl der Große oder gar Germanenkönige der Völkerwanderungszeit wie Geiserich oder Theoderich als "Deutsche" bezeichnet werden, obwohl das noch zu früh ist, um von Deutschen zu sprechen.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 22.01.20 16:27.