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Re: Grundlagen des Donaldismus
geschrieben von: Orville Orb ()
Datum: 26. März 2024 01:23

Es lohnt sich, diese Dinge an Fallbeispielen auszuprobieren.

z.B.: Donald spielt Schlagzeug, man sieht mehrere Arme
Theorie A: Ihm wachsen tatsächlich mehrere zusätzliche Arme.
Theorie B: Das ist nur ein Stilmittel um eine schnelle Handlung darzustellen.
Theorie C: Die Darstellung ist wahrheitsgemäß, aber alle Darstellungen sind synchrone Wiedergaben eines diachronen Prozesses.

z.B.: In den Berichten wird kein Geschlechtsverkehr dargestellt.
Theorie A: Solche Darstellungen fehlen, weil Sexualität in Disneycomics nicht erlaubt ist.
Theorie B: Die Abwesenheit sagt etwas über die Realität aus: Anatide geben die genetische Information nicht durch Geschlechtsverkehr weiter.
Theorie C: Die Abwesenheit im Bericht sagt etwas über die Realität, aber über eine psychische Realität. Sexualität wird in Entenhausen unterdrückt. Der Bericht gibt diese sozialpsychologische Situation wieder.
Theorie D: Die Abwesenheit sagt nichts über die Realität aus. Dies widerspricht aber nicht dem Grundsatz des Donaldismus - dieser besagt ja nur, dass alles was berichtet wird, wahr ist, und nicht, dass alles, was wahr ist auch berichtet wird.

z.B.: Donald schaut etwas an, und wir sehen ein Punktlinie von seinem Auge ausgehen.
Theorie A: Diese Punktlinie ist nur ein Stilmittel, um zu zeigen, wo er hinschaut.
Theorie B: Sein Auge emaniert tatsächlich kleine schwarze Punkte.

z.B.: Denkblasen.
Theorie A: Die sind nur ein Stilmittel um einen Gedanken darzustellen. Es gibt nichts in der Realität, das der Denkblase entspricht.
Theorie B: Denkblasen existieren tatsächlich. Sie stellen den Kognokülausstoß dar (oder so etwas).
Theorie C: Denkblasen bilden etwas ab, das tatsächlich im Anaversum existiert: eben einen Gedanken.

z.B.: Wir sehen einige Bilder der Weltausstellung. Das Münster ist darauf nicht zu sehen, obwohl es sehr leicht sichtbar sein müsste aufgrund seiner Größe.
Theorie A: Wir sehen das Münster nicht, weil Barks nur das gezeichnet hat, was wichtig war für den Fortgang der Geschichte. Und das Münster ist nicht wichtig.
Theorie B: Wir sehen das Münster nicht, weil der Bericht Donald folgt, und Donald eben zufällig an keinem Ort vorbeigeht, von dem aus das Münster sichtbar wäre.

z.B.: Eine Auszählung aller abgebildeten Passanten Entenhausens ergibt, dass wir deutlich mehr Abbildungen von Männern haben.
Theorie A: In Entenhausen leben mehr Männer als Frauen.
Theorie B: Männer sind häufiger auf der Straße zu finden, und deswegen häufiger abgebildet.
Theorie C: Der Ausschnitt, den uns Barks von Entenhausen zeigt, ist nicht repräsentativ.



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.03.24 01:42.

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Re: Grundlagen des Donaldismus
geschrieben von: paTrick ()
Datum: 26. März 2024 08:02

Du bist auf dem richtigen Weg, aber schon viel zu weit gerannt (das hast Du Dir anscheinend aus Deiner Jugend bewahrt). Für die von Dir genannten beispielehaften Phänomene dürfte es kaum bis gar nicht möglich sein, einen Nachweis zu führen, dass sie nicht "wahr" sind.
Das trifft meines Erachtens nur auf sehr wenige Phänomene zu.
Eines dieser wenigen Beispiele sind die Sprechblasen. Bilden sich tatsächlich Blasen mit Wörtern über den Köpfen der Ducks? Die Antwort ist: Nein. Und der Grund ist: Sprache und Geräusche werden auch im Anaversum nachweislich durch Schall übertragen, den man hören, aber nicht sehen kann. Diesen Schall macht Barks durch Sprechblasen sichtbar, und Fuchs füllt diese. Demnach handelt es sich bei Sprechblasen um ein Stilmittel und nicht um "wahre" Phänomene.
Für Lautwörter gilt das Gleiche.

Ich denke, bis hierhin ernte ich noch keinen Widerspruch. Oder?



5-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.03.24 10:47.

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Re: Grundlagen des Donaldismus
Datum: 26. März 2024 10:47

Quote
Orville Orb


z.B.: Wir sehen einige Bilder der Weltausstellung. Das Münster ist darauf nicht zu sehen, obwohl es sehr leicht sichtbar sein müsste aufgrund seiner Größe.
Theorie A: Wir sehen das Münster nicht, weil Barks nur das gezeichnet hat, was wichtig war für den Fortgang der Geschichte. Und das Münster ist nicht wichtig.
Theorie B: Wir sehen das Münster nicht, weil der Bericht Donald folgt, und Donald eben zufällig an keinem Ort vorbeigeht, von dem aus das Münster sichtbar wäre.

Bitte um der sachlichen Korrektheit willen auch:
Theorie C: Wir sehen das Münster nicht, weil es nicht Teil der Weltausstellung ist.

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Re: Grundlagen des Donaldismus
Datum: 26. März 2024 10:50

Quote
Orville Orb
+ eine Definition: Wahrheit ist die Übereinstimmung zwischen einer Aussage oder Abbildung mit einer Tatsache (das ist die sogenannte Korrespondenztheorie der Wahrheit).

Nun ist aber die Korrespondenztheorie nur eine von mindestens fünf verschiedenen Wahrheitstheorien. Folgen wir dieser, oder wäre für den Donaldismus nicht eher die Kohärenztheorie angemessen?

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Re: Grundlagen des Donaldismus
Datum: 26. März 2024 10:51

Quote
Direpol
„Barks und Fuchs berichten wahr.“ Damit ist man schon sehr nah bei „Was ein alter griechischer Philosoph sagt, ist wahr.“ Vielleicht könnte man hier von einer Art innerer Wahrheit der Quelle sprechen.

Dies wiederum könnte eine ästhetische Wahrheit sein. Schön!

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Re: Grundlagen des Donaldismus
geschrieben von: paTrick ()
Datum: 26. März 2024 11:29

Wir benötigen für die Grundannahme "Barks und Fuchs berichten wahr(heitgemäß aus Entenhausen)" zunächst gar keine wahrheitsphilosophische Grundlage.
Es genügt die wissenschaftliche, aber auch landläufige Definition, nämlich "Wahrheit ist die Übereinstimmung einer Aussage mit der Wirklichkeit".

Dieser naturwissenschftlich-technische Ansatz führt uns aber alsbald zur Frage der Genauigkeit, denn hier sind dem Medium Comic nun einmal Grenzen gesetzt. Ich will die Diskussion aber an dieser Stelle nicht zerfasern, denn hier sind der Beispiele unzählige.

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Re: Grundlagen des Donaldismus
geschrieben von: paTrick ()
Datum: 26. März 2024 11:54

A propos zerfasern: Ich hatte am Beginn dieses Diskussionsfadens ja (irrtümlich) den Begriff des Duckmas verwendet. Zur Vermeidung weiterer Irrtümer habe ich gleich noch einen Alleswisser-Artikel dazu fabriziert:
https://www.alleswisser.org/Wiki/index.php/Duckma

Wenn diese Diskussion (was ich sehr hoffe) zu einem greifbaren Ergebnis führt, werde ich auch gerne einen Artikel zur Grundannahme (heißt die jetzt so?) verzapfen.

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Re: Grundlagen des Donaldismus
Datum: 26. März 2024 12:01

"Er ist großartig!"
"Wer?"
"Na Ihr!"
"Ach, er!"

------------------------
Frieden für die Ukraine!

Grkztrrrschwrzkajaaaa!

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Re: Grundlagen des Donaldismus
geschrieben von: Raskolnikow ()
Datum: 26. März 2024 13:05

Quote
paTrick
Es genügt die wissenschaftliche, aber auch landläufige Definition, nämlich "Wahrheit ist die Übereinstimmung einer Aussage mit der Wirklichkeit".

Da widerspreche ich schon. In der Wissenschaft gibt es keine unumstößlichen Wahrheiten. Nur Theorien, die noch nicht widerlegt worden sind. Wir beobachten und versuchen, diese Beobachtung mit einer Theorie zu erklären. Wir können aber nicht ausschließen, dass nicht irgendwann etwas beobachtet wird, das sich mit unseren bisher benutzten Theorien nicht erklären läßt, und dann muss eine neue und bessere Theorie her.

Deshalb heißt es auch Relativitätstheorie und Quantentheorie, und nicht Relativitätswahrheit und Quantenwahrheit. Die absolute Wahrheit gibt es nur im Bereich des Glaubens, und der ist so ziemlich das Gegenteil von Wissenschaft.

Deshalb reagiere ich auch regelmäßig allergisch auf Vorträge oder Ausarbeitungen, in denen jemand Formulierungen wie "wie ich früher schon bewiesen habe" benutzt. Nichts hat er/sie bewiesen, sondern nur eine Theorie aufgestellt, die im besten Fall noch nicht widerlegt worden ist.

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Re: Grundlagen des Donaldismus
geschrieben von: paTrick ()
Datum: 26. März 2024 13:17

Da muss ich selbst widersprechen. Selbstverständlich gibt es eine wissenschaftliche Wahrheit! Ich atme. Ein Apfel fällt, wenn man ihn loslässt. Luft besteht grösstenteils aus Sauerstoff und Stickstoff.

Das sind keine Theorien, sondern Tatsachen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Wahrheit#Wahrheit_in_den_Wissenschaften



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.03.24 13:19.

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Re: Grundlagen des Donaldismus
geschrieben von: Coolwater ()
Datum: 26. März 2024 13:34

Quote
Direpol
Vielleicht könnte man hier von einer Art innerer Wahrheit der Quelle sprechen.

Wie wäre "innere Wahrheit" da zu verstehen? Ich sehe jemand eine "innere Wahrheit" vor allem dann in Stellung bringen, wenn's drum geht, daß man man etwas nicht so nehmen soll, wie es dem Worte nach lautet oder unmittelbar dem Auge erscheint, sondern man durch diese "Oberfläche" der Erscheinungen zur "Wahrheit" der Dinge stoßen soll.

Sagt einer zum Beispiel: "Ja, liebe Leute, als aufgeklärte Menschen des 21. Jahrhunderts braucht ihr Sachen wie Wasser in Wein, auf dem Wasser gehen und so fort nicht wörtlich zu nehmen. Um Zauberkunststücke geht's nicht, sondern um die innere Wahrheit, die in diesen Geschichten und überhaupt in der Bibel liegt."

Ich tät' aber sagen, in den Barks-Fuchs-Berichten ist's genau andersrum. Im ganzen ist's eine ziemlich äußere Wahrheit, die uns der Barks und der Fuchs vor den Latz knallen. Er ist eine Art Kamera und sie eine Art Mikro, die da im Anaversum stehen (als Gedankenlesegerät funzt die Fuchs obendrein).

Was dagegen die Wirkgesetze jener Welt hinter den äußeren Erscheinungen sind, was das Anaversum "im Innersten zusammenhält", das verraten Barks und Fuchs uns unmittelbar nicht. Das können wir aus den "äußeren" Erscheinungen, die "Kamera" und „Mikro" uns übermitteln, mühsam selber zusammenklabüstern. Vollends im Regen stehen lassen uns Barks und Fuchs bei der Frage, was der höhere, tiefere, innere "Sinn" all dessen ist, was wir sehen – und es überhaupt einen solchen Sinn hinter den Dingen gibt. Das bleibt dem Spekulatius der Philosophen überlassen.

Gestern habe ich ein Aufsätzlein über Ranke gelesen, da war der Droysen angeführt, der über Rankes "eunuchische Objektivität" spöttelte. Na, der Droysen hätte wohl Glubschaugen bekommen, wenn er gesehen hätte, wie das "Team" Barks und Fuchs mit "wie es eigentlich gewesen" Ernst macht. Wenn man die Menschheit mit auf Papier gezeichneten Berichten aus dem Anaversum beglücken (oder auch nur unterhalten) will, geht’s kaum eunuchisch-objektiver. Eine Kamera, ein Mikro und einen Gedankenleser ins Reformationszeitalter hineinzuhalten, das wäre wohl Rankes Traum gewesen. Freilich, "Subjektivität" bleibt immer bei der Berichterei, am schlagendsten bei der Wahl dessen, was man berichtet. Ob nun Anaversum oder Reformationszeitalter: Man kann nicht zu jeder Zeit jeden Winkel und jede Ritze mit Kameras und Mikros bestücken und dann ein ungeordnetes Meer an „Information" über die armen Menschen hereinbrechen lassen.

Die Grenzen des Mediums "Comic" setzen einer nackten "äußeren Wahrheit“ des Abbilds freilich Grenzen. Die Medien müssen auf "künstlerische" Stilmittel zurückgreifen, um bestimmte Vorgänge und Erscheinungen auszudrücken. Freilich: Wann, wie, wo, warum – da geht schon das donaldistische Hauen und Stechen los.

Die berühmten fünf Arme. Da geht der eine nun so weit, auch hier bei der nackten "äußeren Wahrheit" dessen, was man sieht, zu bleiben, und verkündet: "Seht her, das Bild beweist's, dem Donald sind für kurze Zeit vier Zusatzarme gewachsen." Der andere will darin bloß ein zeichnerisches Stilmittel erkennen und stemmt dagegen: "Lieber Freund, du redest irr! Es ist nur die rasche Bewegung des einen Arms, im 'Standbild‘, das jedes Bild ist, kann's der Barks nur so ausdrücken“

So tobt das donaldistische Hauen und Stechen über die "fünf Arme“ und wird toben bis ans Ende der Zeiten. Das Entscheidende im Fünfarmestreit ist aber vielleicht nicht, ob fünfe fünfe sind oder eins, sondern was anderes. Beide sind sich einig: Es geht irgendwie um Arme oder um einen Arm. Keiner sagt: "Fünf Arme, da geht's um was anderes, als man da sieht, durch das man durch das bloß äußerliche Symbol 'Arme' durchstoßen muß." So bleiben zuletzt alle kleben am unmittelbaren, rohen Abbild.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.03.24 13:42.

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Re: Grundlagen des Donaldismus
geschrieben von: paTrick ()
Datum: 26. März 2024 14:01

Bitte die nicht die Grundannahme mit dem Inhalt der Berichte verwechseln! Die Grundannahme ist eine Annahme, keine Wahrheit!


Hinsichtlich der Auslegungsfrage, ob die spontane Polybrachie ein realer Effekt ist, das Folgende: Sofern man die Polybrachie als zeichnerisches Stilmittel interpretiert, dann gülte das auch für Polydakylie, verschwindende Lichtschalter oder Wähllöcher, Schmerzsterne, absurde Körperverformungen, hochgehende Hüte, Abheben beim Rennen und und und.

Am Ende bleibt dann eigentlich nichts mehr zum Beforschen übrig, weil es ja nur noch ein Comic voll mit Comicstilmitteln ist. Donaldismus kann nur funktionieren, wenn man die Grundannahme ernst nimmt und die Erklärung, der Zeichner habe geirrt oder ein Stilmittel eingesetzt, ablehnt.


Dass dem Medium Comic Grenzen gesetzt sind, ist unbestritten: Eben diese möchte ich ja gerade ausloten.

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Re: Grundlagen des Donaldismus
geschrieben von: Raskolnikow ()
Datum: 26. März 2024 21:20

Quote
paTrick
Da muss ich selbst widersprechen. Selbstverständlich gibt es eine wissenschaftliche Wahrheit! Ich atme. Ein Apfel fällt, wenn man ihn loslässt. Luft besteht grösstenteils aus Sauerstoff und Stickstoff.

Das sind keine Theorien, sondern Tatsachen.

[de.wikipedia.org]

Da missverstehst Du mich gründlich. Und mit Verlaub, auch den von Dir verlinkten Wikipedia-Artikel.
Zitat aus dem Artikel:

Quote

Mit absoluter Wahrheit (Genauigkeit) ist eine „perfekte, exakte“ Wiedergabe gemeint, die nur für numerische Sachverhalte gelingt, wie z. B. bei der richtigen Angabe der Anzahl von Gegenständen. Im Allgemeinen sind jedoch wissenschaftliche Aussagen wie jegliches Wissen mit einer mehr oder weniger großen Unsicherheit verbunden, so dass dann von relativer Wahrheit gesprochen wird.

Aber ich bin auch weit davon entfernt, etwas für "wahr" zu halten, nur weil es in der Wikipedia steht.

Natürlich gibt es Theorien, die die beobachtete Wirklichkeit besser erklären können als andere. Meinetwegen können wir das "relative Wahrheit" nennen. Aber ich bestehe dabei auf das "relativ". Absolute Wahrheit gibt es nur in der Mathematik (wo alles klar definiert ist und daher Beweise möglich sind) und in der Religion (wo es auf den Glauben und nicht auf das Wissen ankommt).

Zu Deinen Beispielen:

Quote

Ich atme.

Das ist schlicht eine Beobachtung. In Deiner Lunge strömt etwas ein und aus, Dein Brustkorb hebt und senkt sich, und das nennst Du "Atmen". Das könntest Du auch ganz anders nennen. Es geht hier nicht darum, warum Du atmest, was Atmen und Nichtatmen bewirkt, oder was da genau wohin in Dich reinströmt. Das könntest Du mit Theorien zu erklären versuchen, und mit Experimenten mehr oder weniger genau zu belegen trachten. Aber das Du etwas tust, was Du "Atmen" nennst, ist einfach eine Beobachtung. Diesen Umstand als "wahr" zu bezeichnen, ist unsinnig, da Du daraus nichts schliesst und nichts zu erklären versuchst.

Quote

Ein Apfel fällt, wenn man ihn loslässt.

Das ist schon interessanter. Du beobachtest nicht nur, sondern Du schließt aus Deiner Beobachtung, dass ein Apfel, den Du loslässt, immer auch fällt (Du meinst nach unten, nehme ich an). Das hat auch Newton beobachtet, und er hat das "Schwerkraft" oder "Gravitation" genannt. Und er hat seine Beobachtungen in seiner Gravitationstheorie auch wunderbar erklärt. Diese Newtonsche Erklärung war seinerzeit nicht die einzige Erklärung des Beobachteten (siehe z.B. hier), aber sie war gut genug, um sich gegen andere Theorien durchzusetzen. Bis irgendwann jemand festgestellt hat, dass der Merkur auf seiner Bahn etwas stärker eiert, als er es aufgrund der Newtonschen Theorien tun dürfte. Und dann kam Herr Einstein mit einer besseren Theorie, die auch diese Beobachtung erklären konnte.

Nebenbei: wenn Du den Apfel außerhalb eines Gravitationsfeldes loslässt, fällt er auch nicht. Oder wenn Du ihn an einem Lagrangeschen Punkt losläßt, in dem sich die Gravitation und andere Kräfte aufheben.

Quote

Luft besteht grösstenteils aus Sauerstoff und Stickstoff.

Dies ist nun keine Beobachtung, sondern tatsächlich eine Theorie über die Beschaffenheit der Luft. Damit gibst Du den aktuellen Stand der Wissenschaft wieder, mehr aber auch nicht. In der Vergangenheit gab es alle möglichen Erklärungsversuche, woraus Luft so besteht, und die mehr oder weniger gut erklären konnten, weshalb Vögel fliegen können und Holz brennt. Am schönsten finde ich die Phlogistontheorie und die vom Äther. Diese Theorien waren damals auch der aktuelle Stand der Wissenschaft. Wer weiß, vielleicht wird irgendwann auch unsere Theorie, dass sich Luft aus verschiedenen Molekülen zusammensetzt, widerlegt.

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Re: Grundlagen des Donaldismus
geschrieben von: paTrick ()
Datum: 26. März 2024 21:54

Noch einmal, werter Rakolnikow: Du verwechselst die Grundannahme mit den darauf fussenden Daten.

Eine Annahme ist eben eine Annahme und keine Messung oder Ähnliches.

Ich verstehe auch nicht, warum Du Offensichtlichkeiten zerredest. Wo soll das hinführen?

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Re: Grundlagen des Donaldismus
geschrieben von: McDuck ()
Datum: 26. März 2024 21:55

Ich möchte mich da schon dem geschätzten Rassehund anschließen und Bedenken gegenüber dem Wahrheitsbegriff äußern. In den Geisteswissenschaften wird der inzwischen so gut wie nicht mehr verwendet und, weil ja schon der Name Ranke fiel, auch das "wie es eigentlich gewesen" ist längst nicht mehr aufrechtzuerhalten. Naturwissenschaftlich mag man von Wahrheiten ausgehen, aber ich gebe zu bedenken, dass auch das geozentrische Weltbild in der vorkopernikanischen Zeit als Wahrheit gesehen worden wäre. Was wir heute als wahr empfinden, mag eine künftige Theorie widerlegen, wie ja auch Relativitäts- und Quantentheorie das Verständnis der Realität radikal geändert haben. Ich persönlich würde es vorziehen, wissenschaftlich überhaupt ohne einen Wahrheitsbegriff auskommen zu können (abgesehen einmal von philosophisch-semantischen Wahrheitstheorien). In unserem konkreten Fall sind für mich Barks und Fuchs authentische Quellen/Medien, die die Realität sehr exakt beschreiben. Abgesehen von möglicherweise einer gewissen Unschärfe, über die wohl noch trefflich zu streiten sein wird.

Ich möchte gerne noch eine weitere Grundsatzfrage in die Diskussion einwerfen. Wir gehen nämlich von einer Grundannahme aus, die aber – abgesehen von einigen Überlegungen zur Kanonizität – nicht bewiesen ist. Können wir das nicht? Oder ließe sich ein brauchbares Theoriemodell entwickeln, das unsere Grundannahme stützt?
Der Fuchsismus ist für mich begründbar, da Barks mit dem in Entenhausen gesprochenen Deutsch wenig anzufangen wusste und Fuchs damit die wesentlich bessere textliche Überlieferung bereitstellen konnte. (Falls nun der Einwand kommt, dass die Ducks gar nicht Deutsch sprächen, frage ich mich, warum wir uns dann überhaupt den Fuchstext ansehen. Dann wäre es am plausibelsten, dass der Urbarks richtig ist und ein großer Teil der bisherigen Forschung wäre völlig verfehlt und zum Kübeln. Schudder!)
Aber lässt sich auch der Barksismus wissenschaftlich begründen?
(Ich operiere für weitere Gedanken hier mit dem Barksonen-Modell, weil mir das so gut gefällt. Zack!)
Ließe sich also eine Theorie des Barksonenübertritts ins Anthropoversum und der (wahrscheinlich unbewussten) Wahrnehmung durch das Medium entwickeln, wäre uns sehr gedient. In so einer Theorie könnte der Mediumsbegriff ab einer gewissen Anzahl empfangener Barksonen definiert werden, wodurch dann klar wird, dass nur Barks und Fuchs legitim als Medien betrachtet und ihre Werke als Wiedergabe der Realität studiert werden können. Andererseits wissen wir, dass Taliaferro immerhin mit Oma Duck, Donalds Neffen und seinem 313 wichtige Bestandteile des Anaversums erstmals erkannt und beschrieben hat. Der OsKK hat ihn dementsprechend (zu Recht, mMn) zu den deuterokanonischen Quellen gezählt. Taliaferro wird nicht den oben angesprochenen, zu definierenden Kriterien des Mediums entsprechen, aber einige Barksonen dürfte er empfangen haben. Und es geht noch weiter: Ist es denn realistisch, dass 1934 und in Folge in den Disney-Studios eine kreative Figur mit Namen Donäld Dack erfunden wurde, die zufälligerweise optisch erhebliche Ähnlichkeiten mit der realen Person Donald Duck aufweist? Oder hat zumindest ein einziges Barkson damals irgendeinem Disney-Mitarbeiter eine sehr ungenaue Vorstellung davon geliefert, dass es so eine Person gibt und er hat daraufhin eine entsprechende Figur gestaltet? Was natürlich nicht in Zweifel stellt, dass die in Folge ausgedachten Geschichten samt und sonders hanebücherner Unfug sind. Letztlich könnten bisher beschriebene historische Objekte wie die Scheibenfibel von Illerup Ådal oder das, worauf Reinhard Mohr hingewiesen hat, ebenfalls durch Fluss und Wahrnehmung einzelner Barksonen erklärt werden.

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Re: Grundlagen des Donaldismus
geschrieben von: McDuck ()
Datum: 26. März 2024 22:02

Quote
paTrick
Noch einmal, werter Rakolnikow: Du verwechselst die Grundannahme mit den darauf fussenden Daten.

Eine Annahme ist eben eine Annahme und keine Messung oder Ähnliches.

Aber, lieber paTrick, warum muss die Grundannahme mit dem Begriff "Wahrheit" operieren? Die erste Formulierung mit Authentizität und Realität finde ich weniger problematisch.

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Re: Grundlagen des Donaldismus
geschrieben von: paTrick ()
Datum: 26. März 2024 22:12

Ah, sorry Raskolnikow: Habe mal wieder was falsch verstanden. Du hast Recht. Wahrscheinlich ist "authentisch" ebenso problematisch wie "wahr". Wie wäre es mit "tatsachengetreu"? Das schließt zuum Einen ein, dass es sich bei den Ereignissen um tatächliche Ereignisse handelt, und dass sie getreu wiedergegeben werden.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.03.24 22:15.

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Re: Grundlagen des Donaldismus
geschrieben von: Orville Orb ()
Datum: 27. März 2024 09:05

Quote
paTrick
Wir benötigen für die Grundannahme "Barks und Fuchs berichten wahr(heitgemäß aus Entenhausen)" zunächst gar keine wahrheitsphilosophische Grundlage.
Es genügt die wissenschaftliche, aber auch landläufige Definition, nämlich "Wahrheit ist die Übereinstimmung einer Aussage mit der Wirklichkeit".

Dieser naturwissenschftlich-technische Ansatz führt uns aber alsbald zur Frage der Genauigkeit, denn hier sind dem Medium Comic nun einmal Grenzen gesetzt. Ich will die Diskussion aber an dieser Stelle nicht zerfasern, denn hier sind der Beispiele unzählige.

Was du als landläufige Definition beschreibst ist eben genau das: eine wahrheitstheoretische Grundlage (eben genau das, was man eine Korrespondenztheorie nennt und was ich zwei Beiträge vorher vorgeschlagen habe…). Wahrheit ist halt ein philosophischer Begriff. Das wär jetzt ausnahmsweise mal ein Gebiet, in dem ich (und ein paar andere hier) tatsächlich ausgebildet bin und weiterhelfen könnte, wenns darum geht die Dinge etwas sauberer zu formulieren (bin auch kein Experte in Wahrheitstheorie und Erkenntnistheorie, aber es sollte schon langen). Also, ich biete gerne meine Hilfe an, wenn was da ist, formulierungsmässig mitzuhelfen.

Ich finde, den Vorschlag des Korjackenknackers nicht ganz von der Hand zu weisen. Ich glaube, der wird aber relevant, wenn wir die Wahrhaftigkeit verschiedener Quellen bewerten wollen.

Grundsätzlich würd ich versuchen, das einfach mal voranzutreiben, ohne sich zu viel in Diskussionen einzulassen, was Wahrheit ist, etc.

Ich werde dann wohl doch auch mal meinen alten Artikel veröffentlichen, da das was ich davon hier gepostet habe, ja in der Diskussion eher ignoriert wird…

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Re: Grundlagen des Donaldismus
geschrieben von: Raskolnikow ()
Datum: 27. März 2024 09:20

Quote
paTrick
Noch einmal, werter Rakolnikow: Du verwechselst die Grundannahme mit den darauf fussenden Daten.

Eine Annahme ist eben eine Annahme und keine Messung oder Ähnliches.

Ich verstehe auch nicht, warum Du Offensichtlichkeiten zerredest. Wo soll das hinführen?

Ich weiß nicht so recht, was ich von Deiner Antwort halten soll. Ist sie ironisch gemeint?

Du bringst eine Beobachtung ("Ich atme"), eine nicht allgemeingültige Folgerung ("Ein Apfel fällt, wenn man ihn loslässt.") und eine wissenschaftliche Theorie ("Luft besteht grösstenteils aus Sauerstoff und Stickstoff.") als Beispiele für "Tatsachen" und "Wahrheiten". Ich mache mir die Mühe, Dir zu erklären zu versuchen, weshalb sie gerade das nicht sind. Und Du wirfst mir vor, dass ich nicht zwischen Annahmen und Daten unterscheiden kann.

Warum ich diese "Offensichtlichkeiten" zerrede? Weil sie offensichtlich nicht offensichtlich sind, zumindest nicht für Dich!

Wenn wir wissenschaftliche Forschung betreiben wollen, müssen wir uns auch wissenschaftlicher Methoden bedienen. Und da gibt es nur ganz wenige Grundannahmen, die in Frage zu stellen nicht sinnvoll ist. Diese Grunddannahmen sind aber notwendig, weil ohne sie Forschung beliebig wird.
Du nanntest weiter oben zwei dieser für den wissenschaftlichen Donaldismus wesentlichen Grundannahmen. Eventuell gibt es noch mehr, eventuell müssen wir sie anders formulieren.

Wenn aber irgendjemand seine eigenen Theorien (oder meinetwegen auch die eines anderen) als "Wahrheit" bezeichnet, verläßt er den Boden der Wissenschaft. Dann bewegen wir uns in den Bereich des Glaubens, oder wir lauschen einem Menschen, dem sein eigenes Ego über den Erkenntnisgewinn geht. Oder auch beides. Aber zu beidem habe ich keine Lust.

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Re: Grundlagen des Donaldismus
geschrieben von: Raskolnikow ()
Datum: 27. März 2024 09:47

Quote
paTrick
Ah, sorry Raskolnikow: Habe mal wieder was falsch verstanden. Du hast Recht. Wahrscheinlich ist "authentisch" ebenso problematisch wie "wahr". Wie wäre es mit "tatsachengetreu"? Das schließt zuum Einen ein, dass es sich bei den Ereignissen um tatächliche Ereignisse handelt, und dass sie getreu wiedergegeben werden.

Ah, das lese ich jetzt erst, nach meiner Antwort von eben. Offenbar haben wir aneinander vorbei geredet/geschrieben.

Quote
Orville Orb
Ich werde dann wohl doch auch mal meinen alten Artikel veröffentlichen, da das was ich davon hier gepostet habe, ja in der Diskussion eher ignoriert wird…

Ich zumindest habe das nicht ignoriert, werter Orville. Ganz im Gegenteil, das ist etwas, auf dem wir aufbauen können. Ich bitte um genauere Ausführung bzw Veröffentlichung!

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