Datum: 04. Juni 2023 22:59
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Beppo
Nur die Heldenverehrung würde ich nicht hinkriegen.
Es ist wohl wirklich die Gnade der Geburt. Viele Üvierziger mögen oder gar lieben die Rosageschichten, aber es sind nur Uvierziger, die den Rosa über den Barks heben. Eben die, die den Rosa in ihrer Kindheit gelesen haben. Bei uns Barksern ist's ja nicht anders. Wir alle haben den Barks als Kinder gelöffelt. Nur so senkt er sich in die Seele ein. Die Berichterstattung ging bei uns 1951 los. Gibt es in Deutschland einen Barkser, der vor 1940 geboren ist? Kaum. (Eher liegt die Scheide bei 1945 – toppt einer die 1944 von Volker Reiche?)
Man sehe doch, wie viele Ältere an dem Strobl einen Narren gefressen haben. Oder man beschaue die (vergreiste) Hansrudi-Wäscher-Gemeinde. Wäscher ist gegenüber den Vorbildern Foster, Raymond, Hogarth das, was Strobl gegenüber Barks ist. Strobl und Wäscher – "objektiv" hat ihre Zeichenkunst Grenzen. Aber die Leute haben's als Kind gelesen, und drum lieben sie's. So ist's auch bei den Jungrosaisten, für die der Barks nur Unterbau oder Beiwerk ihrer Rosawelt ist.
Es ist sinnlos, sich als Barkser drüber zu ärgern. Es ist ja nicht so, daß bei den Jungen der Rosa auf dem Heilswege zum Barks im Weg stünde. Im Gegenteil, eher ist's so, daß viele Jüngelchen durch den Rosa überhaupt erst auch zum Barksheil gestoßen sind. Ohne den Rosa wären sie nicht zum Barks gekommen, sondern hätten bei Mangas oder anderem neumodischen Firlefanz geendet.
Den Kohlkanzler habe ich übrigens erst 1990 im Zuge der Wiedervereinigung zur Kenntnis genommen, die ganzen achtziger Jahre lang wußte ich nichts von ihm. Das ist insofern erstaunlich, als ich als Kind in der zweiten Hälfte der Achtziger durchaus über die allgemeinen Verhältnisse (Mauer, Teilung, Ostblock, Soffjetunion, USA) Bescheid wußte. Den Reagan kannte ich mindestens seit 1986 ("Challenger"-Unglück), wahrscheinlich sogar länger, auch die englische Königin kannte ich schon "immer". Aber vom Oberindianer im eigenen Land, wer das ist, wie er aussieht, wie er heißt – ich hatte keinen blassen Schimmer.
Man kann das nun auf die berühmte "Durchschnittlichkeit" Kohls zurückführen. Der Reagan und die Königin (Krone!) waren einfach auffälliger. Ehrlicherweise muß man anführen, daß die USA in der Welt mächtiger sind und auch in der zweiten Hälfte der Achtziger in der BRD "nix los war". Wie soll man da als Kind den Kohl kennen? Wäre der US-Boß in den achtziger Jahren nicht Reagan gewesen, sondern ein Langweiler wie Gerald Ford oder Benjamin Harrison – wahrscheinlich hätte ich den auch eher gekannt, einfach weil's Amerika ist.