Datum: 14. Oktober 2023 13:30
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McDuck
Im neuesten Band der Fantagraphics-Edition wurde eine Seite aus Gnadenlos (selbstmurmelnd die mit dem wilden Weib) kommentarlos gestrichen.
Grad das
WDC-Originalheft von 1946 mit dem Bericht angeguckt (im Netz natürlich). Glück für die Zenser: Hier läßt sich einfach eine Seite entfernen, an der Nahtstelle fügt sich der Restkörper des Berichts einigermaßen glatt zusammen. Wäre man gezwungen, einzelne Bilder herauszunehmen, es machte Schwierigkeiten. Wobei, nicht unbedingt in diesem Bericht, besteht er doch durchgehend aus gleich hohen Viererreihen, und kein einziges Bild durchbricht die Reihengrenze. Zumindest Zweibilderreihen könnte man hier überall rausnehmen, wenn'snicht vier sind, tät' der Bericht halt mitten auf der Seite enden.
Daß wohl kein einziger Fantaband mehr von einem solchen Eingriff frei ist … ich hab'mich dran gewöhnt, nehm's mit einem genervten Augenrollen hin, statt innerlich im Zwergenaufstand gegen den Lizenzherrn zum Bastillesturm zu rüsten. So ist das, man stumpft ab, der Mensch ist ein Gewöhnungstier.
Ein solcher Hineinpfuschakt pro Fantaband als Geßlerhut "muß" wohl sein … Die Fantareihe neigt sich Gott sei's gelobt mählich dem Ende zu, und nach aller Voraussicht ist es die letzte aufwendige Barksreihe, bei der ich mitgehe. Als Barksreihenmitgeher (-käufer) werde ich absehbar in den Ruhestand eintreten.
Das Wilde Weib von Watuland heißt im Urbarks Wild Woman of Borneo. Borneo hat zumindest in unsrer Welt net grad Urbewohner, die sich irgendwie als "Schwarze" einordnen lassen, als eine "Schwarzafrikanerin" ist das Wilde Weib aber recht deutlich gezeichnet. Donald sagt hallo zu ihr mit: "Howdy, dah, wile wooman! How is you all, chile!" – "A gent'man from de South!" freut sich das Weib. Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob ebenfalls Südstaatenmundart sein woll, wie das Weib spricht. Es liegt auf der Hand, daß das Weib nicht wild ist und nicht von Borneo kommt, daß es vielmehr für die Zirkusschau in diese Rolle geschlüpft ist und seine Wiege in Alabama oder Karolina stand. Das Weib hat sich auch die Zähne grad erst beim Zahnarzt schärfen lassen, ist als Wildes Weib nicht schon fix und fertig aus einem "Urwald" gekommen. Was mir übrigens zum ersten Mal auffällt: "fried chicken"! In Amerika ein
Schwarzenstereotyp.
Da kommt ja doch einiges zusammen: übergroße Wulstlippen, gespitzte Zähne, fette Ohrringe, mit Reifen geschmückter, womöglich gestreckter Hals ("Giraffenhals"), Mundart/"Slang" (Südstaaten?), Brathähnchen. Vielleicht wies der Lizenzherr die Fantagraphiker nicht eigens an, die Seite zu tilgen, sondern sie taten's in vorauseilendem unwilligem Gehorsam. Man kann sie verstehen. Furchtbar ist's, wenn der Herr zürnt.
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 14.10.23 13:36.