Datum: 19. August 2023 11:04
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Coolwater
Nachtrag: Meine ostbayerische Mutter, Jahrgang 1943, teilte mir soeben mit, sie habe das Wort noch nie gehört. Man besehe noch einmal die Wortverlaufskurve. "Stucken" (offenbar eine gewaltsam-kühne Verdeutschung von "studieren" – Studentensprache?) ist schon im 17. Jahrhundert in die Tiefe gesunken und kann eher schon seit 1700 (!) klinisch tot genannt werden. Wahrscheinlich hat's die Fuchs nicht vom Munde eines Franken geklaubt, sondern bei einem ihrer Klassiker aufgelesen und es gerade als nie gehörtes fancy Wort im Oberstüberl behalten und endlich dem Entenhausener Knaben ins Schnäbelchen gelegt.
Das Grimmsche Wörterbuch weiß wie immer alles:
"stucken, vb. , ein obd. wort von mannigfacher bedeutung.
1) laut und polternd zanken: drinnen war der dokter, der ... mit dem alten herrn gewaltig stuckte und derselbe mit dem doktor Gotthelf ges. schriften 22, 227; in vielen mundarten 'hadern, wortwechseln, zanken' u. ä. Hunziker Aarg. 263; Stalder 2, 412; Fischer 5, 1901; Schöpf 724; ähnlich stucken 'sich mit jem. besprechen, schwatzen' Fischer a. a. o.; von etwas stucken 'sich darüber besprechen' ebda; 'aus verdrusz nur kurze antworten geben' Schmeller-Fr. 2, 731. vgl. hierzu ahd. stuckent lacessunt bei Wadstein as. sprachdenkm. 91, 12; nfrk. stukida irritavit van Helten psalmenfragm. 83 und norw. stoka, stuka lärmen, poltern, tummeln.
2) weiterhin bedeutungen wie 'über etwas nachdenklich werden', 'unangenehmes überdenken', 'in der rede stocken' s. Fischer 5, 1901; dazu in der österr. pennälersprache stucken ochsen, heftig studieren.
3) specieller: ein mädchen stuckt fürchtet schwanger zu sein Fischer a. a. o. — nicht durchsichtig ist der nachfolgende beleg: auf solches sagte ich zur jungfrau, ich hätte ihr einen jahrmarkt verspielet, den wollte ich ihr an einem ringe gewähren, wo sie denselbigen auf liebe und treue annehmen wollte, darauf sie was stuckte Schweinichen denkwürd. 532 Österley."
Hier also in Bedeutung 2).