Datum: 29. März 2024 17:21
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paTrick
Da widerspreche ich Dir in jedem einzelnen Punkt. Als Beispiel mag Dir die Quantenphysik dienen: Diese beschreibt nämlich ganz trefflich ebenfalls eine andere "Welt", in der z.B. keine Kausalitäten mehr existieren.
Das ist genau das Missverständnis, das ich meine. Die "Welt" des quantenphysikalischen Bereichs und die "Welt" des makrophysikalischen Bereichs funktionieren verschieden, aber sie sind Teil einer Welt. Quantenphysikalische Phänomene können z.B. makrophysikalische Phänomene erklären. Ich kann makrophysikalische Objekte zerlegen, und erhalte quantenphysikalische Objekte. Etc. pp.
Überlegungen mit "möglichen Welten" wären schon näher am Begriff des Diskursuniversums.
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paTrick
Im Gegenteil! Die Einschränkungen in Bezug auf Sprechblasen und Lautwörter benötigen keinen Bezug zum Anthropoversum, denn auch im Anaversum ist von Schall und vom Hören die Rede.
Das Problem ist einfach immer wieder, dass die zweite Grundannahme ZU selbstverständlich ist. In deinen Einwänden greifst du selbst immer wieder auf sie zurück. Woher weißt du denn, dass die Ausdrücke "Hören" und "Schall" auf dieselben Phänomene verweisen? Eben weil du wieder die zweite Grundannahme angewendet hast. Ich weiß ja, dass meine Gegenbeispiele immer etwas abstrus klingen. Aber gerade die Absurdität der Gegenbeispiele zeigt wie selbstverständlich die zweite Grundannahme ist.
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paTrick
Auch hier erntest Du meinen Widerspruch: Es gibt nämlich nicht einen einzelnen Grund, das Anaversum für diskret zu halten, zum Anderen aber sehr wohl Belege für einen kontinuierlichen zeitlichen Ablauf (z.B. Uhren).
Natürlich halte ich das Anaversum nicht für diskret. Und natürlich gibt es innerhalb des Universums keine Gründe dafür das anzunehmen. Der Punkt ist ein anderer: Wenn Barks/Fuchs wirklich wahrheitsgemäß berichten, d.h. wenn die Abbildungen einer Realität entsprechen, diese Abbildungen aber diskret sind, dann müssen wir, laut der ersten Grundannahme, auch sagen, dass diese Welt diskret ist. Das wäre offensichtlich absurd. Warum ist es absurd? Weil noch eine zweite Grundannahme im Spiel ist. Und genau weil es diese zweite Grundannahme gibt, haben wir auch Anlass die erste Grundannahme einzuschränken.
Die Existenz einer Uhr sagt nichts darüber aus, ob die Welt kontinuierlich ist oder nicht. Ich habe ein Bild mit einer Uhr, der Zeiger ist auf der zwölf. Ich habe ein weiteres Bild mit einer Uhr, der Zeiger ist auf der Eins. Mehr hab ich nicht, ohne die Grundannahme. Ohne die zweite Grundannahme kann ich nicht wissen, ob sich der Zeiger vom einen Panel zum andern Panel von der zwölf auf die eins
bewegt hat. Ich weiß, dass ich hier die ganze Zeit absurde Hypotheticals vorbringe. Ich versuche nur immer und immer wieder damit zu zeigen, dass diese Hypotheticals nicht absurd wären, wenn wir nicht die zweite Grundannahme unbewusst verwenden würden.
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paTrick
Wozu ich mich hinreißen ließe wäre allenfalls die Feststellung, dass es zwischen Ana- und Anthroversum einige Ähnlichkeiten gibt, weshalb Analogien zulässig sein können. Diese zu irgendeinem Prinzip zu erheben, halte ich für falsch.
Hierzu ein Beispiel: Wir wissen, dass die Verteilung der Kontinente der unsrigen stark ähnelt. JORDAN hat das in St. Pölten recht eindrücklich gezeigt, gleichzeitig aber auch die Einschränkung der Unschärfe belegt (weiter oben wurde diese Unschärfe als Mesoskopie bezeichnet). Nichtsdestotrotz kann ich einen Atlas von Terra anatium auf der Grundlage unseres anthropoversalen Globus erstellen. Er wird aber nicht der Gleiche sein, denn am Ende sind es die Unterschiede die ihn interessant machen. Ich bediene mich also einer gewissen offensichtlichen Analogie, ohne diese am Ende zum absoluten Prinzip zu machen. und genau solch ein Prinzip wäre ja eine zweite Grundannahme.
Ahhh, ich glaube ich steige langsam dahinter, was das Problem ist. Ich meine natürlich nicht ein "absolutes Prinzip". Aber davon war auch nie die Rede. Denn auch die erste Grundannahme ist kein "absolutes Prinzip", denn es gibt ja Einschränkungen. Natürlich hat auch die zweite Grundannahme Einschränkungen, und sogar sehr, sehr, sehr viele Einschränkungen.
Ich wiederhole mich immer wieder: Warum sind denn die Unterschiede interessant????
Ein Unterschied ist nicht interessant, wenn ich nicht vorher davon ausgehe, dass die Vergleichsgegenstände eine grundlegende Gemeinsamkeit haben.
Es gibt einen guten Einwand gegen meine zweite Grundannahme, der vielleicht in dem von dir vorher Gesagten implizit ist: Ja, es gibt eine Analogie, aber diese Analogie ist nicht transzendental (= ist keine Grundannahme), sondern empirisch (= beobachtbar). Und wir sehen ja die Gemeinsamkeiten. Z.B. weißt Entenhausen sehr viele Ähnlichkeiten mit einer Kleinstadt in den USA der 60er Jahre auf. Oder Äpfel fallen Bäumen wie bei uns.
Aber auf Grundlage dieser Ähnlichkeiten könnten wir niemals annehmen, dass es im Anaversum eine ähnliche Menschheitsgeschichte gab wie bei uns noch könnten wir daraus annehmen, dass Äpfel aus Atomen bestehen. Ersteres, weil wir nur eine ganz ganz spärliche Quellenlage über vergangene Ereignisse haben. Letzteres ganz einfach weil wir nur keine Experimente und Messungen dort durchführen können.
Wir wissen einfach ganz wenig, weil unsere Quellen begrenzt sind, und weil wir keine Experimente durchführen können. Der mikrophysikalische Bereich ist fast umdokumentiert. Aus der Beobachtung einer oberflächlichen Ähnlichkeit können wir aber nicht ableiten, dass diese Ähnlichkeit auch z.B. im mikrophysikalischen Bereich zutrifft. Die Ähnlichkeit zwischen unserem Universum und der Entenhausener Welt wird eben nicht aus empirischer Beobachtung gewonnen - soviel Ähnlichkeiten es auch geben mag - sondern sie wird immer unterstellt. Deswegen sind Unterschiede interessant.
Wie gesagt: Ohne eine weitere Information ist es genauso plausibel anzunehmen, dass Atome die letzten Bestandteile in der Entenhausener Welt sind wie die gegenteilige Annahme, dass sie aus weiteren Elementarteilchen bestehen. Und es gibt noch tausend andere Möglichkeiten. Wir ziehen aber eine Theorie vor, die nicht so abstruse Annahmen macht, sondern erst einmal davon ausgeht, dass es sich so verhält wie bei uns. Das ist das wovon wir ausgehen, um Unterschiede zu finden.