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Re: Von der Fuchskrittelei zur Fuchsschelte
geschrieben von: Theodora Tuschel ()
Datum: 24. September 2023 19:43

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Beppo
EF hatte zufälligerweise ein besonders herausragendes Talent für genau den Job, den sie mit viel Glück ergattert hat. So wie Luther optimal für die Bibel geeignet war.

Ja. Für uns war es ein sehr glücklicher Zufall. Oder doch nicht? Es ist schon auffällig, dass in den ersten zehn oder fünfzehn Jahren nach dem Krieg auch in Dänemark, Schweden und Norwegen sehr gute Übersetzer:innen tätig waren, alle hoch gebildet und auch sonst nicht dumm. Woanders vielleicht auch. Wenn ich polyglott wäre, würde ich einen Vergleich anstellen zwischen allen europäischen Übersetzungen von 1948 bis 1960. Fände ich spannend.

Dass Luther kein so großer Zufall war, glaube ich auch. Hätte es ihn nicht gegeben, wäre ein anderer gekommen. Die Zeit war einfach reif Anfang des 16. Jahrhunderts. Wobei meine Verehrung für Luther als sprachgewaltigen Riesen meiner Verehrung für Erika Fuchs nahekommt. Der hat eine sprachliche Modernisierung einfach nicht nötig. (Kleiner Seitenhieb gegen modische Textkorrekturen.)

Seltsam finde ich einen anderen Aspekt: Nicht nur von Fuchs, auch von Helene Kløvstad (Norwegen) lese ich, dass sie sich aus Comics eigentlich nichts machten und nie welche lasen. Außerdem ist zuverlässig überliefert, dass beiden der Niveauunterschied zwischen Barks' Duck-Geschichten und anderen Storys nicht aufgefallen ist. Das finde ich wirklich verwirrend, wenn ich an die Qualität ihrer Texte denke. Professionelle Distanz? Ich übersetze hin und wieder viktorianische englische Literatur. Meine Erfahrung: Ich übersetze umso lieber, umso genauer, umso kreativer und umso besser, je besser ich das Werk verstehe (Selbstverständlichkeit) und je mehr ich es mag. Eine (Bilder-)Geschichte, die mich eigentlich nicht interessiert, richtig gut zu übersetzen - das geht eigentlich nicht.

Nota bene: Das hier ist natürlich nicht Wissenschaftlicher Donaldismus, sondern Äußerer oder Literarischer Donaldismus.

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Re: Von der Fuchskrittelei zur Fuchsschelte
geschrieben von: Beppo ()
Datum: 25. September 2023 06:41

> Helene Kløvstad

Vielleicht ist der Unterschied zwischen Helene Kløvstad und EF der gleiche wie der zwischen 99 % und 95%. Der ist vorhanden, aber sehr schwer zu beschreiben.

Weißt du Näheres, Tuschelnde? Kamen welche der skandinavischen Übersetzerinnen auch aus dem Stall von Reader's Digest? Die Zeiten nach 1929 (Barks) bzw nach 1945 (Fuchs) waren ja recht aufgewühlt. Da musste mancher Hochqualifizierte (m/w/d) jobmäßig nehmen, was er kriegen konnte,

There is a tide in the affairs of men which, taken at the flood, leads on to fortune. (Tante Gugel bietet mir hier die Übersetzung "Der Strom der menschlichen Geschäfte wechselt; nimmt man die Flut wahr, führet sie zum Glück." an. Nicht so gut wie das Original, höchstens 95 %.)

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Beppo

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Re: Von der Fuchskrittelei zur Fuchsschelte
geschrieben von: Coolwater ()
Datum: 25. September 2023 11:38

Der Vergleich mit Norwegen zeigt noch eine weitere glückliche Fuchsfügung, die wir mehr-weniger als gegeben hinnehmen: Die Fuchs lebte und wirkte lang genug, um sich des gesamten Barkswerks anzunehmen. Bis der Barks bei uns durch war, das hat ja hier wie anderswo in Europa ein halbes Jahrhundert gedauert, bis ums Jahr 2000. Was, wenn sie um 1965 keine Lust mehr auf Donald, Goofy und Ede Wolf gehabt hätte oder wenn da der Bepponische Dachziegel gefallen wäre und den Weltenlauf geändert hätte? Oder wenn sie schon mit siebzig friedlich im Bett gestorben wäre?

Die Norweger haben ja nicht eine, sondern zwei, ja zweieinhalb Erika Füchse: Helene Kløvstad (1903–1998), die erste Fuchs, wirkte bis 1960. Elisabeth Skaare (1926–2009) zähle ich als halbe Fuchs. Sie war nur für kurze Zeit in den frühen Sechzigern tätig, hinterließ da aber etwa die denkwürdig-klassische norwegische Übersetzung des Zwergindianerberichts. Die zweite Vollfuchs war Vivi Aagaard (1918–1992) in der Zeit von 1962 bis 1989.

1989 war in Norwegen freilich noch nicht der ganze Barks durch. Überhaupt – in den skandinavischen Ländern ist immer weniger Barks veröffentlicht worden als hierzulande, man mache für beliebige Berichte bei Inducks den Stichprobenvergleich. Maharadscha für einen Tag zum Beispiel erschien in Skandinavien schon in den siebziger Jahren in den dortigen Entsprechungen der Melzerbände, aber in gescheiter Form in einem Heft in Dänemark, Schweden und Norwegen erst 1994 und in Finnland, man glaubt's kaum, 2003! Die Skandinavier sind nun nicht weniger barksnärrisch als wir, aber es ist eben der Fluch kleinerer Sprachgemeinschaften mit niedrigeren Auflagenhöhen für Druckwerk, daß man dort dreimal nachdenkt, bevor man die Presse anschmeißt.

Die norwegischen Füchse lebten ja alle länger, als sie wirkten. Ich weiß nicht, ob sie nach 1989 eingespannt wurden, um die noch ausstehenden Barkse zu übersetzen. Solang ich's nicht weiß, geh' ich davon aus, es war nicht so. Das heißt, fürs Resteessen mußte noch ein vierter Mensch ran. Wohl Harald Dyrkorn, der Hauptübersetzer der Nachaagaardzeit, der sich dann unter anderem bei der Vernorwegischung des Rosawerks einen Namen machte. Dyrkorn ist gewissermaßen der norwegische Peter Daibenzeiher.

Das heißt, im norwegischen Barkswerk haben wir es mit vier, vielleicht sogar noch mehr Übersetzern zu tun. Ich sag' jetzt nicht, daß man damit nicht leben könnte, die Norweger tun's offenbar, und das nicht schlecht. Ihre Übersetzer haben gewiß alle ausgezeichnete Arbeit geleistet, und die Mehrstimmigkeit im Barkswerk ergibt wohl keinen Mißklang. Es ist also wohl nicht so, als müßte bei uns in der Barksgesamtheit die Fuchs sich den Platz mit Chotjewitz teilen, sondern mehr so, als tät' sie's, sagen wir, mit Kabatek, Kinkel und Daibenzeiher.

Damit müßten und könnten wir wohl gut leben, und bei einem frühen Ausscheiden Fuchsens würden wir danach entstandene Kabatek-, Kinkel- und Daibenzeiherübersetzungen der Berichte als deren beste Form annehmen und ehren. Doch wir haben, Fuchsens langem Leben und ihrer Übersetzmunterkeit bis zum letzten Atemzuge sei Dank, den ganzen Barks in einem Fuchsguß (jaja, zwei oder drei Spätfieselschweife haben wir nur mit Grotetext; drauf geschissen, Pienatz!), und das, Herrschaften und Frauschaften, ist nicht selbstverständlich, und es ist wunderbar!

Die Dänen mit ihrer neunundneunzigjährigen Sonja Rindom hat's ja ähnlich gut erwischt, nach meinem Wissen hatte sie gleich der Fuchs den gesamten Barks unter ihren Fittichen (wenn auch dort offenbar der Rindomtext nicht ganz so als unantastbare heilige Kuh gesehen wird wie hierzulande der Fuchstext). Von der Barksübersetzerei in, sagen wir, Finnland, Italien, Frankreich, Holland weiß ich nun null Komma gar nix. Aber daß ein Mensch über viele Jahrzehnte den ganzen Barks durchgeackert hat – das ist wohl die Ausnahme.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 25.09.23 11:50.

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Re: Von der Fuchskrittelei zur Fuchsschelte
geschrieben von: Beppo ()
Datum: 25. September 2023 14:07

Ein bisschen betreiben wir gerade Chaosforschung. Warum gibt es auf Deutsch den ganzen Barks in einer exzellenten Übertragung (oder manchmal auch in zweien)? Weil 1950 in China ein Sack Reis umgefallen ist. Oder vermutlich eher NICHT umgefallen ist. Oder steckt da gar ein höheres Wesen mit einem tetragrammatischen Namen dahinter? Fuchs/Barks ist ein Zufallsprodukt wie Valentin/Karlstadt, Loriot/Hamann, Nanker/Phelge oder Gilbert/Sullivan. Wenn es sie nicht gegeben hätte, würde niemand darüber spekulieren. Die Wolken ziehn dahin. Sie ziehn auch wieder her.

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Beppo

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Re: Von der Fuchskrittelei zur Fuchsschelte
geschrieben von: Coolwater ()
Datum: 25. September 2023 14:59

Die Welt ist ein Würfelspiel, Gott der große Knoblist, und ich liebe Was-wäre-wenn-Grübeleien.

Was wäre, wenn die Fuchs Ende der sechziger Jahre nicht mehr gemocht oder gekonnt hätte? So könnt's weitergegangen sein: "Kommissarisch" hätte der Kabatek sich, zumindest für den "wichtigen" Donald, der Übersetzerei angenommen. Er konnt's schon. In Asterix und in den Onkel-Dagoberts-Schatztruhe-Alben hat er sich ausgetobt. Aber das ist schon ein etwas anderer Ton und Witz als bei der Fuchs. Für denkwürdige Barksberichte hätte Kabatek vielleicht denkwürdige Übersetzungen geschaffen; womöglich käm' Professor Püstele aus Stuttgart und dääde die Eckenhausener Schwäbisch schwätze. Da er sich im Verlag noch um den Zahlenscheiß kümmern mußte, hätte er sich vielleicht von wem anders Rohübersetzungen zur Weiterbearbeitung anfertigen lassen.

Nach dem "Interimsfuchs" Kabatek hätte die Kinkel um 1970 übernommen und als Vollfuchs die siebziger und achtziger Jahre geprägt. Wir wissen ja, sie beherrschte Füchsisch gut. In dem Gedankenspiel wäre Erika Fuchs für die Nachfüchse aber wohl nicht so prägend gewesen, wie sie's im wirklichen Weltenlauf war, die Kinkeltexte zeigten dann vielleicht eine ausgeprägtere eigene Note. Die Kinkel hätte gegen 1990 abgedankt, um den Restbarks hätte sich Daibenzeiher gekümmert.

Damit sind im Gedankenspiel die Verhältnisse in Norwegen gut nachgebildet. Fuchs wäre sozusagen Kløvstad, Kabatek wäre sozusagen Skaare, Kinkel wäre sozusagen Aargaard, Daibenzeiher wäre sozusagen Dyrkorn.



5-mal bearbeitet. Zuletzt am 25.09.23 18:46.

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Re: Von der Fuchskrittelei zur Fuchsschelte
geschrieben von: Theodora Tuschel ()
Datum: 25. September 2023 20:19

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Beppo
Weißt du Näheres, Tuschelnde? Kamen welche der skandinavischen Übersetzerinnen auch aus dem Stall von Reader's Digest? Die Zeiten nach 1929 (Barks) bzw nach 1945 (Fuchs) waren ja recht aufgewühlt. Da musste mancher Hochqualifizierte (m/w/d) jobmäßig nehmen, was er kriegen konnte.

Das stimmt. Die Zeit zwischen 1945 und 1950 war überall in Europa schwierig, da ging es den meisten Leuten schlecht, und man tat, was man konnte, um über die Runden zu kommen. Allein die Bedeutung der Papierrationierung für den Zeitungs-, Buch- und Zeitschriftenmarkt haben wir Heutigen kaum parat.

Ansonsten: ich weiß nicht viel. Aber ich glaube (ohne vertieft geforscht zu haben), es lassen sich drei Gemeinsamkeiten unter den Übersetzer:innen in Deutschland, Dänemark, Schweden und Norwegen ausmachen: 1.) Da es sich bei der neuen Comic-Zeitschrift um eine Kinderzeitschrift handelte, wollte man als Redakteur bzw. Übersetzer am liebsten einen Pädagogen oder eine Pädagogin. 2.) Die Person sollte ungemein bürgerlich und seriös sein, um Vorurteile gegen Comics als Schmutz und Schund zu entkräften. 3.) Sprachkenntnisse und Übersetzungserfahrung waren weniger wichtig, denn es war ja nur ein Kinderzeitschrift, nicht für die Ewigkeit gedacht.

Das alles traf auf Erika Fuchs (1906-2005) zu. Sie übersetzte "Micky Maus" 1951 bis 1988. Sie war zwar keine Pädagogin, tat aber so (jedenfalls laut eigener Legende). Als "Frau Dr." war sie der perfekte Seriositätsmarker. Sie hatte wenig Übersetzungserfahrung, aber die reichte für eine Kinderzeitschrift allemal.

Etwas anders Helene C. Kløvstad (1903-1998, Norwegen). Sie übersetzte "Donald Duck & Co" 1948 bis 1960. Sie war wirklich Pädagogin, Volksschullehrerin in Oslo und Herausgeberin von Kinderbüchern. So seriös, dass die Zeitschrift damit werben konnte. Wo sie Englisch gelernt hat, weiß ich nicht.

Ähnlich Axel Norbeck (1891-1973, Schweden). Er übersetzte "Kalle Anka & Co" 1948 bis 1957. Auch ein Pädagoge und Bibliothekar mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendbuchliteratur. Die Zeitschrift warb mit ihm als "dem bekannten Pädagogen", der für "wirklich gute Literatur und Unterhaltung" garantierte. Über seine Englischkenntnisse weiß ich nichts.

Anders wieder Sonja Rindom (1904-2004, Dänemark). Sie übersetzte "Anders And & Co." von 1949 bis 1982. Sie bekam keine Universitätsausbildung, war jahrelang als Au-pair-Mädchen im Ausland, hat gut Englisch und Französisch gelernt, später in DK in Bürojobs gearbeitet, u.a. bei Gutenberghus, und ist durch Vermittlung eines Bekannten für die neue Zeitschrift als Übersetzerin eingesprungen, weil die ursprünglich eingestellte Frau krank geworden war. Einzige Frage zu ihrer Qualifikation (außer guten Englischkenntnissen) war (ebenfalls laut Eigenlegende): "Magst du Kinder?" Dass mit Rindom als Garantin für Seriosität geworben wurde, wüsste ich nicht.

Das sind nur ein paar Beispiele, aber eine Linie wird deutlich: Ausrichtung der Zeitschrift auf ein sehr junges Lesepublikum, seriöses Image, adressiert an Eltern und Erzieher (die bezahlen bzw. erlauben zu lesen), Inhalt und Sprache weniger wichtig. Die Geschichte hat gezeigt, dass auf lange Sicht genau das Gegenteil eingetroffen ist: Leser sind ältere Jahrgänge, Eltern und Erzieher spielen keine Rolle mehr, Inhalt und Sprache sind zum wichtigsten Kriterium geworden. Schon ulkig!



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 27.09.23 19:20.

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@coolwater:
geschrieben von: duck313fuchs ()
Datum: 25. September 2023 20:27

Deinen letzten Ausführungen über die Zusammenarbeit von Frau Dr. Fuchs und Kabatek fehlt nur, dass nach Auskunft von Kabatek Junior, sein Vater und Frau Dr. Fuchs viel Zeit miteinander verbrachten und hierbei gemeinsam an den Übersetzungen arbeiteten. Demnach war Kabatek wesentlich stärker im Fuchs-Text verankert, als Du vermutest. Nach seinem Vortrag hier im Erika Fuchs Haus haben wir Kabatek Junior gebeten, mehr über diese Zusammenarbeit herauszufinden. Kabatak Junior war damals zwar noch klein, spricht aber von vielen Besuchen von Frau Dr. Fuchs im Hause Kabatek und längeren Arbeitszusammenkünften.
Statt hier rumzuphilosophieren, was wäre wenn, sollten wir einfach die Texte so wie sie vorliegen erstmal Frau Dr. Fuchs zuschreiben und froh sein, dass wir ihre Texte haben.
Das letzendliche Ergenbnis Deiner Was-wäre-wenn-Grübelei ist eigentlich, dass ohne die vorliegenden Texte und die Arbeit von Frau Dr. Fuchs die D.O.N.A.L.D. nicht gegründet worden wäre und Du hier nichts zu philosophieren hättest.

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Re: Von der Fuchskrittelei zur Fuchsschelte
geschrieben von: Theodora Tuschel ()
Datum: 25. September 2023 21:25

Nein, nein, da greifst du zu weit, mein Lieber. Höre ich da ein gewisses Beleidigtsein heraus? Es gibt etwas durchaus Ehrenwertes und Interessantes namens Kontrafaktische Geschichte [de.wikipedia.org]. Zu fragen, was geschehen wäre, wenn oder wenn nicht, ist völlig legitim. Das hat nichts mit einer Abwertung von Frau Dr. Fuchs zu tun und erst recht nicht mit einer Abwertung der D.O.N.A.L.D. Eher im Gegenteil, in beiden Fällen.

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Re: Von der Fuchskrittelei zur Fuchsschelte
geschrieben von: duck313fuchs ()
Datum: 25. September 2023 21:55

Durch coolwaters Gedankenspiele fühle ich mich absolut nicht beleidigt, ich sehe darin auch keine Abwertung von Frau Dr. Fuchs. Ich halte mich lieber an Fakten und versuche daraus, Schlußfolgerungen jeder Art zu ziehen, als eine Hypothese aus dem hohlen Bauch raus aufzustellen, daraus dann zu versuchen, Schlußfolgerungen zu ziehen, wobei klar ist, dass das alles auf Sand gebaut ist, da die Grundlagen der Hypothese nicht real sind.

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Re: Von der Fuchskrittelei zur Fuchsschelte
geschrieben von: McDuck ()
Datum: 26. September 2023 23:04

Wenn wir uns hier in den Äußeren Donaldismus hineinbewegen und über Übersetzer und Übersetzerinnen reden, erlaube ich mir an einer Stelle einzuhaken.

Quote
Coolwater
Von der Barksübersetzerei in, sagen wir, Finnland, Italien, Frankreich, Holland weiß ich nun null Komma gar nix. Aber daß ein Mensch über viele Jahrzehnte den ganzen Barks durchgeackert hat – das ist wohl die Ausnahme.

Zumindest über Italien kann ich ein bisschen was sagen. Die Barks-Übertragungen ins Italienische oblagen beim Erstabdruck zumeist Guido Martina. Zumeist will heißen, im Unterschied zu Fuchs sind in Italien nicht alle Barks-Übersetzungen zweifelsfrei zuordenbar, weil für das Topolino-Magazin (d.h. das Äquivalent zur Micky Maus) mehrere Übersetzer tätig waren. Dennoch war Guido Martina, der als einer der wenigen in der Redaktion Englisch konnte und bereits in den 1930ern für die Übersetzung amerikanischer Comics von Mondadori angeheuert wurde, derjenige, der das italienische Barks-Bild weitgehend prägte. Zu einem gewissen Grad vergleichbar mit Fuchs hat Guido Martina mit seiner unzweifelhaften sprachlichen Begabung das textliche Niveau der Barks-Berichte im Italienischen durchaus verbessert oder neue Namen etabliert (Archimede Pitagorico = Gyro Gearloose = Daniel Düsentrieb). Um ein weiteres Beispiel für den sprachlichen Stil zu geben, über das ich gestolpert bin: Professor Püstele heißt in Martinas Italienisch Sentimento Cuorcontento di Sacramento. Martina hat weiters bestimmte Barks-Berichte nach Italien übertragen (oder, wenn man es so will, italienische Ortsnamen nach Stella Antium verpflanzt). Die italienische Fassung von Terror auf dem Strom spielt nicht am Mississippi, sondern an Ticino, Etsch und Po, da fallen auch mal Worte wie Venedig oder Comersee.
Den Italienern war ihre Martina-Übersetzung, die mit größter Wahrscheinlichkeit Generationen geprägt hat, übrigens nicht so heilig wie uns der Fuchstext. In den 1990er-Jahren wurden die Berichte für die Publikation Zio Paperone neu (originalgetreu) übersetzt. Nunja. Interessanterweise haben sie aber auch in späteren Abdrucken ihre ikonischen Titel von Martina erhalten.

Um auf die Punkte von Fräulein Tuschel zurückzukommen: Zum Teil trifft das auf Martina meinem Dafürhalten nach auch zu. Martina (Spitzname "il professore") war ebenso eine seriöse Persönlichkeit, deren Standing sicher das anderer Verlagsmitarbneiter weit überstieg. Guido Martina war auch von Grund auf kein Comicbegeisteter, aber (manche werden's wissen) er arbeitete dann sein ganzes Leben in der Branche und schrieb eine Unmenge an eigenen Comics für das Topolino-Magazin.

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Re: Von der Fuchskrittelei zur Fuchsschelte
geschrieben von: Coolwater ()
Datum: 27. September 2023 01:33

Quote
McDuck
Die italienische Fassung von Terror auf dem Strom spielt nicht am Mississippi, sondern an Ticino, Etsch und Po, da fallen auch mal Worte wie Venedig oder Comersee.

Der Ohio ist der Tessin, und der Mississippi ist der Po? Gibt Sinn. Wie hat Martina die Etsch in die Geschichte gebracht? An ihrem Unterlauf fließt sie und dann mündet sie nahe dem Po, doch sie betatscht den Po nicht (in unserer Welt).

Eigentümlich! Anders als in Italien und bei uns war die Verlegung Entenhausens auf unsere gute alte Erde in Dänemark über lange Jahre ein Gehtgarnicht. Jedenfalls les' ich hier (übersetzt):

"Viele Jahre lang waren die dänischen Redakteure sehr streng darauf bedacht, keine Namen zu verwenden, die mit aktuellen Orten in Verbindung gebracht werden könnten, so daß Sonja [Rindom] ihre kreativen Fähigkeiten gut nutzen konnte. Unter anderem verwandelte sie Australien in Kængunesien, als sie die Geschichte 'Adventure Down Under' in 'Anders And in Kængunesien' übersetzte. Eines der wenigen Male, bei denen ihr erlaubt wurde, einen bekannten Ort zu nutzen, war, als sie die Donald-Duck-Geschichte 'Luck of the North' in 'Anders Duck in Grønland' übersetzte – obwohl Grönland in der Originalgeschichte überhaupt nicht erwähnt wird."

Irgendwie dreht bei der Übersetzerei jedes Land sein eigenes Ding. Das muß sich in der Anfangszeit dort mal wer in den Kopf gesetzt haben, daß das ja nicht sein darf mit "echten" Orten, und alle haben sich dann daran gewöhnt und es als "Gesetz" verinnerlicht.

Kængunesien soll in der dänischen Ausgabe der CBC dann doch Australien gewichen sein, hab' ich mal gelesen. Gäb' bei uns einen Volksaufstand. "Wenn Erika Fuchs Kängunesien schreibt, dann gibt es auch ein Kängunesien und kein Australien, basta!"



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 27.09.23 01:42.

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