Donaldistische Werte
geschrieben von:
Raskolnikow
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Datum: 09. Dezember 2022 12:27
Liebe Mitdonaldisten (m/w/d)!
Die Diskussion über den Buffetpreis beim Frankfurter Kongreß hat mich nachdenklich gemacht. Und ich habe mich gefragt, was ich eigentlich an der D.O.N.A.L.D. schätze und was mir dort zu bewahren wichtig ist. Und darüber möchte ich gerne mit Euch reden.
Ich habe in grauer Vorzeit Mathematik studiert, ich bin Schachspieler, und ich habe auch einen Hang zur Science Fiction, zu Comics und zur Philosophie. Lauter hochgeistige Beschäftigungen, in denen ich mich beliebig tief in meinem Elfenbeinturm vergraben kann, ohne mich bei meinen Gedankengebilden zu sehr mit der real existierende Welt um mich herum beschäftigen zu müssen. Denn diese widert mich ihrem Materialismus, ihren Eitelkeiten, ihrem Egoismus, ihrer Verbohrtheit und ihrer schlichten Dummheit oft an. Bitte nicht falsch verstehen, ich komme prima mit meiner Umwelt klar. Aber ich genieße die Auszeiten in meinem Elfenbeinturm.
Und dazu passt der Donaldismus ideal, er ist ein wunderschönes Zimmer in meinem Elfenbeinturm. Mit wissenschaftlichen Methoden Entenhausen zu erforschen, das in der realen Welt Gelernte also im Elfenbeinturm anwenden zu können, macht mir unheimlichen Spaß. Als ich damals zu den Donaldisten gestoßen bin, war es tatsächlich so, als hätte ich nur etwas in mir entdeckt, das schon immer da war.
Natürlich gibt es auch bei den Donaldisten Eitelkeiten und Egoismus, Verbohrtheit und Dummheit, ganz sicher auch bei mir. Aber diese Eigenschaften bezogen sich auf donaldistische Themen, und damit sind sie auch nur ein Spiegelbild unserer Welt. Vor allem gab es nie Materialismus, und der war ganz offenbar auch nie gewollt. Schon allein die Tatsache, daß das N in D.O.N.A.L.D. für Nichtkommerziell steht, ist mir sehr wichtig.
Die Unsitte unserer Gesellschaft, den Wert eines Menschen hauptsächlich an seinem beruflichen Erfolg, seinem Gehalt und seinem Besitztum zu messen, hat mich schon immer abgestoßen. Und in der D.O.N.A.L.D. ist das gewolltermaßen nicht so, das finde ich toll!
Bei uns ist der Vollbesitz der geistigen und körperlichen Kräfte sowie der bürgerlichen Ehrenrechte ausdrücklich nicht erforderlich. Würdenträger können sich selber zu solchen ernennen, wenn ihnen danach ist. Wer gegen das allerheiligste Prinzip des nichtkommerzialistischen, lauteren Donaldismus verstößt, wird laut § 2.12 sogar ausgeschlossen. Herrlich!
Ich habe über die D.O.N.A.L.D. eine Menge Menschen kennengelernt, die ich in meiner sonstigen sozialen Blase nie kennengelernt hätte, und deren Bekanntschaft und Freundschaft mir sehr wichtig sind. Und nie ging es dabei darum, wieviel Besitztümer der Andere angehäuft hat. Manche Donaldisten haben sich die 10 Schuber der Barks Collection mit Geld aus der Portokasse gekauft, andere sind froh, wenn sie auf dem Flohmarkt alte TGDDs finden. Bei vielen Donaldisten gilt auch beides. Aber es ging immer um den Inhalt des DoKug, nie um dessen monetären Gegenwert.
Ich erinnere mich sehr gut daran, daß einige altgediente Donaldisten überhaupt nicht akzeptieren konnten, als die D.O.N.A.L.D. ein eingetragener Verein geworden ist, und deshalb sogar ausgetreten sind. Ich konnte das teilweise nachvollziehen, aber die rechtliche Form der D.O.N.A.L.D. war mir nie so wichtig, und die Vorteile des Eingetragenseins bei einem Verein mit vierstelliger Mitgliedzahl sind schon enorm. Was mir aber sehr wichtig ist, ist, daß wir uns untereinander ohne soziale Schranken begegnen. Es ist unwichtig, welche akademischen oder sonstigen Titel jemand hat, oder wieviel Geld er auf der Bank hat. Es kommt nur darauf an, ob er donaldistisch denkt!
So, und dann kam da die Ankündigung eines Festmahls für 49,99 € pro Nase nach dem Kongreß. Und die Reaktion einiger Donaldisten in diesem Forum darauf, die besagten, daß diese 49,99 € doch nur ein paar Kröten wären, und daß man sonst doch auch locker 50 Taler pro Nase im Restaurant lässt, wenn man auswärts isst. Das sagte mir einerseits, daß den Organisatoren nicht bewusst ist, daß es auch Donaldisten gibt, für die diese 50 Taler ein echtes Hindernis an der Teilnahme am Festmahl darstellt, und daß es überhaupt keines Festmahles nach einem Kongreß bedarf, sondern nur einer gemütlichen Zusammenkunft mit Essen und Trinken. Und andererseits sagte es mir, daß es Donaldisten gibt, die im Gegensatz zu mir keinen Wert darauf legen, daß auch die Donaldisten, die die 50 Taler für ein Essen nicht bezahlen wollen oder können (und es auch sonst nicht tun), an dieser Zusammenkunft teilnehmen.
Und das alles machte mich sehr nachdenklich. Sind die Werte, die für mich in der D.O.N.A.L.D. wichtig sind, auch für die anderen Donaldisten wichtig? Wohin wollen wir uns entwickeln?
Ich persönlich möchte nicht, daß aus der D.O.N.A.L.D. ein Verein wird, in dem man sich voller Stolz gegenseitig die Fotos von seiner Villa, seinem Pferd und seiner Yacht zeigt. Das wäre nicht mehr meine D.O.N.A.L.D.