Datum: 24. November 2022 03:30
Bismarcks "Östreich" klingt uns "schräg", "doof" – absonderlich ist's nicht.
Gibt man ein auf Gockel "Östreich" – nein, nicht als erstes, sondern als zweites, denn man muß bekennen, daß man wahrhaftig "Östreich" suche und nicht "Österreich" –, gibt's man also ein, mit Gänsefüßchen, "Östreich", als erstes spuckt Freund Gockel aus einen Brockhaus-Artikel von 1837.
Nicht schlecht, Herr Specht. Noch anno achtzehnsiebenunddreißig war für den Brockhaus Österreich "Östreich". Bismarck, geboren 1815, ist für "Östreich" auf jeden Fall "entschuldigt".
Es ist alles eine Frage der Gewohnheit. Wir sagen und lieben "Österreich" – Herrgott, weil wir's gewohnt sind!
Doch: Nehmen wir an, es hätte sich "Östreich" durchgesetzt – wir sagten und liebten es, weil wir's gewohnt wären; und wir könnten nicht lieben und sagen "Österreich", weil's uns allen zu lang, zu schleppend, zu barock klänge, und wir alle haßten "Österreich", obgleich's doch nur ein Schwa-Laut wär', der's trennte vom lieben wohltönenden "Östreich" …
"Edit":
Im Weltnetz ergockeln läßt sich diese Karte von "Östreich-Ungarn": [
geoportost.ios-regensburg.de]
Diese Karte ist zweifellos nach 1878 geschaffen worden ("Deutsches Reich" – erst seit 1871; Bosnien 1878 an "Östreich-Ungarn" angegliedert!). Der Verlag in Hannover und Berlin, der die Karte geschaffen hat, läßt sich erzuhmen und ergockeln.
Mein Punkt: Man konnte noch 1878 "Östreich" sagen, und man machte sich nicht zum Narren, wenn man auch "veraltend" (nicht: "veraltet") das liebe Österreich "Östreich" nannte …
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 24.11.22 04:03.