Datum: 16. Juni 2016 21:02
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Beppo
ich glaube, du machst einen methodischen Fehler. ... Du wirst mir zustimmen, dass diese Berichterstattung in ihrer ganzen Breite mit Barks vergleichbar ist. Die Wahrkeit und nichts als die Wahrheit. Aber es ist nicht die ganze Wahrheit. Es fehlt alles, was der Herr Direpol nicht für berichtenswert hält ... Es fehlen tausenderlei wichtige Einzelheiten.
Lieber Beppo,
"die ganze Wahrheit" gibt es nicht. Das menschliche Erkenntnisvermögen ist begrenzt, sogar das von Donaldisten. Wir können immer nur Teilwahrheiten erhaschen.
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Beppo
Du siehst, worauf ich hinaus will. Barks/Fuchs und Direpol sind wichtige und zuverlässige Quellen. Aber man muss sie richtig auswerten. Für eine statistische Auswertung ist oft das Sample zu klein. Auch nach der gründlichsten Direpol-Lektüre wissen wir zwar einiges über die Religion in Bayern, aber das reicht nur für Hypothesen, nicht für Theorien.
Sehr richtig. Natürlich reichen die Barks/Fuchs-Quellen nicht aus, um "die ganze Wahrheit" über Entenhausen zu erkennen. Natürlich fehlen tausend Einzelheiten. Das ist das Grundproblem des Wissenschaftlichen Donaldismus, dass wir von manchmal spärlichen Hinweisen schließen müssen, ohne zu wissen, wie statistisch signifikant diese sind. Selbst bei beeindruckenden Synthesen wie dem Stadtplan gibt es Leerstellen, Widersprüche und offene Fragen, wie zuletzt das Wollina-Colloquium in Köln gezeigt hat.
Die Frage nach der Religion in Entenhausen ist so schwierig, weil der Begriff "Religion" so vielschichtig ist. Trotzdem darf man sie stellen. Aber eigentlich muss man die Frage nach der Religion in einer Gesellschaft immer historisch angehen. Im Christentum z.B. gab es bekanntlich innerhalb von 2000 Jahren ein Schisma und eine Reformation, von anderen Entwicklungen ganz zu schweigen. Wir wisssen wenig über die Geschichte Entenhausens und noch weniger über seine Kultur- und Geistesgeschichte.
Sicherlich gibt es eindeutige Hinweise auf eine christliche Tradition in Entenhausen. Aber die Gesellschaft, die Barks uns zeigt, scheint vollständig säkularisiert zu sein. Zu Weihnachten gibt es Weihnachtsbäume, Gänsebraten und Geschenke. Meines Wissens gibt es keine Hinweise auf die biblische Geschichte, nicht einmal eine Krippe. Der Gang zur Kirche wird von TT&T in ihrem Unterseeboot nicht vermisst. Es gibt Hinweise auf die "Taufe" - aber wenn ich mein neues Kajak taufe, hat das mit Religion auch nichts zu tun. Natürlich
kann es sein, dass die Ducks trotzdem tief religiös sind und an den christlichen Gott glauben, Barks uns aber zufällig oder absichtlich nichts darüber mitgeteilt hat. Aber wenn man davon ausgeht, dass es außerhalb der uns bekannten Geschichten und Bilder und Texte ganz viel anderes gibt, was zusammen mit dem uns Bekannten die "ganze Wahrheit" ausmacht, dann fällt der wissenschaftliche Donaldismus in sich zusammen. Wir können schließlich nicht mehr tun, als auf der Basis der uns zugänglichen Quellen nach unseren logischen Gesetzen Schlüsse zu ziehen. Und Fragen zu stellen.
Zum Schluss noch meine persönliche Ansicht: Donaldismus ist eine Wissenschaft, die immer unvollkommen bleiben wird und die nie zu endgültigen Ergebnissen führen wird (das war Jürgens liebenswerter Fehler mit seinem "einzig wahren" Stadtplan), aber Donaldismus ist auch eine strenge Wissenschaft, die Spaß macht. Mir macht ein Denkansatz wie der von Gangolf, der sich fragt, warum die Ducks in Extremsituationen ausgerechnet an ihre Zahnbürste denken und daraus die Hypothese einer Theodontologie entwickelt, einfach mehr Spaß als das Verharren im Offensichtlichen.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 16.06.16 21:06.