Mein vorläufiges Endergebnis: De numeris gigantissimis Entenhausensis
Oder: die großen Zahlen als uneigentliche Rede
Datum: 16. November 2010 15:54
De numeris gigantissimis Entenhausensis
Oder: Die großen Zahlen als uneigentliche Rede
Beschränken wir uns auf die wenigen und durchaus nicht einheitlichen Angaben zur Höhe des Duck‹schen Vermögens, liefern die Quellen Zahlen von 13 Trillionen und 13 Kreuzer (TGDD2, S.35) bis zu 13 Trillionen, 224 Billionen, 567 Milliarden, 778 Millionen und 16 Kreuzer (TGDD7, S.3). Nicht-metrische Angaben wie “Phantastilliarden” u.ä. bleiben hier unberücksichtigt. Seinen Stundenverdienst, den wir hier der Einfachheit halber mit Reingewinn gleichsetzen, beziffert Dagobert Duck mit 22.397.480 Taler (macht ca. 1/2 Milliarde am Tag)
(Eine haarige Geschichte)
Im Folgenden gehen wir der Einfachheit halber von einem Vermögen von 13 Trillionen und einem Tagesreingewinn von 500 Milionnen aus, das heißt einem Jahresreingewinn von 182,5 Milliarden Talern. Dividieren wir das heute sichtbare Gesamtvermögen von 13 x 10^18 durch den Jahresgewinn von 182,5 x 10^9, sehen wir sofort, dass hier dringender Erklärungsbedarf besteht
Wir dürfen davon ausgehen, dass unter dem Stundenverdienst sämtliche Einnahmen subsummiert sind, also sowohl jene Taler aus Industrie und Handel, als auch die Edelmetalle, die dem Heimatplaneten entnommen und solche, die aus dem Mond oder anderen leicht erreichbaren proximalen Planeten gegraben und transferiert wurden.
Selbst wenn wir eine langsamere Alterung der Entenhausener Bewohner einräumen, lässt sich ein Vermögen von 13 Trillionen Talern unter Zugrundelegung des bezeugten Stundenverdienstes nicht zu Lebzeiten erwirtschaften.
Natürlich wäre es absurd, Dagobert Duck als zahlenblind oder rechenschwach (Dyskalkulie) einzuschätzen. Er ist des Zählens ebenso mächtig wie des einfachen Rechnens (vier Grundrechenarten). Nichtsdestotrotz ist er ein echter Selfmade-Mann, der die “Universität des Lebens” zwar erfolgreich absolviert hat, gleichwohl keiner systematisch akademischen Bildung teilhaftig wurde. Wie so viele seiner Art pfegt er sogar eine Rancune gegen die echte , das heißt, nicht zweckgebundene Bildung. Bildung dient seiner Auffassung nach nur einem einzigen Zweck: dem Erwerb von Reichtum und dessen Vermehrung. Das Schöngeistige ist für ihn Zeitverschwendung, eine nutzlose Tändelei wie Kinolaufen oder Eisschlecken.
Dagobert Duck ist eine sinnlich-penkuniäre Persönlichkeit. Er will Geld sehen und anfassen, ja in es hineinspringen und darin baden. Er ist kein Börsianer! Dieser berauscht sich an der reinen Zahl und kann ein glückliches Leben führen, ohne jemals einen Geldschein oder gar einen Gold-Nugget in Händen gehalten zu haben. Dagobert dagegen mutiert zu einem partiell paranoiden Soziopathen, wenn sein Geld wärmebedingt einschrumpelt. Sein gesunder Anteil weiß wohl, dass er nicht wirklich weniger Geld hat, sein kranker wähnt sich an der Armutsgrenze und schickaniert rüde seine Untergebenen.
(Der güldene Wasserfall)
So nimmt es nicht Wunder, dass die von Herrn Duck bevorzugten Maßeinheiten dem argrarisch- bodenständigen Soziotop entstammen: Flächen- und Kubikmaße, Fässer, Schiffsbäuche, kubische Geldspeicher; das ist seine Welt.
Insgesamt sind die Preise in Entenhausen mäßig bis günstig. 70.000 Taler für die Luxuslimusine “Windhund”
(Die Kunst, Geld auszugeben) sind nicht viel (für einen Maybach zahlt man auf unserem Planeten das Vierfache!), 19,73 Taler für ein Weihnachtsessen für 2 Personen
(Die Weihnachtsgans) sind ausgeprochen günstig, und 1 Million Taler für das Grandhotel sind geradezu ein Schnäppchen.
(ebd.)
Aus diesem insgesamt maßvollen Preisniveau und den damit verbundenen “gewöhnlichen Zahlen”
(Def.: Alle überlieferten Zahlen, die sich nicht unmittelbar oder mittelbar auf Dagobert Ducks Gesamtvermögen beziehen, definiere ich als “gewöhnliche Zahlen”.) folgt gleichsam wie von selbst die
“Erste Speculatius-Vermutung”:
Alle gewöhnlichen Zahlen sind verlässlich. Daraus folgt wie von selbst, dass alle nicht-verlässlichen Zahlen nicht-gewöhnlich sind. Und das ist leider nicht-trivial, denn hier gilt es, eine “hinlängliche Verlässlichkeit” der nicht-gewöhnlichen Zahlen gegen die Unverlässlichkeit derselben abzugrenzen. Wo dürfen wir die kleinste obere Schranke (Supremum) der “hinlänglichen Verlässlichkeit” vermuten? Das führt uns zur
“Zweiten Speculatius-Vermutung”:
Die Größenordnung “Milliarden” ist der größte “hinlänglich verlässliche” Zahlenbereich. Größere Größenordungen sind numerisch(!) nicht-hinlänglich verlässlich. Gleichwohl haben sie eine Funktion. Sie sind, und hier folgen sie den exponiertesten Arbeiten der expressionistischen Literatur, touretteoid-hysteriforme Verbalexplosionen, die jenseits aller banalen Numerik nur eines bedeuten: unheimlich viel Zaster!