Re: Homepage - heute muss es ja englisch sein
geschrieben von:
Blubber Lutsch
()
Datum: 18. September 2007 20:31
HansHabermoos schrieb:
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>> puh, selbst wenn keine nazis so reden, klingt es irgendwie nach kleinkarierter auflehnung als selbstzweck... ;-)
Stimmt, auf diese Idee könnte man durchaus kommen.
Aber ich will es mal positiv ausdrücken: Sprache ist, wie so vieles andere auch, Geschmackssache. Reinhaltung der deutschen Sprache als Selbstzweck ist Quatsch, wie jeder von uns täglich am eigenen Leibe erfährt. Beruflich rede ich Fachchinesisch, mit meinen Kindern unterhalte ich mich ab & zu in Netz-Kürzeln, jeden Tag kommen neue, knackige, treffende (z.B. englische) Begriffe auf uns zu und bereichern unsere Kommunikation (nicht ironisch gemeint). Auf der anderen Seite steht, wie schon millionenfach beklagt und glossiert, das Bedürfnis bestimmter Berufsgruppen, deutsche Begriffe durch Anglizismen zu ersetzen, nicht weil jene treffender, kürzer oder sonstwie besser sind, sondern einfach nur aus dem Wunsch heraus, dynamischer und frischer zu erscheinen - und das wiederum als Selbstzweck, nicht immer zu erkennbaren Werbezwecken.
(Gestern Glosse in unserer Tageszeitung: Wo früher "Kurverwaltung" am Gebäude stand, steht jetzt "Wellness Center - Health, Spa, Thalasso", mit der Folge, dass eine betagte Touristin nicht wusste, ob sie dort ihre Kurkarte bekommen kann.)
"Heimseite" statt "Homepage" zu sagen, ist ja nur eine kleine Provokation am Rande, die ein bisschen Aufmerksamkeit erzeugt. Genauso wie ich mich provoziert fühle, wenn ich meine Fahrkarte bei einem Service Point Manager kaufen muss ... Da liegt die Kleinkariertheit dann eher in der Beschränktheit, die vorhandene sprachliche Vielfalt - auch im Hinblick auf verschiedene Zielgruppen - zu nutzen. Und vollends sinnfrei wird es dann, wenn englische Begriffe falsch übertragen oder falsch angewendet werden, und das kommt wirklich sehr häufig vor.
Die Donaldisten haben dagegen öfter einen Hang zur Sprachspielerei, und außerdem kommt noch die zwangsläufige Affinität zur zeitlosen (d.h. wenig trendigen) Sprache der verehrten Erika Fuchs hinzu.
Summa summarum: Einerseits könnte ich mich mit dem Wortschatz der 50er Jahre heute nicht mehr verständigen. Andererseits gibt es seeehr viele magenumdrehende Wortungetüme, die ich verbieten werden, sobald ich erstmal Bürgermeister oder Bergassessor oder Bankdirektor bin.
Gruezi,
P.