Kunst ist doch Genuss!
geschrieben von:
176-167
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Datum: 02. Dezember 2004 15:11
Liebe Mit-Donaldisten,
folgender Text – mit, wenngleich nicht erwähntem, aber doch hoffentlich enthaltenem donaldischem bzw. barksistischem Bezug – lief heute über die Nachrichtenagenturen und sollte nicht im Papiereimer "alter Käse" landen...
Dieter
Stuttgart (dpa/lsw) - „Bfrrr“, „Blblbl“, „Kawoom“, „Umpff““ - mit wenigen Worten wissen sich die Charakter auf den Bildern zu verständigen. Denn das Wesentliche, die Aussage, steckt in den Grimassen, die die Comic-Helden von „Superman“ über „Fritz the Cat“ bis hin zu „Homer Simpson“ und „Werner“ ziehen. Die Sprechblasen- Kunst der vergangenen Jahrzehnte hat nun nicht nur erfolgreich Einzug in die Welt von Kinos und Konsum gefunden. Auch die Stuttgarter Staatsgalerie setzt sich in den kommenden Wochen ernsthaft mit Cartoons, Comics und der zeitgenössischen Kunst auseinander. Bis zum 17. April ist der exzellente Überblick über die Phantasiewelt in der Kunst zu sehen, die Tabuthemen und Sozialkritik ebenso angeht wie Krieg und Politik.
„’Funny Cuts“ soll die Vielfalt dieser formalen und künstlerischen Bezugnahmen zeitgenössischer Künstler auf den Bilderkosmos der Comics aufzeigen“, erklärt Kassandra Nakas, die die Ausstellung konzipierte, am Donnerstag. In der konstruierten parallelen Realität könnten fiktiv individuelle oder gesellschaftliche Themen verhandelt werden.
Die „Schundliteratur“ vergangener Tage kann sich ihren Austritt aus dem Schatten großer Künstlernamen leisten, der Weg vom zerfledderten Kiosk-Heftchen in die Hallen der renommierten Staatsgalerie ist gerechtfertigt. „Funny Cuts“ verteilt seine Trümpfe gleichmäßig über die Jahrzehnte. Roy Lichtenstein, der gemeinsam mit Andy Warhol in den 1960er Jahren begann, Comicmotive stark zu vergrößern und vielfältig zu verändern, ist gleich mit mehreren Werken vertreten. Dabei wird im berühmten „Takka Takka“ (1962) das Krachen aus den dampfenden Geschützmündungen, der Geruch der weißen Rauchwolken und das Klackern der fallenden Patronenhülsen auch ohne die Sprechblase greifbar.
Angela Bulloch aus Kanada beschränkt sich dagegen in „From the S/M-Series“ (1992) komplett auf so genannte Soundwords wie „AAHH“ und „HHHH“ auf schwarzem Untergrund sowie auf den Titel, um beim Betrachter ein entsprechendes Bild vor das Auge zu locken. Auch Wilhelm Sasnal verlässt sich darauf, dass die Betrachter seiner anklagenden Werke die Symbole entschlüsseln können. Der polnische Künstler bedient sich unter anderem des Holocaust-Comics „Maus“ von Art Spiegelman (2001). Inka Essenhighs surreale Wesen (2002/03) erinnern wiederum sehr an die Gemälde Salvador Dalis.
Bei Künstlern wie dem Isländer ErrÛ (1972) und Öyvind Fahlström (1963/65) erhalten die Comics dagegen eine sozialkritische Wendung. Die in Japan enorm populären Mangas, ein Pendant zum Comic, wollen zudem durch mehr Zeichnung und weniger Worte überzeugen.
Bis zum 17. April 2005 werden insgesamt rund 100 Arbeiten unterschiedlicher Medien wie Zeichnungen, Gemälde und Filme von etwa 40 Künstlern aus Europa, Nord- und Südamerika sowie Japan gezeigt. Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr, donnerstags bis 20.00 Uhr geöffnet. Der Katalog (143 S. mit farbigen Abbildungen) kostet 24 Euro.