Datum: 28. Februar 2015 22:38
Ein Artikel aus der Lokalzeitung des Ortes, in welchem bald der Kongreß stattfindet.
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www.svz.de]
Kern-Aussagen aus dem Bericht:
"Denn wenn die Schüler schon Comics lesen müssen, dann soll es doch wenigstens anständiger Stoff sein und nicht dieser Schund aus den USA. Entenhausen geht gar nicht.
Was für ein Quak!
Das eingangs beschriebene GEW-Milieu wähnt sich in seinem Kampf gegen die moderne Welt in einer Traditionslinie mit den gallischen Helden."
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"Im gallischen Dorf ging die Reinheit sogar noch etwas weiter. Jeder gestandene Rassist hätte seine Freude am Idyll, das Goscinny und Uderzo schufen. Das Entenhausen von Carl Barks und der kongenialen deutschen Übersetzerin Erika Fuchs ist hingegen eine multiethnische Metropole, natürlich mit einer Entenmajorität, in der jedoch Schweine, Hunde und Eulen höchste Ämter bekleiden. Herkunft und Traditionen gelten nichts.
Zugegeben: So weit wird wahrscheinlich kaum ein Französischlehrer denken, der seinen Schülern die Asterix-Lektüre ans Herz legt und bei Donald Duck die Nase rümpft. Dennoch: Die Romantisierung eines Dorfkollektivs, das dann ganz bei sich ist, wenn es Römer verprügeln kann, ist irritierend."
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"Entenhausen ist für die konsumkritische Masse – ob bewusst oder unbewusst – die comichafte Inkarnation Babylons. Götter und Religionsgemeinschaften spielen hier keine Rolle, Weihnachten wird aus Tradition gefeiert, im Mittelpunkt steht dann der Truthahn und nicht das Christuskind. Das höchste und gewaltigste Gebäude der Stadt ist natürlich auch kein Kirchturm, sondern ein Geldspeicher, dessen Bewohner Dagobert Duck von der heimischen Scholle entwurzelt ein weltweit aktives Konzerngeflecht lenkt, mit dem überall und permanent neue Märkte erschlossen werden. Angst haben die Bewohner davor, dass der FC Entenhausen (FCE) gegen das benachbarte Gansbach oder Quakenbrück verliert, die Angebetene die Liebe verschmäht oder eine Geschäftsidee nicht funktioniert.
Wir wollen den Gedanken hier nicht überspreizen. Aber es lohnt sich durchaus, Globalisierungskritik, Kapitalismuskritik und die kultische Verehrung des Regionalen auf Ressentiments zu durchleuchten. Im gallischen Dorf, dem so viel Sympathie entgegengebracht wird, ist das alles bis zur Kenntlichkeit entstellt. Man müsste nur genau hinsehen."