Datum: 28. Januar 2011 18:17
duck313fuchs schrieb:
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> Donald trägt keine Hosen? Das Gegenteil ist
> richtig und bedarf nicht des Nachweises durch den
> Comicstrip, den paTrick uns zeigte. Auch das
> Studium der Quellen des Barksismus/Fuchsismus
> belegt dies.In dem Bericht von Barks "Gute Taten
> lohnen immer" aus WDC 31 von Juli 43, nachzulesen
> in der Barks Library WDC Band 1 die 4. Geschichte,
> hat Donald eine Hose an. Auf Seite 47 reißt Donald
> an seinem Körper ein Streichholz an und einer der
> Eingeborenen sagt dann , daß er auch wie der
> Fremde an seiner Hose ein Streichholz anzünden
> wolle. Da dieser Eingeborene in diesem Bericht
> ganz in der Nähe von Donald ist, hat er deshalb
> klar und deutlich gesehen, daß Donald halt eine
> Hose trägt und nicht sein nackter Unterkörper zu
> sehen ist. Widerspruch ist zwecklos, denn das
> hieße an den Worten von Frau Fuchs zu zweifeln!
>
> Damit ergibt es auch einen Sinn, wenn sich die
> Ducks schämen, wenn sie beim Baden ohne ihre
> Oberbekleidung sind, sie haben dann auch die
> Hosen, die wohl einem Federbeinkleid nachempfunden
> sind, abgelegt.
Dies ist eine ebenso kühne wie seltsame Lehre. Sie ist so kühn und so seltsam, daß sie mich zur Widerrede herausfordert.
Zunächst: Der angeführte Beleg ist so nicht ganz sauber. Der Ausspruch des Eingeborenen, wie Du ihn gibst, findet sich nämlich in der Fassung des Berichts, deren deutscher Text von dem rätselhaften Ulrich Klein stammen soll (jedenfalls laut J. Grote). Im eindeutigen Fuchstext, wie ihn dann BCS 1 und CBC I enthalten, sagt der Eingeborene dagegen dies: "Feuer aus Hose holen! Gut! Sehr gut!"
So, das tut vielleicht nicht so viel zur Sache. Auch im zweifelsfreien Fuchstext spricht der Mensch ja von einer "Hose". Aber um ein bißchen muntere Haarspalterei zu betreiben, wollen wir doch festhalten, daß der Eingeborene nicht ausdrücklich davon spricht,
Donald habe Feuer aus
seiner Hose geholt, sondern das eben Gesehene sozusagen ins Allgemeine hebt.
Dann aber: Es hieße doch nicht, an den Worten von Frau Fuchs zu zweifeln, wenn man vielleicht Zweifel an den Worten des
Eingeborenen anmeldet. Das ist ein ganz grundlegender Unterschied. Erika Fuchs übermittelt uns, was die merkwürdigen Bewohner der merkwürdigen Entenwelt preisend mit viel schönen Reden so alles sagen und singen, und sie übermittelt es uns fehlerfrei und wortgetreu. Aber niemals bürgt sie dafür, daß allezeit richtig und gescheit sei, was jedermann dort sagt und singt. Nein, das doch wohl wirklich nicht.
An der Beobachtungsgabe jenes Eingeborenen wird man jedenfalls mit einigem Recht zweifeln können. Zum einen hat er offensichtlich sehr wohl in einiger Entfernung zu Donald gestanden, als dieser seinen großen Feuerzauber vollführte - die Eingeborenen kommen dann zumindest alle überhaupt erst zu Donald gelaufen. Und jener Eingeborene hat anscheinend auch nicht in der vordersten Reihe gestanden, unter den Anlaufenden ist er bei den Hinteren.
Zum anderen aber: Was weiß denn der Eingeborene überhaupt von "Hosen"? Die Lebensweise des Stammes läßt darauf schließen, daß man dort wenig bis gar nichts von der Welt der "Bleichgesichter" weiß. Als Waffe dient noch der Speer, das Entzünden eines Streichholzes ist ein Wunder, das man noch nie sah. Selber trägt der Stamm aber keine Hosen, sondern Baströcke. Wenn also jener Eingeborene von einer "Hose" spricht, muß man nicht zwangsläufig auf das schließen, was man in unserem Kulturkreis unter einer "Hose" versteht. Im allgemeineren Sinne mag er damit den Unterleib und die Beine meinen, ob bedeckt oder unbedeckt (dazu unten noch einiges mehr).
Was die Eingeborenen von sich geben, zeigt im übrigen, daß sie das Deutsche nicht gut beherrschen. Und man darf da wohl mit nicht allzu großer Kühnheit annehmen, daß es sich hier bereits um eine (einfach gehaltene) Übersetzung aus der Eingeborenensprache handelt, auch wenn Frau Fuchs das nicht wie gelegentlich anderswo, etwa bei den El-Dorado-Indianern, eigens angemerkt hat. Donald und die Kinder sprechen jedenfalls nicht unmittelbar mit den Eingeborenen, und nichts legt zwingend nahe, daß sie verstehen, was die Eingeborenen sagen. Für den Fall, daß die "Hose" des Eingeborenen bereits eine Übersetzung ins Deutsche ist, ist aber stark davon auszugehen, daß es bei der Übersetzung in der Tat eine gewisse Sinnveränderung gegeben hat. Ein Völkchen, das selber keine Hosen kennt, dürfte für unsere Hosen kein echtes, den Inhalt und Sinn genau treffendes Wort haben, und "Hose" wäre dann im Deutschen nur die Wiedergabe eines Wortes, das den Sinn von Hose nur
annähernd hat. Beine, Unterkörper - mehr meint die "Hose" des Eingeborenen vielleicht wirklich nicht.
Der langen Rede kurzer Sinn: Aus einer ganzen Reihe von Gesichtspunkten und Überlegungen ergibt sich, daß man es
nicht um jeden Preis wörtlich zu nehmen hat, wenn jener Eingeborene von "Feuer aus der Hose" spricht, als Donald an seinem Unterleib ein Streichholz entzündet. Eine Lehre, die allein auf Grund dieses einen schwachen Belegs verkündet, Donald trage einem Federkleid nachempfundene Hosen, ist nicht tragfähig.
Es gibt im Gegenteil sehr viele Hinweise, daß es sich
nicht so verhält. Ich will nur einmal zum Beispiel auf den Bericht "Wiedersehn mit Klondyke" aufmerksam machen, wo, gut, zwar nicht Donald, aber Dagobert, gleichfalls ein Anatoider, der nach jener Lehre wohl mit Federkleidhose herumrennt - wo also Dagobert gezwungen ist, sich im Fluß zu waschen. Dort sieht man auf einem Bild seine Kleidung auf einer Stange über dem Feuer trocknen: Fräckchen, Gamaschen, auch ein Unterhemd, alles da - aber keine Federkleidhose. Es gibt in den Quellen sicherlich noch mehr Stellen, wo ein Duck sich auszieht und man seine Kleidung ausgebreitet sieht. Man müßte ja wenigstens ab und zu einmal irgendwo die sagenhaften Federkleidhosen sehen.
Ich mache weiter aufmerksam auf den Bericht "Theaterfimmel" (WDC 217), wo Donald und Gustav jeweils dem anderen eine Feder aus dem Bürzel ziehen und das beiden sehr weh tut. Zumindest am Bürzel kann von falschen Federn also keine Rede sein. Vielleicht ist noch irgendwo anders ein Beleg dafür zu finden, daß es echte Haut und echte Federn sind, was Donald auch überall sonst am Unterleib hat.
Zum Schluß noch eine weitere Sache: Zumal bei Vögeln (siehe hier: [
www.faunistik.net]), aber auch bei manch anderem Getier, zum Beispiel Hunden (siehe hier: [
jagd.de]), kennt man in Terra Hominum fachsprachlich die "Hosen". Es ist doch alles andere als ausgeschlossen, daß man auch bei den vogelgestaltigen Menschen in Stella Anatium von den "Hosen" sprechen kann, selbst wenn sie am Unterleib gar nichts anhaben. Dies würde aber wiederum nur bekräftigen, daß es dort eben so üblich und gewöhnlich ist, daß diese Vogelähnlichen (Avoide? Ornithoide? Latein oder Griechisch - wie klingt's hübscher?) "unten ohne" herumlaufen, so daß sie dort niemand als "nackt" wahrnimmt oder empfindet, sondern daß es dem gleichkommt, als trügen sie eine Hose. Damit wäre auch das Wort des Eingeborenen wieder ins Recht gesetzt oder die mutmaßliche Übersetzung durch Frau Fuchs als durchaus genau und treffend herausgestellt.
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 28.01.11 19:18.