Was ich schon immer mal fragen wollte: Zitiergrundsätze im ‚Donaldist‘
geschrieben von:
Basso Bompopoff
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Datum: 16. August 2009 12:26
Die Lektüre des letzten ‚Donaldist‘ hat mich wieder über die uneinheitlichen Zitierweisen der Quellen innerhalb der Donald-Forschung stolpern lassen, die ich noch nie begriffen habe. Im ersten Aufsatz nennt Forscher Jacobsen als donaldische Quellen prinzipiell nur den amerikanischen Erstdruck. An sich ist es ja nicht falsch, sich an die editio princeps zu halten, so hat man’s im philologischen Proseminar schließlich auch gelernt. Außerdem kann man so den Eindruck erwecken, daß man selbstverständlich sämtliche Quellen-Editionen im heimischen Regal stehen habe. Als gemeiner Donaldist fühlt sich da klein und mickrig.
Drei überzeugende Argumente möchte ich gegen diese leider verbreitete Unsitte anführen. Nehmen wir als Beispiel die Abb. 10 in seinem Aufsatz. Als Bildvorlage nennt Jacobsen U$ 7/3, „Die Kunst, reich zu werden“. Erstens: Was soll der arglose Leser mit dieser Angabe anfangen? Will er sich etwa den Kontext der Belegstelle ansehen, so ist es infolge unzulänglicher bzw. nicht vorhandener Konkordanzen ein äußerst mühseliges und lästiges Unterfangen, über den Umweg der Barks Base den Druckort der deutschen Edition(en) zu bestimmen. Zweitens sind Donaldisten in der Regel Anhänger des Barksimus-Fuchsismus der strengen Observanz vom unbefleckten Herzen Erikas. Damit wird natürlich die (erste) deutsche Ausgabe zur Erstpublikation. Frühere Publikationen sind nur fallweise für bestimmte Spezial-Probleme heranzuziehen und spielen für die Forschung im Prinzip keine Rolle. Und schließlich ist eine Quellenangabe unsinnig, die eben nicht den Beleg für die gedruckte Abbildung und die daran geknüpften Ausführungen gibt.
Die amerikanische Fassung des Berichts hat nämlich keineswegs die von Jacobsen genannte Überschrift, was wahrscheinlich daran liegt, daß man in Amerika nicht Deutsch spricht. In diesem Fall hat der Bericht sogar überhaupt keine Überschrift. Zudem aber hat der amerikanische Bericht an dieser Stelle einen anderen Inhalt als die für uns allein maßgebliche deutsche Fassung. Dort werden Mexiko und Florida als Orte genannt, die südlich von Entenhausen liegen, hier hingegen Italien, Jugoslawien und Griechenland. Die angegebene Fundstelle belegt also nicht das, was sie nach Jacobsen belegen soll. Für einen Beleg ist das ziemlich fatal. Daß Forscher Jacobsen dann dennoch mit dem Fuchsschen Text argumentiert, versteht sich aber glücklicherweise doch von selbst. Dessen Fundstelle muß dann aber auch angegeben werden.
Einer anderen Zitierweise bedient sich der anonym bleiben wollende Autor der Forschungsarbeit ‚Der Wanderer über dem Nebelmeer‘. Er zitiert die Publikationsorte der Quellen in einer seltsamen und unbegründeten Auswahl, nämlich den amerikanischen Erstdruck, die deutsche Erstveröffentlichung in der MM und schließlich die Publikation in den TGDD. Warum er uns den Druck in der BL vorenthält? Keine Ahnung.
Den richtigen Weg scheint mir hingegen Forscher Martin Söllig in seinen Bohnen-Beiträgen beschritten zu haben. Er geht pragmatisch und leserfreundlich vor. In seinen vorbildlich klaren Neffen-Studien gibt er (Sonderheft 57, S. 14) zu Protokoll: „Die BL ... (ist) die einzige Ausgabe, in der ich Barks komplett bei mir zu Hause im Regal stehen habe“. Diesen Druck nimmt er dann, von begründeten Ausnahmen wie auf S. 9 abgesehen, als Basis für seine Ausführungen. Ich glaube, den meisten von uns geht es hier wie ihm. Wir haben wohl die BL zur Hand, vielleicht auch die vollständige TGDD-Ausgabe. Aber mit Quellenangaben wie FC, CP oder U$ können wir, zumindest auf Anhieb, nichts anfangen. Sie sind albern und in der Regel nutzlos.
- Basso