Datum: 02. Januar 2007 13:28
Ich glaube dießer Text löst das Geheimniss...
Wer die Hose erfunden hat, ist unklar. Denkbarer Vorläufer der Hose ist der Rock, der im Schritt zusammengenäht wurde, um die Beine vor Zugluft zu schützen.
Sicher ist, dass die Hose schon im 1. Jahrtausend v. Chr. von den Skythen, einem zentralasiatischen Reitervolk, verwendet wurde, auch von Chinesen und Mongolen. Da Hosen im Gegensatz zu Röcken jedes Bein einzeln umschließen, sind sie zum Reiten, aber auch für viele andere Bewegungsabläufe, praktischer als Röcke. Auch halten sie die Beine und dadurch auch den Unterleib wärmer. Dass die Hose aber zum Statussymbol für den Mann und der Rock für Männer unüblich, ja geradezu tabuisiert wurde, ist eine europäische Entwicklung seit dem ausgehenden Mittelalter (siehe allerdings auch Schottland).
Herzog Ulrich zu Mecklenburg mit einer Pluderhose, aus der der Futterstoff hervorquillt und mit Schamkapsel. Kopie von Theodor Fischer (19. Jahrhundert) nach einem Gemälde von Cornelius Krommeny im Doberaner Münster (1587)
Herzog Ulrich zu Mecklenburg mit einer Pluderhose, aus der der Futterstoff hervorquillt und mit Schamkapsel. Kopie von Theodor Fischer (19. Jahrhundert) nach einem Gemälde von Cornelius Krommeny im Doberaner Münster (1587)
Kelten, Germanen und Sarmaten trugen in der Bronzezeit eine kurze Hose namens Brouche mit Beinbinden. Um 750 v. Chr. übernahmen die Germanen von anderen Völkern die knöchellange Hose. Bis ins 10. Jahrhundert wurden in Europa sowohl lange Hosen (u.a. von Franken) als auch Brouche, eine Art Unterhose, und Beinlinge (z. B. Angelsachsen) getragen. Im 11. Jahrhundert setzte sich Letzteres durch. Im 14. Jahrhundert wurde das Obergewand kürzer, bedeckte oft gerade noch das Gesäß, und machte so Unterhose und Strümpfe sichtbar. Mitte des 15. Jahrhunderts kam die Strumpfhose auf, die nun zur Oberhose wurde. 50 Jahre später reichte diese eng anliegende Hose nur noch bis zum Knie, dazu wurden Strümpfe getragen.
Aus dem mittlerweile eingeführten Hosenlatz entwickelte sich Ende des 15. Jahrhunderts die Schamkapsel. Um 1550 kam am spanischen Hof eine kurze Hose in Mode, deren Beine mit Kleie oder Rosshaar kugelförmig ausgestopft wurden, die so genannte Heerpauke. Sie wurde an das Wams angenestelt. Bis ins 17. Jahrhundert hinein war sie die europäische Hofkleidung für Männer. Spanien schaffte sie 1623 ab. Der einfache Mann trug einfache knielange Hosen aus Wollstoff. In Deutschland trugen die Bürger in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine Pump- oder Pluderhose, die von den Landsknechten übernommen worden war.
Elijah Boardman in einer Kniehose (Culotte). Gemälde von Ralph Earl, 1789
Elijah Boardman in einer Kniehose (Culotte). Gemälde von Ralph Earl, 1789
Im folgenden Jahrhundert setzte sich in Europa eine wadenlange gerade Röhrenhose durch. Die Außennaht zierten Knöpfe, Bänder oder Borten. Als höfische Herrenhose wurde dagegen eine enge Kniehose getragen. Die Oberschicht bevorzugte 1655 bis 1680 die Rheingrafenhose, eine Art Rockhose. Danach kam die Culotte auf, die bis unters Knie ging und bis zur Französischen Revolution von allen Schichten getragen wurde, als höfische Kleidung noch länger. Sie lag sehr eng an und war beim Adel aus feinstem Trikotstoff, unter dem sich eigentlich nichts verbergen ließ. Ein Zeitgenosse bemerkte kritisch: „Adam war mit einem Feigenblatt bedeutend anständiger gekleidet.“ Da die französischen Revolutionäre keine Culotte trugen, sondern knöchellange gerade Hosen, erhielten sie den Beinamen „Sansculottes“ („ohne Culotten“).
Die neuen langen Hosen verloren sehr bald den Beigeschmack des Revolutionären und wurden gesellschaftsfähig. Während 1789 den preußischen Regierungsbeamten noch untersagt wurde, lange Hosen zu tragen, die Perücke wegzulassen und das Haar kurz zu tragen, zeigte sich acht Jahre später sogar der preußische König Friedrich Wilhelm III. in solchen Hosen. Und auch die Verfügung der Trinity College in Cambridge, dass Studenten, die in den Sälen oder der Kirche in den langen Pantalons erschienen, als nicht anwesend betrachtet würden, blieb letztlich wirkungslos.
Im Biedermeier waren die Herrenanzüge sehr körperbetont gearbeitet, mit schmaler Taille. So gingen etliche Männer tatsächlich dazu über, sich ähnlich wie die Damen zu schnüren. Das Pendant zum Korsett hieß baskischer Gürtel. Um 1850 wird der geknöpfte Hosenschlitz eingeführt. Bis 1860 waren die Herrenhosen meistens aus hellen Stoffen mit auffälligem Karo- oder Streifenmuster. Danach wurden die Hosen dezenter und auf den Rock (so hieß früher die Jacke) abgestimmt. Etwa 1895 wurden Knickerbocker als Radfahr-Kleidung populär. Nach dem Zweiten Weltkrieg eroberten die Jeans auch den europäischen Markt. Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts gewann schließlich die Strumpfhose als neuerdings auch von Männern (in der Regel unter der Hose) getragenes Beinkleid wieder mehr Bedeutung.
Die Verdrängung des Männerrockes ging gegen den heftigen Widerstand konservativer Kreise vonstatten. Seit dem 17. Jahrhundert tragen bis auf wenige Ausnahmen europäische Männer nur noch Hosen und breiteten diese Sitte im Zuge des Kolonialismus weltweit aus. Es entstand die Redewendung „die Hosen anhaben“ als Synonym für „die Befehlsgewalt haben“. Die größere Verbreitung der Hose geht einher mit dem Fortschritt der Industrialisierung, da die beide Hosenteile verbindende Schrittnaht kostengünstig nur mit speziellen Nähmaschinen ausgeführt werden kann.
Reingelegt!