Re: Erika Fuchs bei Wikipedia
geschrieben von:
Kalif Storch
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Datum: 28. Januar 2023 11:17
Zu dem mir bislang unbekannten Herrn Pinder (Danke für Literaturhinweis von Frl. Tuschel) möchte ich nichts sagen, für eine ernste Beschäftigung mit diesem "bedeutenden Gelehrten" fehlt mir neben der Lust wahrscheinlich auch die sittliche Reife.
Ich möchte aber meinem Ärger über den mantraartig wiederholten Hinweis auf die Zeitgebundenheit der Petrischen Arbeit Luft machen. Die "Anforderungen (an eine Dissertation) waren damals ganz andere als heute" (Tuschel), der "Standard der Zeit" (Direpol) war ein anderer.
In den vielen Jahren meiner Tätigkeit an einer renommierten Denkanstalt habe ich sicherlich Hunderte von Dissertation, auch aus den 30ern, in den Händen gehabt (zugegeben: nur ganz wenige kunstwissenschaftliche), die naturgemäß zum größten Teil nicht mehr dem Stand der Wissenschaft entsprechen. Neben einigen glänzenden Arbeiten von Frauen und Männern, auf deren Schultern wir Zwerge immer noch stehen, freilich auch viele heute zu Recht vergessene und überholte Arbeiten. Beinahe allen gemein war aber das erkennbare und von mir bei Frl. Petri vermisste Bemühen, die Regeln wissenschaftlichen Arbeitens, die man damals schon im Proseminar eingehämmert bekommen hat, streng zu befolgen. (Heute ist das anders, da gibt es hier ernsthaft Schreibkurse für Doktoranden, betreutes Promovieren also.)
Argumente und Thesen, die "objektiv nicht nachprüfbar" sind, wie das Frl. Tuschel geradezu als damaligen Standard eruiert hat, hatten in wiss. Arbeiten noch nie etwas verloren. Sauberes, nachprüfbares Argumentieren ist eine zeitlose Forderung. Und dafür haben damals auch die Doktorväter und -mütter gesorgt, deren Reputation ja auch an der Qualität der Arbeiten ihrer Schüler gemessen wurde, die sie ja zudem selbst ausgesucht und zum Abfassen einer Dissertation ermuntert haben. Ich habe aber auch miterlebt, daß Doktoranden aufgrund von erst später festgestellten Dummheit der Stuhl vor die Tür gestellt wurde. Fälle, wie etwa der von Frau Giffey und ihrer "Betreuerin", der ja offenbar die Hervorbringungen ihrer Schülerin schnurzpiepegal war, dürften damals jedenfalls sehr selten gewesen sein.
Kurzum: ich bleibe bei meiner Auffassung, daß die in Rede stehende Arbeit die Anforderungen an eine Dissertation auch im Jahr 1931 nur schwerlich, wenn überhaupt, erfüllt hat, auch wenn das für gewisse Leute sicherlich "objektiv nicht nachprüfbar" ist.