Re: Entenhausen in Deutschland
geschrieben von: Coolwater ()
Datum: 09. August 2022 13:22

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ju313
Auf jeden Fall ist es sehr aufwändig. Entweder sind es 2 Schilder in einem Rahmen oder Vorder- und Rückseite ist bedruckt.

2021 kostet so ein Ding ein paar hundert Euro: "Etwa 430 Euro kostet so eine Ortstafel im günstigsten Fall, sagt eine Pressesprecherin im Starnberger Rathaus, ohne Montagekosten." [www.sueddeutsche.de] Die paar Lappen kann ein Gastwirt oder einfach nur irgendein Spinner, der so ein Schild aufstellen will, schon hinblättern.

Kommen noch der Rahmen und die Einpflanzung von det Ding in die Pampa. Beim "Entenhausen"-Schild ist der Rahmen aber vielleicht gebraucht erworben gewesen, der sieht oben schon ziemlich angerostet aus. Die Einpflanzung macht so'n tüchtiger Wirt oder tüchtiger Spinner auch selber, der läßt dafür keine Bautruppe anrücken.

Re: Entenhausen in Deutschland
geschrieben von: ju313 ()
Datum: 09. August 2022 13:22

Danke Coolwater für die Zusammenfassung.

Vermutlich letzter Akt: Ich habe an die Verkehrsbehörde Gießen eine Mail mit der Fragestellung geschickt. Die Indizien / Beweise, dass das Schild wohl nicht amtlich ist, habe ich nicht reingeschrieben - die Behörde kann das ja in die Antwort schreiben (falls es eine Antwort gibt).

Re: Entenhausen in Deutschland
geschrieben von: Beppo ()
Datum: 10. August 2022 10:10

Noch eine Anmerkung: Wir reden von 1998. Da gab es vielleicht andere Rechtsvorschriften.

Ich bin in einem hessischen Dorf mit einem ehrenamtlichen Bürgermeister aufgewachsen. Sprechstunde nach dem Abendessen. Der hatte sicher nicht das Bundesgesetzblatt abonniert. Und wenn ein Ortsschild mal irgendwo stand, dann wurde es vermutlich nicht gleich ausgetauscht, wenn sich an den Vorschriften was änderte.

In unserer Volksschule (zweiklassig) gab es kein Liederbuch. Der Herr Steinmüller hat mal den Bruder Singer beantragt, das wurde aber abgelehnt. Zu teuer. Da war so ein Ortsschild schon eine Investition, die Zinsen fraß wie Donalds Motorboot.

Grunz!
Beppo

Ein Kojote ist und bleibt ein Hühnerdieb!

Re: Entenhausen in Deutschland
geschrieben von: Coolwater ()
Datum: 10. August 2022 12:46

Bei irgendwelchen Käffern auf dem Land steht seit 1934 auf allen neuen Ortstafeln der Landkreis. Das war bei der damals erlassenen Straßenverkehrsordnung ja genau Sinn der Sache, wegen des stark gestiegenen und weiter steigenden Kraftverkehrs Geschichten wie Ortstafen deutschlandweit einheitlich zu regeln. Auch in der Pampa in Ostpreußen haben sie das hingekriegt, und die ostpreußische Pampa war wesentlich pampiger, als es die hessische ist: [commons.wikimedia.org]

Ortstafeln sind Verkehrszeichen. Ich weiß nicht, wie das genau abläuft, aber eine Ortstafel läßt nicht der Dorfbürgermeister beim wackeren Dorfschmied herstellen, sondern so etwas muß vermutlich irgendeine höhere Ebene (Kreis?) und Behörde prüfen und absegnen. Hier gilt wohl genau das gleiche wie für andere Verkehrszeichen, etwa Stopp- oder Vorfahrtsschilder. Ich vermute, auch die Godnickener haben nicht auf eigene Faust ein Ortsschild gepinselt und bei sich in die Pampa gepflanzt, sondern mindestens die Kreisverwaltung in Fiſchhausen hat sich angeguckt, was die Godnickener "im Schilde führen".

Mag sein, daß die Ortstafeln 1934 nicht auf der Stelle alle neugepflanzt wurden, aber ich behaupte mal, bis 1998 war die Geschichte durch. Die Schrift auf dem "Entenhausen"-Schild gibt es in der Form auch erst seit 1981.



5-mal bearbeitet. Zuletzt am 20.08.22 23:38.

Re: Entenhausen in Deutschland
geschrieben von: Der Sumpfgnom ()
Datum: 10. August 2022 13:32

Quote
Coolwater
Ortstafeln sind Verkehrszeichen. Ich weiß nicht, wie das genau abläuft, aber eine Ortstafel läßt nicht der Dorfbürgermeister beim wackeren Dorfschmied herstellen, sondern so etwas muß vermutlich irgendeine höhere Ebene (Kreis?) und Behörde prüfen und absegnen.

Für Aufstellvorrichtungen, Befestigungsmittel und Gründungsarten für alle Verkehrszeichen der StVO gilt die IVZ-Norm 2007 (Industrie-Norm für Aufstellvorrichtungen von Verkehrszeichen). Dazu gehört auch die Ortstafel. Das Aufstellen eines Verkehrszeichens bedarf einer verkehrsrechtlichen Anordnung und ist ein Verwaltungsakt. Sachlich zuständig ist die jeweilige Straßenverkehrsbehörde. Je nach Landesrecht kann die höhere Verwaltungsbehörde (z.B. der Landkreis) die Zuständigkeit auf eine andere Stelle übertragen (z.B. die Stadt).Aber auch hier gilt natürlich, dass die Vorschriften einzuhalten sind. Da sind evtl. Vorlieben z.B. eines Dorfbürgermeisters fehl am Platz.

Re: Entenhausen in Deutschland
geschrieben von: Coolwater ()
Datum: 10. August 2022 17:14

Eine Ortstafel wird auch nicht einfach Pi mal Daumen vor ein Kaff gepflanzt, wo's einem Gemeinderat oder Bürgermeister gefällt. Wo sie stehen darf und wo nicht, ist genau geregelt, wahrscheinlich ebenfalls schon seit 1934. Man sehe, was für ein Verwaltungsbrimborium es bedeutet, wenn irgendwer meint, eine Ortstafel müsse versetzt werden: [www.nwzonline.de] [www.sn-online.de] [www.hallo-muenchen.de]

Was auf dem Taferl bei "seinem" Ort draufsteht, wie es gestaltet ist und wo es aufgestellt wird – der Dorfbürgermeister hat da gar nix zu melden.

Re: Entenhausen in Deutschland
geschrieben von: Donald ()
Datum: 10. August 2022 18:44

Beachtlich, welch' geballte Kompetenz in Sachen Verwaltungsvorschriften unter Donaldisten vorhanden ist. thumbs downdrinking smiley

Re: Entenhausen in Deutschland
geschrieben von: ju313 ()
Datum: 11. August 2022 08:36

Der Vollständigkeit halber: Meine Anfrage an die Verkehrsbehörde hat zu keinem Ergebnis geführt. Antwort:

"Im Bereich des Stadtgebietes Gießen gab es keinen Ortsteil, bzw. solch eine Liegenschaft mit diesen Bezeichnungen. Was die Bereiche Außerhalb der Zuständigkeit der Stadt Gießen betrifft (LK Gießen, LDK, LK Marburg), kann ich nicht beantworten."

Wobei ja klar ist, dass das Schild nicht im Bereich des Stadtgebietes stand, sondern außerhalb (ca. 15 Autominuten um Gießen) - schade, dass die Behörde hier nichts sagen kann. Auch zu meiner Frage, ob das Schild "echt" aussieht, wurde nichts geschrieben. Nach den rechtlichen Informationen, die wir von Coolwater und dem Sumpfgnom gehört haben, ist das erstaunlich - müsste der Behörde doch auf einen Blick auffallen, dass das Schild nicht "echt" ist.

Welche Behörde für das Gebiet außerhalb von Gießen zuständig ist, wird auch nicht erwähnt. Aber ich denke, dass es zu keinen neuen Erkenntnissen führen wird. Na ja – war immerhin eine spannende Recherche.

Re: Entenhausen in Deutschland
geschrieben von: Beppo ()
Datum: 11. August 2022 09:10

Man ergugelt mehrere Kneipen namens "Alte Mühlenschänke". Ich denke mal, das Schild hat ein Spinner wie wir zu Reklamezwecken anfertigen lassen. Irgendwann ist es dann nach Hessen gwandert. Der Rahmen sieht dann doch sehr nach Dorfschmied aus. Wir hatten im Dorf den wackeren Schmied Bruno. Der konnte schmieden und schweißen. Verzinken konnte er nicht.

Ein Gestell wie dieses rostet natürlich im Boden. Vielleicht wurde es deshalb schon einmal abgesägt. Das würde die Höhe erklären.

Grunz!
Beppo

Ein Kojote ist und bleibt ein Hühnerdieb!

Re: Entenhausen in Deutschland
geschrieben von: Coolwater ()
Datum: 11. August 2022 11:48

Quote
Beppo
Der Rahmen sieht dann doch sehr nach Dorfschmied aus. Wir hatten im Dorf den wackeren Schmied Bruno. Der konnte schmieden und schweißen. Verzinken konnte er nicht.

Der Rahmen erscheint zumindest untypisch. Hier ist eine Galerie mit Ortstafeln aus verschiedenen Teilen Deutschlands: [commons.wikimedia.org] Die meisten haben oben und unten je zwei Verschraublaschen. Zwei Beispiele zeigen zusätzlich noch vier (Weinberge) oder zwei (Dortmund) Laschen. Die Tafel Ribnitz-Damgarten wiederum ist ohne Rahmen mit zwei Pfostenmanschetten angebracht (ich weiß net, ob die Dinger Pfostenmanschetten heißen oder man sie so nennen sollte, aber Pfostenmanschetten hört sich richtig gut an).

Ein Rahmen wie bei "Entenhausen" mit Verschraublaschen in den Ecken ist unter den Beispielen nicht zu sehen. Marke Eigenbau beziehungsweise Dorfschmied erscheint mir allerdings sehr aufwendig. Ich vermute eher einen ausgemusterten Rahmen aus früheren Zeiten, der vielleicht schon vor 25 Jahren nicht mehr hergestellt wurde und somit heute wenig bis gar nicht mehr zu sehen ist. Vielleicht war's schon als Altmetall abgestempelt, und unser unbekannter Spinner Mister Icks hat's umsonst gekriegt.

Werde in nächster Zeit bei meinen Fahrten durch Stadt und Land die Ortstafelrahmen auf die Verschraublaschen begutachten.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 20.08.22 23:44.

Re: Entenhausen in Deutschland
geschrieben von: Coolwater ()
Datum: 11. August 2022 12:21

Quote
Beppo
Man ergugelt mehrere Kneipen namens "Alte Mühlenschänke". Ich denke mal, das Schild hat ein Spinner wie wir zu Reklamezwecken anfertigen lassen. Irgendwann ist es dann nach Hessen gwandert.

Die Wanderungstheorie ist eine vorzügliche Ergänzungstheorie, mit der sich die Wirtshaustheorie aufrechterhalten ließe, falls sich ergäbe, daß an Ort und Stelle nie ein Gasthof bestand, schon gar keiner mit Namen "Alte Mühlenschänke".

Für die Wanderungstheorie wäre auch keine notwendige Annahme, daß der Schotterparkplatz dem Schildübernehmer gehörte. Es könnte sich durchaus um öffentlichen Grund gehandelt haben, und er könnte es bei Nacht und Nebel dort hingepflanzt haben, aber niemand störte sich daran, alle fanden's witzig, und somit blieb's stehen. Manche Gemeinden räumen "Scherze" dieser Art von Privatmenschen im öffentlichen Raum ja gnadenlos weg, andere wieder sind im Einzelfall toleranter und finden sich mit vollendeten Tatsachen ab, wenn's niemandem weh tut und alle es gut finden. Falls es öffentlicher Raum war, hat er vorher vielleicht sogar gefragt, ob er's da aufstellen darf. Vielleicht hat ihn die Gemeinde auch gewähren lassen, weil durch den "Phantasienamen" (Micky Maus, hihi!) und das Fehlen eines Verwaltungsbezirks vermeintlich nicht die Gefahr da war, daß jemand das mit einer amtlichen Ortstafel verwechselt …

Re: Entenhausen in Deutschland
geschrieben von: Der Sumpfgnom ()
Datum: 11. August 2022 14:51

Quote
Coolwater
andere wieder sind im Einzelfall toleranter und finden sich mit vollendeten Tatsachen ab, wenn's niemandem weh tut und alle es gut finden.

Von solchen Eigenmächtigkeiten ist abzuraten. Wenn sich nämlich ein Unfall ereignet, also wenn sich z.B. jemand an einem falsch aufgestellten Schild die Birne stößt und vielleicht sogar schwere Schäden davonträgt, stellt sich sofort die Frage der Schuld. Und entspricht das Schild nicht den Vorschriften, ist der Fall glasklar. Eine Behörde wird so ein Risiko nicht eingehen, es sei denn, die verantwortliche Person war gerade im Blubberlutsch-Rausch.

Zu Beppos Ansatz mit dem abgesägten Schildermast:
Kann natürlich sein, aber Schilder werden nicht einfach so in den Boden gerammt, sondern einbetoniert. Ansonsten halten die nichts aus. Ein kräftiger Sturm oder ein Besoffener, der dagegen donnert, und das Ding fliegt durch die Gegend.

Auf besagtem Foto - um mal wieder zum Thema des Fadens zurückzukehren - lehnt sich Don Rosa ja augenscheinlich schon mit Gewicht gegen das Schild. Wäre es nur in den Boden gerammt, würde das nicht funktionieren.

Re: Entenhausen in Deutschland
geschrieben von: Beppo ()
Datum: 11. August 2022 20:05

Abgesägt, weil einbetonniert, nach Hessen verbracht und neu einbetonniert???

Das erklärt zumindest die reduzierte Höhe. Auf dem Dorf findet man immer jemanden, der einem was betonniert. Zement, Sand, Wasser und mit der Schippe kräftig durchmischen. Und fertig ist der Lack.

Grunz!
Beppo

Ein Kojote ist und bleibt ein Hühnerdieb!

Re: Entenhausen in Deutschland
geschrieben von: Coolwater ()
Datum: 20. August 2022 21:16

Quote
Coolwater
Werde in nächster Zeit bei meinen Fahrten durch Stadt und Land die Ortstafelrahmen auf die Verschraublaschen begutachten.

Das Ergebnis meiner Feldforschung: So gut wie alle Rahmen, die ich sah, waren Vierlascher. So gut wie alle. Ein einziger war ein Achtlascher. Es war die gleiche Ortstafel, die schon bei meinen vorherigen Höhenstudien aus der Reihe tanzte. Vielleicht steht der Rahmen dort bereits ungewühnlich lange.

Der Vierlascher scheint heute Standard zu sein. Das ist sinnvoll. Gegen Wind und Wetter sind vier Verschraubungen wohl ausreichend. Will dagegen einer die Tafel klauen, halten ihn auch sechs oder acht Schrauben nicht davon ab. Mit nur vier Laschen, Schrauben und Muttern spart man Material. Man bedenke: An jeder öffentlichen Kraftfahrstraße, die in Deutschland in eine geschlossene Siedlung führt, steht so ein Ding, wenn die Straße breiter ist, sind's der Dinger sogar zwei. Da läppert sich schon was zusammen an eingesparten Schrauben, Muttern und Laschen.

Bilder von Ortstafeln aus den siebziger Jahren bestärken den Verdacht, daß Mehr-als-vier-Lascher ältere und also Auslaufmodelle sind.





(Das Bild ist von zwozehn, aber die Tafel ist vor 1980/81 aufgestellt worden, und wahrscheinlich ist der Rahmen nicht jünger als die Tafel.)



(Das Schild zeigt den Bürgermeister stolz wie Bolle nach Verleihung des Bad-Titels an Brückenau 1970. Ihr schönes neues Schild konnten die frisch Gebadeten zwei Jahre später in die Tonne kloppen, da dann der Landkreis Bad Brückenau aufgelöst und die Stadt dem Landkreis Bad Kissingen zugeschlagen wurde. Die Schlauberger hatten den Namen so groß aufs Schild schreiben lassen, daß kein Platz mehr war, den nun tafelnotwendigen Landkreisnamen nachträglich anzubringen.)

Einen Union-Jack-Lascher, wie ich den Rahmen des Entenhausen-Schildes nennen möchte, weil die Laschen, als Geraden über das Schild weitergezogen, ein Muster ergeben, das der britischen Fahne, dem "Union Jack", ähnelt – einen Union-Jack-Lascher also habe ich überhaupt nirgends gesehen und auch im Netz keine Beispiele für deutsche Ortstafeln mit einem solchen Rahmen gefunden. Am Ende war der Rahmen des Entenhausen-Schildes zuvor gar nicht für eine amtliche Ortstafel verwendet worden.

Was zur nächsten Frage führt. Auf Wikipedia ist zu lesen: "Die Maße der Ortstafeln sind genormt. Grundsätzlich sind zwei Größen zugelassen: 900 × 600 Millimeter und 1200 × 850 Millimeter." Gehen wir mal davon aus, daß das schon vor 25 Jahren so war, lautet die Frage: Entspricht das Entenhausen-Schild einer dieser Größen? Vielleicht kann das jemand gut einschätzen oder gar einigermaßen genau ausmessen (die Größe von Don Rosa müßte man dazu wohl wissen, aber vielleicht läßt die sich ergugeln.)

Die Firmen, die die Ortstafeln herstellen, machen außer ihnen ja auch noch alle möglichen Schilder, die natürlich einen Haufen verschiedener Größen haben. Für einen Privatmann sollte es somit keine Schwierigkeit sein, eine "Ortstafel" herstellen zu lassen, die in der Größe von den amtlichen abweicht.

Re: Entenhausen in Deutschland
geschrieben von: Coolwater ()
Datum: 21. August 2022 00:05

Quote
Coolwater

Quote
Sumpfgnom
Beim Don-Rosa-Schild müsste also z.B. erst "Alte Mühlenschänke" stehen, dann "Gemeinde Entenhausen" und dann "Kreis Soundso" als die nächst höhere Verwaltungseinheit.

Ist das notwendig so? Hier ein Gegenbeispiel: [commons.wikimedia.org] Kann es sein, daß die Vorgaben in den Bundesländern hierzu verschieden sind?

Hierzu noch eine Beobachtung und Überlegung meinerseits: Der Ortsteilname steht vor allem dann großmächtig auf dem Schild und der Gemeindename klein drunter, wenn der Ortsteil (noch) siedlungsmäßig von den übrigen Ortsteilen der Gemeinde getrennt ist und ein geschlossenes Eigenes bildet, als Ort und Dorf noch eine mächtige Tradition und Identität hat. Sind dagegen die Ortsteile siedlungsmäßig miteinander verwachsen, wird auf den Schildern am Ortsrand der Ortsteilname nur klein unter dem Namen des Ortes stehen.

Ob es dazu eine Vorschrift gibt, weiß ich nicht. Vielleicht können die Gemeinden bei dem selber entscheiden, wie sie's auf ihren Schildern halten. Auch hat meine Lehre eine Unschärfe: Wann ist eine Dorf-Tradition und -Identität mächtig, und wann ist ein Ortsteil ein geschlossenes Eigenes? Wenn zum nächsten Ortsteil zwei Kartoffelfelder dazwischen sind, oder reicht eines? Indes: Meine Beobachtung ist, daß es "allgemein" so ist, wie ich's beschrieb: Fährt man in Berlin, Hamburg, Würzburg ein, wird man auf den gelben Schildern groß "Berlin", "Hamburg", "Würzburg" lesen und in kleiner Schrift drunter den Ortsteilnamen, falls überhaupt. Dagegen: Fährt man in irgendein Pampadorf ein, steht auf dem Schild in der Regel groß: "Pampadorf" und klein drunter: "Gemeinde Icksüpsilon".



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 21.08.22 00:08.

Re: Entenhausen in Deutschland
geschrieben von: Beppo ()
Datum: 21. August 2022 06:21

Als ich noch jung und schön war (jetzt bin ich nicht mehr jung), gab es in Hessen und anderswo die Gebietsreform. Da wurden natürlich auch die Ortsschilder ausgetauscht. Ich erinnere mich an zwei neue Varianten, die mir auffielen: Xstadt, Ortsteil Ydorf und Ydorf, Stadtteil von Xstadt.

Die zweite Variante ist mir womöglich in Baden-Württemberg aufgefallen. Die war psychologisch besser, weil da an erster Stelle dick und fett der alte Name stand. Viele Bürger haben den neuen Namen gehasst.

Egal. Ich glaube es zwar nicht, aber vielleicht ist das Entenhausenschild ja uralt. Detaillierte Informationen aus der Zeit vor dem großen Internetboom sind im Netz oft nicht zu finden. Vielleicht gab es ja mal ein Entenhausen, das dann aufgelöst wurde.

Vieles, was Erika Fuchs verwendet hat, war ge- und nicht erfunden, Vielleicht ist sie ja 1950 mal mit ihrem automobilistischen Mann durch das seinerzeit noch existierende Entenhausen gefahren.

Grunz!
Beppo

Ein Kojote ist und bleibt ein Hühnerdieb!

Re: Entenhausen in Deutschland
geschrieben von: Coolwater ()
Datum: 21. August 2022 14:55

Quote
Beppo
Xstadt, Ortsteil Ydorf und Ydorf, Stadtteil von Xstadt.

Zu ergänzen: Kreis Z. Auf allen Schildern seit 34. Es sei denn, Xstadt ist selber der Verwaltungsbezirk.

Nee, Leute, keine Schangße, daß das "Entenhausen"-Schild amtlich ist. Auch die Rückseite ("Auf Wiedersehen") ist Stierscheiße. Nach der Schrift ist das Schild übrigens nach 80/81 geschmiedet worden.

Re: Entenhausen in Deutschland
geschrieben von: Coolwater ()
Datum: 10. September 2022 20:03

Quote
Coolwater
Das angebliche Ortsausgangsschild entspricht übrigens ebenfalls nicht der Vorschrift. Seit 1976 ist das Zeichen "Ortsausgang" in zwei Felder unterteilt. Und zwar so: "Das Zeichen 311 nennt auf der unteren Hälfte den Namen der Ortschaft oder des Ortsteils, die oder der verlassen wird. Angaben über den Verwaltungsbezirk sowie die in Nummer IV genannten zusätzlichen Bezeichnungen braucht das Zeichen 311 nicht zu enthalten. Die obere Hälfte des Zeichens 311 nennt den Namen der nächsten Ortschaft bzw. des nächsten Ortsteiles. An Bundesstraßen kann stattdessen das nächste Nahziel nach dem Fern- und Nahzielverzeichnis gewählt werden. Unter dem Namen der nächsten Ortschaft bzw. des nächsten Ziels ist die Entfernung in ganzen Kilometern anzugeben." (Nr. V zu den Zeichen 310 und 311 Ortstafel)

Hier muß ich einen Ruderschlag zurück tun. Es gibt auch heute noch durchaus einfeldige Ortsausgangsschilder:



Ich erinnere mich, solche einfeldigen Schilder auch anderswo an Autobahnauffahrten gesehen zu haben, wenn diese in einer Stadt bezettwe einer geschlossenen Ortschaft liegen.

Es gibt Sinn, hier vom zweifeldigen Schild abzusehen, legte doch der nächste Ort auf gelbem Untergrund dem Kraftfahrer den Gedanken nahe, er erreichte diesen Ort über eine Bundes- oder Pampastraße. Wenn überhaupt, gäbe es Sinn, am Beginn einer Autobahn das obere Feld mit dem nächsten Ziel in Autobahnblau mit weißer Schrift zu halten, aber solche Ortsausgangsschilder gibt es wohl nicht.

Etwas ratlos läßt, daß die Verwaltungsvorschrift (siehe Zitat oben) ausschließlich zweifeldige Ortsausgangstafeln vorsieht. Auch Übersichten aller Verkehrszeichen kennen nur den zweifeldigen Ortsausgang: [www.adac.de] [www.verkehrszeichen-online.org]

Dies legt einen Verdacht nahe, ja zwingt zu einem Schluß, der im ersten Augenblick ungeheuerlich scheint: Diese einfeldigen Tafeln sollen zwar dem Kraftfahrer anzeigen, daß er eine geschlossene Ortschaft verläßt, aber es handelt sich nicht um gültige Verkehrszeichen.

Nachdem man sich an die Geheuerlichkeit dieses Schlusses gewöhnt hat, gibt er völlig Sinn. Die Verkehrs- bezettwe Geschwindigkeitsregelung durch ein gültiges Zeichen "Ortsausgang" ist an dieser Stelle überflüssig, weil das andere Schild mit dem Autobahnzeichen dem Kraftfahrer kundtut, daß ab hier gerast werden darf.

Ich habe gute Lust, bei einer Behörde zu fragen, ob ich mit meinem Schluß richtigliege, daß es sich bei den einfeldigen Ortsausgangsschildern nicht um Verkehrszeichen handelt und sie ausschließlich Autobahnschildern beigesellt sind.

Für das Entenhausenschild bedeutet das alles wohl nichts. Auf dem Foto sieht es nicht gerade so aus, als begönne hinter Schotterparkplatz und Schild eine Autobahn, und Schnickschnack wie "Auf Wiedersehen" habe ich auf solchen Schildern auch noch nie gesehen.

Re: Entenhausen in Deutschland
Datum: 14. September 2022 13:20

Das Zeichen 311, soso ... was ist denn das Zeichen 313, nur so aus Neugier?

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Frieden für die Ukraine!

Grkztrrrschwrzkajaaaa!

Re: Entenhausen in Deutschland
geschrieben von: Coolwater ()
Datum: 14. September 2022 13:25

Quote
Ostsibirischer Korjakenknacker
Das Zeichen 311, soso ... was ist denn das Zeichen 313, nur so aus Neugier?

Ortsteiltafel: [www.sicherestrassen.de]

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