Datum: 02. April 2022 05:23
Mit wenigen Mausklicks bespuckt einen das Weltnetz mit Wissensstückchen, für die, um mit ihnen glücklich bespuckt zu werden, noch vor wenigen Jahren ausgedehnte Archivreisen auf zwei Erdteilen nötig gewesen wären.
Mit Carl Barks als Ausgangspunkt [
www.geni.com] kann auf geni.com das Netz seiner Verwandten und Vorfahren erforscht werden.
Soeben habe ich Barksens unmittelbare Vaterlinie („der Vater des Vaters des Vaters von" und so weiter) röscherschiert und analüsiert (auf gut deutsch, ich habe sie im Bett liegend auf meinem Klapprechner runtergeklickt). Man erhält so die folgende Kette von väterlichen Vorfahren Barksens:
1. Carl Barks (* 1901 Merrill, Oregon, USA – † 2000 Grants Pass, Merrill, Oregon, USA)
2. William Barks (* 1858 Bollinger County, Missouri, USA – † 1940 Lost River, Klamath, Oregon, USA)
3. David Barks (* 1829 Missouri, USA – † 1874)
4. Isaac Barks (* 1804 Crooked Creek, Cape Girardeau, Missouri, USA – † 1855 Marble Hill, Bollinger, Missouri, USA)
5. Jacob Barks (* 1771 Lincoln County, North Carolina, USA – † 1827 Cape Girardeau County, Missouri, USA)
6. William Barrach Barks (* 1750 Frechenfeld, Deutschland – † 1789 Lincoln, North Carolina)
7. Johannes Berg (* 1714 Nordhofen, Hessen-Nassau, Deutschland – † 1780 Frederick County, Maryland, USA)
8. Johan(n) Wilhelm (William) Berg (* 1683 Nordhofen, Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz, Deutschland – † 1750 Frederick County, Maryland, USA)
9. Hans (Johann) Peter Berg (* 1642 Nordhofen, Hessen-Nassau, Deutschland – † 1717 Selders, Nordhofen, Hessen-Nassau, Deutschland)
10. Adam Berg (* 1622 Nordhofen, Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz, Deutschland – † 1690 Selters, Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz, Deutschland)
11. Hanss Simon Berg (* 1595 Nordhofen, Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz, Deutschland – † 1655)
Mehrere Dinge fallen auf.
Erstens: Barks selbst sagte irgendwo, seine Vorfahren väterlicherseits seien Holländer gewesen und seine Vorfahren mütterlicherseits Schotten. Der Ursprung seiner Vaterlinie liegt nach Lage der Dinge jedoch in Nordhofen im Westerwald im heutigen Rheinland-Pfalz.
Die Erklärung dafür scheint mir einfach: Im 17. und 18. Jahrhundert wurde im Englischen "Dutch" (heißt nix anderes als "deutsch") für Deutsche allgemein gebraucht, "Dutch" war noch nicht verengte, ausschließliche Bezeichnung für die Niederländer (vergleiche den Namen "Pennsylvania Dutch" für Einwanderer aus der Pfalz im nordamerikanischen Staate Pennsylvanien).
Ich nehme an, es gab bei Barksens eine Familienüberlieferung, die Vorfahren seien "Dutch" gewesen. Spätere Geschlechter, als es in England und Amerika nicht mehr gängig war, Deutsche "Dutch" zu heißen, verbanden dies natürlich mit den Niederlanden.
Darüber hinaus ist es freilich möglich, daß Barks auch "echte" "Dutch" (niederländische) Ahnenlinien hatte. Die eine unmittelbare Vaterlinie ist ja nur eine von vielen, die Zahl der Ahnenlinien verdoppelt sich mit jeder Generation, die man weiter in der Vergangenheit zurückschreitet. Ich habe die anderen Vorfahrenlinien von Barks nicht untersucht.
Zweitens: Barksens Ahnen in Deutschland tragen den Nachnamen Berg, nach ihrer Auswanderung in die britischen Kolonien in Nordamerika wandelte sich bei einem von Barksens Vorfahren der Name offenbar irgendwann in "Barks".
Für mich leuchtet "Barks" nicht sofort ein als glattklingende, logische "Amerikanisierung" (richtiger: Anglisierung) von "Berg". Andererseits: Es gab im Zuge der Einwanderung nach Amerika viele Namensänderungen aus dem Deutschen und aus anderen Sprachen, die noch lustiger und schräger waren – was soll's.
Für den in Amerika eingewanderten Johann Wilhelm Berg (Nummer 8 auf meiner Liste) gab es nach den Angaben auf geni.com auch den Namen "Barrick", und einige seiner Söhne werden auf geni.com auch unter diesem Namen geführt (allerdings nicht Johannes Berg, Nummer 7, Carl Barksens Ahn).
"Barrick" wirkt fast wie das "fehlende Glied" zwischen "Berg" und "Barks". Sehr betont und zerdehnt kann man deutsch "Berg" im Englischen als "Barrick" aussprechen und niederschreiben, und es ist vielleicht nur ein kleiner Schritt, dieses "Barrick" noch einmal englisch kurz-knapp zu "Barks" "aufzuknacken".
Das dritte und, wie mir scheint, Merkwürdigste: Laut geni.com wurden Johann William Berg und seine Söhne Johannes Berg, Pieter Berg und John Berg am 8. Juli 1730 in New Jersey "naturalisiert". Die Bergs müssen also vor diesem Zeitpunkt aus Deutschland ausgewandert und in Amerika eingewandert sein. Aber: Laut geni.com wurde Johannes Bergs Sohn William Barrach Barks (Nummer 6) 1750 (!) in Frechenfeld geboren (offensichtlich Freckenfeld in der Pfalz).
Möglichkeit eins: Johannes Berg kehrte um 1750 für einige Zeit nach Deutschland zurück, um eine Frau zu suchen, er fand und heiratete eine in Freckenfeld, und sie gebar dort einen Sohn, und Mann, Weib und Sohn machten sich wieder auf den Weg nach Amerika. Doch ich vermute, die Bergs waren eher einfache Leute, und ein solches Unternehmen war um 1750 wohl mit weit mehr Aufwand und Mühe verbunden als schon einhundert oder einhundertfünfzig Jahre später im Dampfzeitalter, ganz zu schweigen vom „Dieselzeitalter“, dem 20. Jahrhundert.
Aber ich will diese Möglichkeit nicht ausschließen. Vielleicht können andere mit genaueren Geschichtskenntnissen über die Lebensumstände deutscher Einwanderer in Amerika um 1750 darlegen, ob eine solche kurze "Brautwerbungsreise" in die Heimat völlig verrückt gewesen wäre oder ob dergleichen tatsächlich vorgekommen ist. Immerhin fällt auf, daß laut geni.com alle Barks-Vorfahren in Deutschland aus dieser Linie in Nordhofen geboren wurden, dieser eine aber in Freckenfeld. Die Entfernung zwischen den beiden Orten beträgt fast 200 Kilometer …
Möglichkeit zwei: Auf geni.com liegt an dieser Stelle ein Fehler vor.
Nur her mit guten und verrückten Einfällen und Gedanken zu alledem.
Nachbemerkung: Ich habe diesen Beitrag vor wenigen Stunden in einer englischsprachigen, internationalen Carl-Barks-Diskussionsgruppe auf dem Fressenbuch veröffentlicht. Dazu hatte ich den Text auf Deutsch verfaßt, mit Gockel ins Englische übertragen und Schritt um Schritt bearbeitet. Um den Text nun hier zu veröffentlichen, hatte ich schlauerweise den deutschen Ursprungstext gelöscht, nahm den fertigen englischen, übertrug ihn mit Gockel ins Deutsche und bearbeitete ihn Schritt für Schritt. Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht?
11-mal bearbeitet. Zuletzt am 02.04.22 10:04.