Re: D.O.N.A.L.D. Buttons im Flug-Handgepäck
geschrieben von:
DD313
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Datum: 11. Januar 2019 20:04
Das hängt stark vom Morgenmüsli des Kontrolleurs ab.
Ich habe vor Jahren in München ungewollt einen mittleren Aufstand ausgelöst, weil sich in meinem Handgepäck ein metallener Schlüsselanhänger in Form eines Schraubenschlüssels befand. Es war ein nett gemeinter Werbegag des Veranstalters einer Tagung gewesen und hatte eine Gesamtlänge von ca. 3 cm. Der Anhänger wurde mit der Begründung eingezogen, es handele sich um ein Werkzeug und so etwas wäre wegen des Gefährdungspotentials nicht gestattet. Ich könnte ja während des Fluges wichtige Schrauben mit dem Schlüssel lösen…..
Meine Nachfrage, ob das jetzt ein mißglückter Scherz sei, wurde wohl mangels ausreichender Sprachkompetenz bei meinem Gegenüber nicht recht verstanden. Was augenblicklich folgte, war ein lautstarker Ruf des Kontrolleurs quer durch die Halle "Polizei hierher", um zwei Bundespolizeibeamte mit Maschinenpistole im Laufschritt herbei zu beordern.
Es kam zu einem umfassenden Gedankenaustausch zwischen den beiden Kontrollorganen der als Ergebnis den (wirklich ernst gemeinten!) Vorschlag hervorbrachte, dieses gefährliche Werkzeug bei der Gepäckaufgabe einzuliefern. Ich könne ja auf dem Weg zurück beim Supermarkt vorbeigehen und einen größeren Karton besorgen, weil so ein winziges Teil natürlich nicht über das Gepäckband laufen kann. Dass ich dann meinen Flieger nicht mehr erreichen würde, war für die beiden Parteien kein beachtenswertes Argument.
Wer große Flughäfen, wie den in München, an einem Freitagnachmittag kennt, weiß, dass sich dort viele Geschäftsleute einfinden, um endlich wieder nach Hause ins Wochenende zu fliegen. Diese Klientel hat i.d.R. überhaupt kein Verständnis für derartige Verzögerungen. Innerhalb weniger Minuten kam es, auch dank der in aller Öffentlichkeit mit kräftiger Stimme ausgetragenen Diskussion der beiden Amtsparteien, zu einer lautstarken Solidarisierung der wartenden Massen, denn der Kontrollbetrieb in meiner Reihe ruhte wegen des Vorfalls.
Die beiden Kontrollorgane sahen sich ob des drohenden Tumultes allerdings jetzt zu einem Umdenken veranlasst.
Mein Angebot, das Dingelchen einfach wegzuschmeißen, wurde von den Polizisten dahingehend beschieden, dass ich dazu ihnen gegenüber schriftlich die "Aufgabe des Besitzes und die Einwilligung zur Vernichtung" erklären müsse, schließlich sei die vom Kontrolleur veranlasste Hinzuziehung der Polizei eine Amtshandlung. Da müsse jetzt alles protokoliert werden.
Von den Verhandlungsführern der Warteschlange wurde dies aus grundsätzlichen Überlegungen heraus kategorisch abgelehnt. Ich war nämlich zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr selbst an den Verhandlungen beteiligt. Sie wurden im Wesentlichen von 2 mir nicht bekannten Herren mit großem Eifer, ebensolcher Begeisterung und ganz offensichtlich erheblichem juristischem Sachverstand und entsprechender wortgewaltiger Eloquenz geführt. Der anschließend den Verhandlungsführern, mir und vor allem auch den Umstehenden vorgetragene Alternativvorschlag, das gefährliche Werkzeug bei der Bundespolizei gegen Quittung zu hinterlegen und am folgenden Montag, wenn ich wieder in München landen würde, abzuholen, wurde unter Hohngelächter von meinen selbsternannten Advokaten und der Warteschlange abgelehnt.
Nächster Vorschlag an die Menge war, das Gefahrgut in einem dafür zugelassenen Umschlag, den der inzwischen auch herbeigeeilte Schichtleiter der Kontrolleure ausnahmsweise kostenfrei zur Verfügung stellen wollte, zu verpacken und diesen Umschlag von einem Sicherheitsmitarbeiter dem Kabinenpersonal meines Fliegers zur sicheren Verwahrung zu übergeben. Die Wiederaushändigung sollte nach glücklicher Landung am Zielort direkt beim Aussteigen erfolgen können. Dies gefiel den beiden Verhandlungsführern und auch eine kurze Rücksprache mit dem interessierten Publikum verlief positiv. Der Vorschlag wurde allgemein angenommen. Meine Zustimmung wurde stillschweigend ohne weitere Nachfragen als gegeben vorausgesetzt. So fuhr anschließend ein Mitarbeiter der Sicherheitsfirma mich und den Umschlag mit dem bedrohlichen corpus delicti zu meinem Gate. Wir (der Briefumschlag und ich) wurden dem Kabinenpersonal übergeben, bevor alle anderen Fluggäste einsteigen durften. Weil die Kabinen-Crew die Geschichte nicht glauben konnte, habe ich beim Aussteigen den versiegelten Briefumschlag geöffnet und unter großem Gelächter den Schraubenschlüssel vorgezeigt.
Wenn einer eine Reise tut …