Datum: 17. November 2016 00:48
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Theodora Tuschel
War ein Test, ob jemand aufpasst. Gratuliere, Coolwater!
Andererseits schreckte Frau Fuchs nicht davor zurück, Milchshakes als Erdbeereis zu bezeichnen, eine Truthahnkeule als Schweinebraten und einen Hamburger als "belegte Käsebrote" oder sogar als Pichelsteiner Eintopf. Wie u.a. in dem hervorragenden Buch von Ernst Horst nachzulesen.
Aber ich denke, eine nichtdonaldistische, literatursoziologisch und übersetzungstheoretisch begründete Würdigung ihrer Arbeit steht noch aus, als Ergänzung der linguitischen Arbeit von Meloni.
Von den schwindelerregenden Höhen der Literatursoziologie und Übersetzungstheorie zurück auf den festen Boden des Donaldismus – der Wirklichkeit: Kann es nicht einfach sein, daß man (mutmaßliche) Milchshakes und Hamburger in Entenhausen als "Erdbeereis" und "belegte Käsebrote" bezeichnet? Ist das so abwegig?
Man denke an das Verwirrspiel, das bei uns im deutschen Sprachraum mit den Speisebezeichnungen "Pfannkuchen", "Eierkuchen", "Berliner" und "Krapfen" herrscht. Ein Verwirrspiel zweierlei Art: Gleiches ist von Region zu Region unter verschiedenen Namen bekannt, Verschiedenes wieder hat von Region zu Region den gleichen Namen.
Wir haben so eine beinah unüberschaubare Vielzahl an regionalen Sonderbezeichnungen für Speisen und Spezialitäten. Dann aber auch die Vielfalt an alten, traditionellen landschaftlichen Namen für Nahrungsmittel: Gurke/Kimmerling, Pilz/Schwammerl/Pfifferling, Sahne/Rahm/Schwand, Sauerkraut/Sauerkohl/Sauermoos, Rotkohl/Rotkraut/Blaukraut und so weiter und so fort.
Oder "Senf" gegen "Mostrich" – oder bundesdeutsch "Tomate" gegen österreichisch "Paradeiser"… Zu meinem Erstaunen wurde ich vor kurzem belehrt, daß man in Schleswig-Holstein
süße Brötchen "Semmeln" nennt. In den Südstaaten heißen
alle "Brötchen" Semmeln – und einen Sondernamen für die süßen: Gibsganich. Weil: Brauchmanich. Eine mehr als überflüssige Unterscheidung, das mit den süßen "Semmeln"…
Bei McDonald's ein "belegtes Käsebrot" bestellen, wenn man einen Hamburger begehrt? Man macht sich damit nicht mehr zum Kaschperl, als wenn man im tiefsten Bayern im Wirtshaus ein "Eisbein" verlangt, wenn einen tatsächlich nach einer Schweinshaxn gelüstet.
Ergänzung zu Entenhausen: Für einen speisefertigen (mutmaßlichen) Truthahn gibt es dort offensichtlich die Bezeichnung "Füllhorn" (WDC 142,
Friedliche Ferien). Wahrscheinlich hat der Truthahn als "Füllhorn" auch eine Füllung – jedenfalls legt der Name das nahe. Und wo ist beim Truthahn das Horn, fragt nun der Schlaumeier. Na und, sage ich. Wo ist das Eis beim Bein? – "Füllhorn" für Truthahn finde ich übrigens unheimlich gut.
4-mal bearbeitet. Zuletzt am 17.11.16 04:57.