Aus einem Interview mit Michael Bregel, Übersetzer der Lustigen Taschenbücher, LTB ABO+, Nr. 3, 2016:

Ist Erika Fuchs für Sie ein Vorbild?

Als prägende Disney-Ikone auf jeden Fall. Als Übersetzerin vielleicht hinsichtlich mancher von ihr grundgelegten Stilmittel. Als Mensch eher weniger.

Wahrscheinlich kannte er sie gar nicht persönlich, dann wäre es eher Nichtfuchsismus. Aber alte Kunsthistorikerinnen sind ohnehin ein Fall für sich. Ich kannte zwei: Eleanor von Erdberg (*1907), Mentorin einer Kölner Kunsthändlerin für die ich gearbeitet hatte und Prinzessin Margarete von Isenburg (*1901), die wie Erika Fuchs in München (damals das Mekka der Kunstgeschichte) studiert hatte und mit der mein Vater als Volkshochschulleiter in den 60er Jahren Bildungsreisen organisierte, die ihn im Autobus unter anderem nach Rom und Athen führten.

Ahoi!

Und? Hatten die adligen Damen schwere Zacken? Ließ Prinzessin Margarete es als Reiseleiterin an kundiger Führung fehlen? Gab Frau von Erdberg der Kunsthändlerin Wehrmachts-Dienstvorschriften der Kunstraub-Spezialkräfte zu lesen?

Im Gegenteil! Die Prinzessin war als Dozentin und Kunstführerin ein Gedicht, da sie in jedem besseren Museum mindestens einen Abteilungsleiter noch aus ihren Münchner Zeiten kannte und die von Erdberg hat die Händlerin, die eigentlich Kunst studieren wollte, erst auf ihre Fähigkeit aufmerksam gemacht, das, was sie den einen abschwatzte, anderen (mit Gewinn) wieder aufzuschwatzen.

Ahoi!

Das alles spricht dafür, dass man es bei dem Herrn Bregel doch mit einem anthropologischen Banausen zu tun hat. Er übersetzt ja auch die Lustigen Taschenbücher, werden viele Mitbürger dieser Forumsgemeinschaft rufen!

Der biographischen Fuchs-Forschung bleibt das Desiderat, den Begegnungen von Frau Fuchs mit Adligen nachzugehen.

Prinzessin Margarete erhielt 1980 den Kulturpreis des Main-Kinzig-Kreises.

"Ihre Sprachkenntnisse – sie konnte Englisch, Französisch, Italienisch und Lateinisch – verhalfen ihr zu verschiedenen Jobs während der NS-Zeit. So verdingte sich die 'politisch blauäugige Aristokratin vom Lande' in München bei einer 'anrüchigen Einrichtung der Zensur' und übersetzte in Latein geschriebene Kirchenpost und italienische Korrespondenz ins Deutsche."

Faszinierend. Gewisse Parallelen weiblicher höherer Bildungsbiographien zeichnen sich ab.

Weitere Auszüge:

"...durchlief eine 'eiserne Erziehung'".

"Dann wechselte sie zum Goethe-Institut und arbeitete dort auf Honorarbasis, weil sie 'nicht Angestellte der Nazis werden wollte.'"

"Das Geheimnis der Prinzessin? 'Ich rede so gern — ich glaube, ich könnte Tag und Nacht reden, wenn ich Zuhörer hätte.'"

Ihre markante Stimme kann ich bezeugen.

Ahoi!



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 08.08.16 00:35.