Datum: 20. September 2020 19:00
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Theodora Tuschel
Ganz neu ist das Buch nicht […]
Dieser Faden auch nicht.
Was anderes. Autor Schilling in dem verlinkten Gespräch mit
The Comics Journal:
Certainly I think his art could be really influential. It’s just beautiful storytelling. But it’s hard for me to predict. I’d like to think that the comics are going to stick around, that they’re the type of things kids would love . . . but frankly, on the other hand, if I were a parent, and we’re getting toward an era where—I hope—we respect other races, we respect other sexes to the same degree that we respect white men, it would be nice if there were other stories for kids. When they have those other stories that tell them everyone matters, are [the Barks stories] so universal that readers can get past all the crap? Is this the type of thing little girls would like? If I had a daughter, I can imagine saying, “These are so great,” and then while reading it to her, “Crud. There’s not a single girl in this thing.” It’s very difficult for me to imagine the future and know where Carl Barks is going to be in it.
Meine zwo Kreuzer dazu. Diese Meinung, daß sie wegen der "problematischen Aspekte" in Barksens Werk Schwierigkeiten hätten, die "Geschichten" ihren Kindern zu lesen zu geben oder überhaupt für Kinder zu empfehlen, habe ich schon gelegentlich von Amerikanern gehört, die sonst den Barks durchaus hochschätzen. Es wird wohl so sein, daß die Kultur der "political correctness" drüben wesentlich tiefer greift als bei uns, jedenfalls ist mir die Auffassung, Kinder sollte man vom Barks vielleicht besser fernhalten, bei Barks-Liebhabern hierzulande (noch) nicht begegnet.
Als wie problematisch auch immer man nun dies oder jenes im Barks-Werk sieht – ich bin zutiefst davon überzeugt, daß, wenn die Stunde kommt, da Kinder den Barks nicht mehr lesen, das auch das Todesurteil für das Barkstum als lebende Kultur und nicht nur als antiquarische Angelegenheit sein wird. Es mag einige wenige einzelne geben, bei denen es anders war – aber wir alle haben den Barks doch in Kindertagen für uns entdeckt. Und ich glaube auch, es ist ein anderes, ob man in die Welt von Entenhausen schon als Kind eintaucht oder erst als Erwachsener. Wenn Kinder den Barks nicht mehr lesen, so stirbt das Barkstum. Auf ein paar Literatur-Professoren, die im Jahr 2100 in Abhandlungen, die niemand liest, den Barks würdigen, ist letztlich geschissen.
Es wird am Ende vielleicht keine große Rolle spielen, ob einige pädagogisch ehrgeizige Eltern glauben, ihren Kindern den Barks zumuten zu dürfen oder nicht. Ich kann mich nicht erinnern, daß wir damals zu den Comics und zum Barks von wohlmeinenden Erwachsenen hätten hingeführt werden müssen. Das haben wir uns alles selber erschnuppert.
Von den "problematischen" Seiten in Barksens Werk ganz abgesehen: Es läßt sich gar nicht vermeiden, daß, je mehr die Zeit voranschreitet und der Abstand größer wird zu den Tagen, da Barks lebte und wirkte, die Geschichten um Entenhausen um so mehr von gestern wirken müssen, immer weniger mit dem Lebensalltag und der wirklichen Welt der kindlichen Leser zu tun haben werden – ebenso wie die Kinderwelten im
Struwwelpeter und in
Max und Moritz erkennbar die einer anderen Zeit sind. Ich enthülle wohl kein Geheimnis, wenn ich bemerke, daß die Welt von Entenhausen in den Berichten, die der Amerikaner Barks in den vierziger, fünfziger und sechziger Jahren des vorigen Jahrhundert niederlegte, sehr große Ähnlichkeit mit dem Amerika in den vierziger. fünfziger und sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in unserer Welt hat (Zufälle gibt's!). Automobile, Telefone, Kleidung, das Kinderspiel der Knaben, gewiß auch manches in der von Fuchs überlieferten Sprache – schon heute muß dem barkslesenden Kind vieles wie von gestern erscheinen. Daß die Berichte trotzdem noch so frisch und gar nicht angestaubt daherkommen – es zeigt nur Barksens und Fuchsens Meisterschaft, die einen vergessen läßt, daß ihr Entenhausen eine "Welt von gestern" ist. Der Gottfredson wirkt um einiges angestaubter, aber auch etwa
Tim und Struppi macht auf mich einen "gestrigeren" Eindruck. Aber gut, Donald trägt (zum Glück!) auch keine Knickerbocker.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 20.09.20 20:54.