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Sprachvergleich
geschrieben von: Direpol ()
Datum: 23. August 2015 17:36

Aus dem "Screaming Cowboy" macht Erika Fuchs 1952 den "Rührseligen Cowboy".

Man lese dazu Friedrich Sieburg 1953 in der Zeitschrift "Die Gegenwart" über Heine und die Folgen: "Die Verlogenheit der Eisen- und Stahlepoche festigte und autorisierte sich an dem falschen Ton, den Heine, der geniale Nachahmer der Romantiker und des Volksliedes, in die Gefühlsdichtung eingeführt hatte. […] Die lyrische Entfesselung eines zu den höchsten Gipfeln des Materialismus aufsteigenden Bürgertums, das seine Rührseligkeit für Poesie hielt, war sichergestellt."

Bei Frau Fuchs ist Donald Duck ein solcher gipfelstürmender Aufsteiger, auf den kraft poetischer Gerechtigkeit eine Lawine niedergeht. Er hält seine Rührseligkeit für Poesie und ist sich seiner Sache so sicher, dass er sie selbst rührselig nennt - im Titel des Gedichts. Die kritische Vokabel wird romantisch eingeschmolzen.

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Re: Sprachvergleich
geschrieben von: Beppo ()
Datum: 23. August 2015 20:31

Ob der kleine Herr Duck ein großer Komponist und Texter war, sei einmal dahingestellt. Aber niemand ist eine Insel. Vielleicht wurde er ja von diesem Lied

[www.youtube.com]

ein wenig inspiriert. Sein literarischer Agent für die USA, der Herr Barks, lässt seine Übersetzung des Rührseligen Cowboys jedenfalls auch mit "bury me" anfangen.

"The Dying Cowboy" geht auf das Gedicht "Burial at Sea" eines gewissen Edward Hubbell Chapin, eines jüngeren Zeitgenossen von Heinrich Heine, zurück, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts poetisch wurde. "Burial at Sea" habe ich im Netz nicht gefunden, aber "The Dying Cowboy" geht so:

Oh bury me not on the lone prairie
These words came low and mournfully
From the pouted lips of a youth who lay
On his dying bed at the close of day

Oh bury me not on the lone prairie
Where the coyote howls and the wind blows free
In a narrow grave just six by three
Bury me not on the lone prairie

It matters not I've oft been told
Where the body lies when the heart grows cold
Yet grant oh grant this wish to me
Bury me not on the lone prairie

Oh bury me not on the lone prairie
Where the coyote howls and the wind blows free
In a narrow grave just six by three
Oh bury me not on the lone prairie

He wailed in pain and o'er his brow
Death's shadows fast were gathering now
He thought of his friends and his home but nigh
As the cowboys gathered to see him die

Oh bury me not on the lone prairie
These words came low and mournfully
From the pouted lips of a youth who lay
On his dying bed at the close of day

We took no heed of his dying prayer
In a narrow grave we buried him there
In a narrow grave just six by three
We buried him there on the lone prairie

Oh bury me not on the lone prairie
Where the coyote howls and the wind blows free
In a narrow grave just six by three
Oh bury me not on the lone prairie

Grunz!
Beppo

Ein Kojote ist und bleibt ein Hühnerdieb!

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Re: Sprachvergleich
geschrieben von: Theodora Tuschel ()
Datum: 23. August 2015 20:39

Interessant! Die dänische Übersetzerin Sonja Rindom Hilker machte aus dem "Screaming Cowboy", der maritimen Umgebung ihres Heimatlandes angemessen, "Den Hulkende Sømand" (Der schluchzende Seemann). Auch sie veränderte den Barks-Text des Schlagers komplett: "Oh, skænk mig en grav/ ved det isgrønne hav/ hvor kun bølgerne hører min gråd!“ (Oh, schenkt mir ein Grab/ an dem eisgrünen Meer/ wo nur die Wellen mein Klagen hören!) - Schön. Herrlich gruselig schön.

Aber was ist nun eigentlich kanonisch? Wenn man die These ernst nimmt, Barks und Fuchs seien Medien, die über reale Vorgänge in Entenhausen berichten, dann hat Donald "Und lieg' ich dereinst auf der Bahre" gesungen und nicht "Oh, skænk mig en grav", und auch nicht "Oh, bury me thar with my battered git-tar". Auf dem Schwarzen Brett lesen wir derzeit täglich von Fuchs'schen Textvarianten. Wieso kann es Textvarianten geben, wenn Erika Fuchs ein Medium war, das überliefert hat, was in Entenhausen gesprochen wurde? Deuten diese Textvarianten nicht darauf hin, dass Erika Fuchs gar kein Medium war, sondern eine ganz normale Übersetzerin, die versuchte, einen fremdsprachigen Text möglichst gut, genau, situationsangepasst und lesbar in die eigene Sprache zu übertragen? Und wenn das so wäre, dann war Barks vielleicht auch kein Medium, sondern ein Zeichner und Geschichtenerzähler, der einfach besser war als andere?

Bevor ich jetzt exdonaldisiert werde, möchte ich im letzten Atemzug noch sagen, dass ich das natürlich nicht glaube. Aber klammheimliche Fragen stellen sich ein. Vielleicht kann der sibirische Vogel etwas dazu sagen, der beschäftigt sich ja auch mit Textüberlieferungen in vielfacher Übersetzung.

Sorry, hochgeschätzter direpol, meine Einlassung geht in eine andere Richtung. Aber sie hat immerhin etwas mit deinem Beitrag zu tun.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 24.08.15 21:15.

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Re: Sprachvergleich
geschrieben von: Findibus Ferschwindibus ()
Datum: 23. August 2015 23:44

Auch bei medialen übertragungen gibt's halt ab + an übertragungsfehler.
ff

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Re: Sprachvergleich
geschrieben von: Beppo ()
Datum: 24. August 2015 09:07

> Wieso kann es Textvarianten geben, wenn Erika Fuchs ein Medium war, das überliefert hat, was in Entenhausen gesprochen wurde?

Nach vielen Lustra des Nachdenkens vertrete ich folgende Position. Das Anaversum existiert. In der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft, wo auch immer. Dort spricht man weder Englisch noch Deutsch. Man kommuniziert halt irgendwie. Ob das mit Worten wie bei Shakespeare, mit Lichtsignalen wie bei den Glühwürmchen, mit Pheromonen wie bei den Borkenkäfern oder mit Semaphoren wie bei der Kriegsmarine geschieht, ist erst einmal völlig egal. Die Sprache Entenhausens ist uns so fremd wie mindestens das Chinesische.

Medien wie Barks und Fuchs haben Zugang zu Informationen aus dem Anaversum. Dabei gilt aber eine Art Unschärferelation wie in der Quantenmechanik. Erst durch die Wiederholung des Messprozesses entsteht ein statistisch korrektes Bild.

Barks hat als erster aus dem Anaversum berichtet. Fuchs hat dann diese Berichte noch einmal angeschaut und gegebenenfalls unter Verwendung von zusätzlichen Informationen korrigiert. In manchen Fällen hatte sie sogar die Gelegenheit, sich noch einmal mit einem Bericht zu beschäftigen und ihn noch weiter zu verbessern. Andere Berichte hat sie ein zweites Mal übertragen, ohne dass sie noch von der ersten Übertragung wusste. Auch Barks hat manchmal ein Ereignis doppelt geschildert. Man schaue sich zum Beispiel die Zähmung des Fohlens (WDC 59) beziehungsweise des kleinen Kojoten (WDC 219) an. Das fragliche Tier war vielleicht weder ein Pferd noch ein Kojote, sondern eine ähnliche anatidische Kreatur.

Namen sind Schall und Rauch. Der Bauer Brösel/Rössel aus WDC 156, bei Barks Cornsilk, hat im Anaversum möglicherweise gar keinen Namen, der aus Schallwellen besteht. In Wirklichkeit heißt er vielleicht in einer Farbensprache "absinthgrün-magenta-veilchenblau" oder sein Name ist für uns noch viel unverständlicher. Erika Fuchs nennt ihn nur deshalb Brösel, weil das bei uns die richtigen Assoziationen hervorruft.

Der rührselige Cowboy ist vielleicht in Wirklichkeit ein Griffingirl und Erika Fuchs spricht nur deshalb von einer Guitarre statt von einer Gitarre (MM 8/55), weil uns das Lied an die unendlichen Weiten des lateinamerikanahen Arizona erinnern soll.

Erika Fuchs berichtet die Wahrheit. So wie der LHC die Wahrheit über das Higgs-Teilchen berichtet. Man muss diese Wahrheit nur verstehen.

Grunz!
Beppo

Ein Kojote ist und bleibt ein Hühnerdieb!

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Klatsch! Klatsch! Klatsch!
geschrieben von: paTrick ()
Datum: 24. August 2015 09:34

Man hätte es nicht treffender sagen können.

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Re: Sprachvergleich
geschrieben von: Fährmann ()
Datum: 24. August 2015 18:23

Wir dürfen auch nicht vergessen, dass ab und an der Zeitgeist seine Finger im Spiel hat, wenn beispielsweise aus der Wehrmachtshelferin eine Kantinenwirtin wird.

Ahoi!

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Re: Sprachvergleich
geschrieben von: Theodora Tuschel ()
Datum: 25. August 2015 21:29

Danke, Beppo, dein Ansatz ist hilfreich. In meine philologische Denkweise übersetzt, hieße das, Erika Fuchs ist in erster Linie eine Übersetzerin und erst in zweiter Linie ein "Medium". Sie übersetzt aus einer Sprache, die der unseren vermutlich sehr fern ist, aber sie hat, anders als jemand, der sich diese fremde Sprache nur theoretisch angeeignet hat, auch einen unmittelbaren Einblick in die Kultur der Sprecher. Eine Kultur, die unserer teils nah, teils fremd ist, wie wir wissen. Um das, was sie aus Entenhausen erfährt, ins Deutsche (oder wie Sonja Rindom Hilker ins Dänische) zu übertragen, braucht es vor allem kritische Erkenntnis - die durchaus revidiert werden kann, deshalb die Übersetzungsvarianten! Im letzten Schritt zur konkreten Formulierung in der Zielsprache braucht es dann große gedankliche Freiheit und ein kreatives sprachliches Potential. Und Ausprobieren. Deshalb kann die zweite Variante auch mal schlechter sein als die erste.

Das ist beruhigend für Donaldisten, denn das heißt, es gibt keine endgültige Textfassung. Erika Fuchs oder Sonja Rindom Hilker und sogar Carl Barks haben nicht wortwörtlich überliefert, was in Entenhausen gesprochen worden ist, sondern sie geben uns eine Idee davon. "The Screaming Cowboy", "Der rührselige Cowboy" und "Den Hulkende Sømand" (Der schluchzende Seemann) vermitteln den Lesern die gleiche Idee von Donalds Schlager. Einschließlich der Tatsache, dass Donald selbst seine Dichtung ohne jede romantische Ironie für poetisch hält.

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Re: Sprachvergleich
geschrieben von: Findibus Ferschwindibus ()
Datum: 26. August 2015 09:38

Unterschiedliche Sprachen spielen doch nur beim Sprechen eine Rolle, abgesehen davon, daß ein jeder gemeinhin in einer ihm bekannten Sprache denkt. Ich glaube kaum, daß EF mit der anaversen Population auch nur ein Wort gewechselt hat.

M. E. hat sie - inspiriert von CB - die anaversen Phaenomenologeme völlig sprachfrei empfangen und in Textform umgesetzt, praktischerweise in dem in unseren Breiten gebräuchlichen Idiom. Unterschiedliche Formulierungen verschiedener Ausgaben spielen nur eine untergeordnete Rolle, wenn die Inhalte qualitativ die selben geblieben sind.

Für Mutationen von Wehrmachtshelferinnen zu Kantinenwirtinnen ist in erster Linie die Schere im Kopf bei Ehapa zuständig, deren Schärfe ist allerdings auch zeitgeistabhängig.
Vielleicht hat aber in diesem speziellen Fall EF einen peinlichen Irrtum (Übertragungsfehler oder sprachliche Gewohnheiten der 50er Jahre? Man weiß es nicht.) nachträglich bewußt korrigiert. Eine spezifische Sorte Militär wie die Wehrmacht hat in Entenhausen keinen Platz.
ff

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Re: Sprachvergleich
geschrieben von: Beppo ()
Datum: 26. August 2015 10:11

> Erika Fuchs ist in erster Linie eine Übersetzerin und erst in zweiter Linie ein "Medium".

Ich weiß nicht. Man betrachte mal folgendes konkrete Beispiel:

Barks 3/1954: A special train is coming through with four million dollars in Gold!
Fuchs 10/1954: Ein Sonderzug mit Uran im Werte von 200 Millionen kommt durch.
Fuchs 7/1967: Ein Sonderzug mit Goldbarren im Werte von 100 Millionen kommt durch.

Mich erinnert das nicht an Philologie, sondern an den Messprozess in der Physik. Bewegt sich das Photon durch den linken oder den rechten Spalt? Hat das Metall die Kernladungszahl 79 oder 92?

Die verwendete Währung ist natürlich nur eine willkürliche Einheit. Ob es australische Dollar, castrolanische Rubleniks, Kronenkorken oder Kaurimuscheln sind, können wir nur vermuten. Deshalb sollte man das in erster Näherung ignorieren. Aber die Frage "Gold oder Uran" würden auch die kleinen grünen Männchen vom Planeten Diana problemlos verstehen. Man müsste nur mit dem Finger auf die entsprechenden Stellen im Periodensystem deuten. (Werden die Duckgeschichten eigentlich auch ins Dianische "übersetzt"?)

Ich deute den Casus so: 1. Das Medium Barks erkennt Gold. 2. Das Medium Fuchs überprüft den Barksbericht und meint, es ist doch eher Uran. Dabei darf man natürlich nicht darauf vergessen, dass Frauenzimmer mehr vom Strümpfestricken verstehen als von harter Naturwissenschaft, was Fuchs in einer anderen Geschichte auch bereitwillig zugibt. 3. Das Medium Fuchs überprüft seine eigene "Übersetzung" noch einmal und erkennt doch auf Gold. Vielleicht hat hier wie so oft Günter Fuchs, der Düsentrieb aus Schwarzenbach, ein wenig mitgeholfen.

Was ist Wahrheit? Ich glaube das Gold. Jedenfalls mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 50 %. Vermutlich fahren im Anaversum aber auch regelmäßig Sonderzüge mit Uran herum. Sonst hätte Fuchs die Alternative Uran gar nicht erst erwogen.

Wenn man einen Text des genialen Mathematikers Nicolas Bourbaki von der Universität Nancago ins Deutsche oder Englische "übersetzt", dann ist die Natur dieser Arbeit hauptsächlich mathematisch und nicht philologisch.

Grunz!
Beppo

Ein Kojote ist und bleibt ein Hühnerdieb!

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Re: Sprachvergleich
geschrieben von: Theodora Tuschel ()
Datum: 26. August 2015 21:01

Quote
Findibus Ferschwindibus
Unterschiedliche Sprachen spielen doch nur beim Sprechen eine Rolle ... M. E. hat sie - inspiriert von CB - die anaversen Phaenomenologeme völlig sprachfrei empfangen und in Textform umgesetzt.
ff

"Sprachfrei empfangen" - wie soll das gehen? "Sprache" ist nicht irgendein Idiom oder eine Einzelsprache, sondern ein komplexes Kommunikationssystem, das nicht unbedingt in wörtlicher Rede bestehen muss. Es können z.B. Bilder sein oder Töne oder Lichtsignale oder Bits und Bytes oder sonstwas, wie von Beppo beschrieben. Sprache muss aber vom Empfänger gelesen/verstanden werden, sonst bleibt sie bedeutungslos. Erika Fuchs verstand offenbar die Sprache Entenhausens und gab das, was sie verstand, an uns weiter, indem sie diese Signale in deutsche Texte übersetzte.

Im Fall von Entenhausen müssen wir die Texte in den Sprech- und Denkblasen aber immer in Zusammenhang mit dem Bild sehen, als doppelte Codierung, so ähnlich wie im Film (aber davon verstehe ich nichts). Wenn man Text und Bild als Einheit betrachtet, finde ich z.B. die rabiate "Wehrmachtshelferin" wesentlich besser als die verharmloste "Kantinenwirtin". Mit der historischen dt. Wehrmacht hat das so wenig zu tun wie TT&T mit den Befreiungskriegen, wenn sie "Lützows wilde verwegene Jagd" singen.

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Re: Sprachvergleich
geschrieben von: Theodora Tuschel ()
Datum: 26. August 2015 21:31

Quote
Beppo
Mich erinnert das nicht an Philologie, sondern an den Messprozess in der Physik. Bewegt sich das Photon durch den linken oder den rechten Spalt? Hat das Metall die Kernladungszahl 79 oder 92?

Ach, die Herren Naturwissenschaftler! Können keine Strümpfe stricken, aber glauben, Erkenntnis lässt sich messen! Har har! Wenn man menschliche Sprache berechnen könnte, gäbe es längst ein Übersetzungsprogramm für literarische Texte. Gibt es aber nicht. Der Übersetzer übersetzt nämlich nicht das Wort oder den Satz, sondern das Gemeinte, die Idee dahinter, den Stil, die mitschwingenden Assoziationen und Emotionen, kulturelle und intertextuelle Bezüge, &c &c. Verachte mir nicht die Philologie! Sie kann weit mehr, als Mathematiker es sich in ihrer Schulweisheit träumen lassen.

Aber, lieber Beppo, wir liegen gar nicht weit auseinander, was Erika Fuchs betrifft (vom Strümpfestricken rede ich jetzt nicht, aber falls wir uns mal persönlich begegnen, setz' lieber einen Helm auf, ich packe Blei in meine Handtasche). Ich würde sagen: Erika Fuchs "erkannte" Entenhausen, egal ob durch Messung und Empirie oder durch mediale Intuition. Ihre Erkenntnis gab sie uns in Form von Sprechblasentexten weiter, die sie hin und wieder korrigierte, so wie jeder Übersetzer immer wieder auf einen Satz oder einen Absatz starrt, ihn an vielen verschiedenen Kriterien misst und versucht, ihn genauer und treffender zu formulieren. Das kann man auch "messen" nennen, wenn du willst.

Dein Beispiel: Im Fall des Sonderzuges finde ich "Uran" deutlich besser als "Gold". Es soll ja deutlich werden, dass dieser Zug etwas ganz besonders Wertvolles transportiert. Gold ist in Entenhausen fast schon langweilig, wir sehen es ständig in Dagoberts Geldspeicher. Aber Uran! das hat man nicht jeden Tag. "Ein Sonderzug mit Uran im Werte von 200 Millionen" ist wesentlich eindrucksvoller als "Ein Sonderzug mit Goldbarren im Werte von 100 Millionen". Das hat nichts mit dem Periodensystem zu tun, sondern mit den Bildern, die im Kopf des Lesers entstehen. Genau wie beim "Screaming cowboy", der in anderem kulturellen Zusammenhang problemlos zum "Schluchzenden Seemann" werden kann.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.08.15 21:45.

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Re: Sprachvergleich
geschrieben von: Basso ()
Datum: 27. August 2015 10:04

Ich darf mich mal kurz einmischen. Als ich noch den Fröhlichen Landmann gespielt habe, hat man schon im Proseminar gelernt, daß man Texte ernstnehmen muß, so wie sie dastehen. Emendationen sind nur im äußersten Notfall erlaubt, und nur mit sehr guten Argumenten.
Wenn Frl. Tuschel sich zu der Behauptung versteigt, es gebe „keine endgültige Textfassung“, Frau Fuchs vermittle prinzipiell lediglich eine „Idee“ des in Entenhausen gesprochenen Wortes, und zur Rettung ihrer absonderlichen Theorie von grausigen linguistischen Dingen wie „doppelter Codierung“ spricht, oder wenn FF vermutet, Frau Fuchs habe „anaverse Phaenomenologeme völlig sprachfrei empfangen“ (was man sich wohl so ähnlich wie die unbefleckte Empfängnis vorstellen muß), dann aber im gleichen Atemzug von „Übertragungsfehlern“ spricht, dann sollen mit diesen verweifelten Argumentationen (Beppo: in Entenhausen „kommuniziert (man) halt irgendwie“, mit Verweis auf die Deppentheologie der Quantenmechanik, wo alles „irgendwie“ geht, sapienti sat) offenbar vermeintliche Peinlichkeiten wie die reale Existenz von Wehrmachtshelferinnen in Entenhausen in Abrede gestellt werden. Aber Entenhausen ist ja alles andere als eine Insel der Glückseligen. Wo’s Makler gibt, da kann’s auch eine Wehrmacht geben.
Denkt man FFs und Beppos Ausführungen zu Ende, dann ist jeder Beliebigkeit Tür und Tor geöffnet. Wir können dann ja nicht einmal wissen, wie der kleine Herr im Matrosenanzug in einer Stadt, deren Namen uns unbekannt ist, wirklich heißt, denn eine Wirklichkeit im wirklichen Sinne gibt’s ja in Wirklichkeit gar nicht (Daß aber dort wie hier das Periodensystem das gleiche ist, steht merkwürdigerweise fest.) Von da aus ist es nur ein kleiner Schritt bis zu fürchterlichen Blasphemien, wie etwa der, daß Herr Barks sich die Bilder nur ausgedacht hat. Nein, nein: hier werden ganz offen häretische Ansichten vertreten, denen man aufs schärftste Einhalt gebieten muß. Und zwar nach bewährtem Muster: wer nach dreimaliger oder peremptorischer Ermahnung diesen Irrtümern nicht abschwört, wird mit dem Anathem belegt. Und dies ist die erste Ermahnung.

- Basso

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Re: Sprachvergleich
geschrieben von: Duckimaus ()
Datum: 27. August 2015 13:28

Das Beispiel mit dem Uran ist ja eigenartig.

Im Original transportiert der Zug Gold.

Die Fuchssche Übersetzung macht daraus Uran.

Aber aus irgendeinem Grund, wahrscheinlich wegen Atompolitik, wurde in der 1967er Ausgabe eine Zensur durchgeführt, und es wurde wieder mit Gold übersetzt.

[www.zensur-archiv.de]

Da fragt man sich, warum Fuchs überhaupt Gold durch Uran ausgetauscht hat.

An der Übersetzung kann es nicht liegen, das englische Wort "gold" heißt auch im Deutschen "Gold".
Im Gegensatz zu "Uran", dass auf Englisch "uranium" heißt, ich musste dass sogar erst nachschauen.

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Re: Sprachvergleich
Datum: 27. August 2015 20:42

Von Anathemata würde ich mich fernhalten, bester Basso. Da ist bisher nicht viel Gutes rausgekommen ...

------------------------
Frieden für die Ukraine!

Grkztrrrschwrzkajaaaa!

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Re: Sprachvergleich
geschrieben von: Theodora Tuschel ()
Datum: 27. August 2015 20:59

Ich versteige mich zu noch Schlimmerem. Wenn Carl Barks und Erika Fuchs „Medien“ sind, die Entenhausen unmittelbar erfahren und ihre Erkenntnis an uns weitergegeben haben, ist damit nicht gesagt, dass es nicht noch weitere solcher Medien geben kann. Zum Beispiel die dänische Übersetzerin Sonja Rindom Hilker, die in ihrem Heimatland einen ähnlichen Kultstatus genießt wie hier Erika Fuchs.

Zwischen beiden Damen gibt es auffällige Parallelen:
Sonja Rindom Hilker (1904-2004), übersetzte Duck-Geschichten von 1949 bis 1982.
Erika Fuchs (1906-2005), übersetzte Duck-Geschichten von 1951 bis 1988.

Zufall? Oder ein unübersehbarer Hinweis, dass das Phänomen der „Medien“ ein genaueres Hinsehen verdient? Gab es zeitgleich mehrere medial veranlagte Persönlichkeiten, die Einblick in die Welt Enthausens hatten? Sind Fuchs und Rindom vielleicht zwei zeitparallele Reinkarnationen eines Wesens mit einer früheren Existenz in Entenhausen?
Nein, ich spinne nicht, und Esoterik ist nicht meine Sache. Aber Gedankenfreiheit darf auch unter Donaldisten gefordert werden. Was den Vorwurf der Häresie betrifft: Kopernikus, Galilei, Giordano Bruno, Karl Marx, der Graf Zeppelin ... alle hat man am Anfang für arme Irre erklärt.

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Re: Sprachvergleich
geschrieben von: Duckimaus ()
Datum: 27. August 2015 23:23

Etwa noch eine Übersetzerin mit langer Lebenserwartung?

Das in Entenhausen die Bewohner nicht oder nur sehr langsam altern, ist ja bekannt.
Aber dass Carl Barks und Erika Fuchs so lange lebten, hat mich auf die Idee gebracht, ob der Kontakt mit den Berichten auf beide abgefärbt hat. Jetzt lese ich, dass Hilker auch Übersetzerin ist und 100 Jahre alt wurde.

Kennt jemand von euch die Lebensdaten der anderen Übersetzer der Barksberichte?

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Re: Sprachvergleich
geschrieben von: Beppo ()
Datum: 28. August 2015 07:30

> Von Anathemata würde ich mich fernhalten, bester Basso. Da ist bisher nicht viel Gutes rausgekommen ...

Ja, da bist du ganz der Utilarist, lieber Knacki.

Ich hoffe, wenigstens du weißt es zu würdigen, welch verzweifelte Anstrengungen wir unternehmen, um unseren Kinderglauben zu retten. Küng ist nichts gegen uns.

Grunz!
Beppo

Ein Kojote ist und bleibt ein Hühnerdieb!

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