Gustav Gans: ein eitler Geck, ein penetranter Angeber, ein Tunichtgut, ein Verächter der protestantischen Arbeitsethik, für den selbst das Nachdenken "eine Art von Arbeit" und daher unerwünscht ist. So sehen ihn oberflächliche Leser, so sieht ihn ganz Stella Anatium. Wo immer er auftaucht, findet er sich mit neid- und hasserfüllten Gesichtern konfrontiert.
Zunächst gilt es, den vorwissenschaftlichen Begriff "Glück" Gustav Gans' etwas zu präzisieren. Nehmen wir etwa die Kategorien Roger Caillois' (Die Spiele und die Menschen, Maske und Rausch)) Alea - Agon - Mimicry -Ilinx. Es ist offensichtlich, dass Gustavs "Glück" sich ausschließlich im "alea" manifestiert. Wir werden später zeigen, dass u.a. soziale Kontaminationen die Konsequenzen dieses Glücks stark beeinträchtigen oder sogar ins Gegenteil (Unglück/Pech) wenden können: So sitzt der vermeintliche Pechvogel Donald mit Daisy und den Kindern nestwarm und behütet bei knusprigem Truthahnbraten, während "Glückspilz" Gustav, weinend und verzweifelt durch den Winter marschierend seine gewonnenen lebenden Trüthähne zu verkaufen sich bemüht.
Aber zunächst brauchen wir ein vernünftiges Postulat, um das Alea-Glück Gustavs bündig erklären zu können. Wie schon an anderer Stelle ausgeführt, ist es sinnvoll und zielführend, zu postulieren, dass Gustav pränatal (schon im 2. Trimenon?) einer harten Glückszehner-Strahlung ausgesetzt war. Durch diese Strahung kam es zu einer spontanen Genmutation (springendes Gen). Der Einfachheit halber nenne ich das Gen Denarius Fortunatus-Gen, das aber volkstümlich auch 4G genannt werden kann (Gustav-Gans-Glücks-Gen).
Was bewirkt dieses Gen genau: so wenig vollständig verstanden wie etwa die dunkle Materie/Energie, wissen wir nur, dass es funktioniert (siehe unzählige Lotterien oder Tombolas, an denen Gustav teilgenommen hat). Wir wissen, dass die Wahrscheinlichkeit P einen Wert zwischen 0 und 1 einnimmt. Das Gen bewirkt, dass jedes P, insofern Gustav beteiligt ist, sich mit seinem Kehrwert multipliziert. Das heißt gP = P x 1/P = 1. Aufgrund dieses genetischen Defekts kann Gustav Gans, wenn er an einem Alea-Spiel teilnimmt, niemals verlieren. Es ist nicht seine Schuld!
Abgesehen von *reinen* Alea-Spielen sieht's in Gustavs Leben eher betrüblich aus. Er lebt als Privatier von der Hand in den Mund, er ist isoliert und ja, verhasst. So fletscht Donald nicht selten die Zähne und wechselt die Straßenseite, wenn er Gustav nur sieht. Wie so viele in seiner traurigen Lage, überkompensiert Gustav: er spielt sich auf, gibt an, nennt sich "das Schoßkind des Glücks". Dazu kommt, dass er von Daisy schamlos instrumentalisiert wird. Von "Nebenbuhler" kann überhaupt keine Rede sein: Daisy und Donald leben in einem sehr-eheähnlichen Verhältnis, wenn auch nicht im selben Haus: sie sehen sich selten, sind meistens froh, sich nicht über den Weg zu laufen. Gleichzeitig bewachen und bevormunden sie den Partner, der auch stets zur Stelle sein muss, wenn man ihn braucht und der verschwinden soll, wenn man ihn nicht mehr braucht. Daisy benutzt Gustav, um Donalds Interesse an ihr wachzuhalten. Warum z.B. erwähnt sie Gustav am Telefon -"der Regenmacher" - , wenn es ihr nur darum ging, Donalds Einladung abzulehnen?
Fazit: Gustav Gans verdient Mitleid, keinen Hohn.

Schön, wieder von dir zu lesen. Du hast dich recht rar gemacht.

Duck auf, Maus raus!

Danke für die freundliche Rückmeldung! Bin zwar rar, aber schaue regelmäßig vorbei.
Salvatore

Salvatore Speculatio schrieb:
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> Danke für die freundliche Rückmeldung! Bin zwar
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> Salvatore

Vielleicht ja auch in Schwarzenbach?

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