Datum: 18. April 2005 17:36
Und noch ein Medienbericht. Wie ich finde sogar einer der besseren, obwohl der Herr von den Aachener Nachrichten anfangs recht muffelig drauf war. Allerdings auch der einzige, der sich an den Pressetermin gehalten hat!
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Donaldisten: Enten essen keine Printen
Von unserem Mitarbeiter Heinrich Schauerte
Aachen. Sollte es doch noch Hoffnung geben für diese Welt, jenseits der Talkshows und Politphrasen? Falls ja, dann könnte sie vom Barksismus-Fuchsismus kommen.
Sie wissen nicht, was das ist? Dann hätten Sie mal beim 28. Kongress der Deutschen Organisation der nichtkommerziellen Anhänger des lauteren Donaldismus (D.O.N.A.L.D) vorbeischauen sollen. Aus ganz Deutschland waren am Wochenende Donald-Duck-Experten in Aachen zusammengekommen, um über technische, geologische oder medizinische Themen zu beraten - ein buntes Völkchen aller Altersklassen und Kostümierungsformen.
Die «PräsidEnte» ist ein seriös scheinender Krawattenträger, der auch als Versicherungsvertreter durchgehen könnte. Bis er mit unbewegtem Gesicht die Feinheiten seiner Wissenschaft zu erklären beginnt. Demzufolge befasst sich ein duckmatischer Donaldist ausschließlich mit dem engen Kanon von 6000 Seiten, die vom Zeichner Carl Barks stammen und von Frau Dr. Fuchs ins Deutsche übersetzt wurden. Dieser Offenbarungs-Schatz macht im Bücherschrank eines rechten Barksisten-Fuchsisten etwa einen Meter aus. Alles andere sind Abweichungen von der rechten Lehre: wie etwa Micky Maus. Ein Barks zeichnet keine Mäuse!
Erforscht werden so wichtige Fragen wie die, warum männliche Ducks keine Schuhe tragen. Einer Theorie zufolge ist der Entenfuß einfach zu breit dafür, und nur die weiblichen Exemplare sind bereit, sich um der Mode willen in enge Schuhe zu quälen. Apropos Gesundheit: Ein Vortrag befasste sich mit «Bauchgrimmum imposante colossale und nervi caputi kaputti - woran leidet man in Entenhausen?» Also ein weites Feld für die Wissenschaft.
Aber auch vor gewagten Postulaten schreckt man nicht zurück, etwa jenem, dass die Enten in Wirklichkeit Menschen sind. Das hätten Röntgenaufnahmen der Hefte bewiesen. Andere Quellen kennt der historische Donaldismus ja nicht. Ob es auch einen dialektischen Donaldismus gibt? Selbstredend, meint die «PräsidEnte», denn «jeder forscht wild drauflos». «Klatschklatschklatsch», kann man da nur sagen, denn Donaldisten klatschen niemals, sondern rufen Sprechblasen.
Ob Printen vorkommen? Leider nicht, da ist die Quellenlage eindeutig. Nichts zu machen? Nein, denn «die Möglichkeit, der Zeichner könne sich geirrt haben, lehnen wir ab. Das ist ein Duckma für uns». Allerdings sehe das Entenhausener Münster dem Aachener Dom zum Verwechseln ähnlich. Immerhin.
Ein Taler pro Monat
Wie man sich finanziere? Durch Mitgliedsbeiträge, ein Taler pro Monat. Woher die vielen Orden kommen? Die werden satzungsgemäß eimerweise bei jedem Kongress verteilt. Aber es gibt auch höhere Weihen. Dem genius loci zuliebe und überhaupt wird ab sofort ein «Carls Preis» verliehen, diesmal an einen Forscher, der nicht zuletzt durch eine kühne Theorie zur Inhaltsberechnung des Dagobertschen Geldspeichers bestach.
Und so geht das den ganzen Tag. Schlag auf Schlag folgen neue, hochwissenschaftliche Enthüllungen, nach denen die Welt lechzt, bis man sich am Ende fragt, wer hier wen verhohnepipelt.
Klar scheint zumindest zu sein, dass Donaldismus die Gesundheit fördert: Barks starb kürzlich mit 99, Fuchs wird nächstes Jahr 100. In ihrem Heimatort findet auch der nächste Kongress statt. Und die nächste Carls-Preis-Verleihung. Klatschklatschklatsch.