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Rudi der Klempner
geschrieben von: Kapitalistische Zeiten ()
Datum: 02. August 2004 14:15

Freunde,

wir leben in eigentümlichen Zeiten eines bankrotten Sozialtaats. Warum isser bankrott? Hauptsächlich wohl deshalb, weil wir schon dankbar sein müssen, wenn ein Konzern, der Gewinne in zweistelliger Milliardenhöhe scheffelt, auch nur eine halbe Million an Steuern abdrückt. Könnte man die Steuergesetzgebung voll ausschöpfen, es stünde viel besser um unseren Sozialstaat bestellt. Dieselben Typen (zumindest ist die Überschneidung enorm) gehen hin und erkären sinngemäß, wenn nicht Löhne gesenkt, Krankengeld, Urlaubsgeld und Kündigungsschutz gestrichen werden, könnten sie dem Hungertuch nur entgehen, wenn sie ins Ausland abwandern. Halt, da war doch noch was Positives - ach ja, die Arbeitszeit finden sie ausnahmsweise doch mal gut, die soll verlängert werden... Mal ohne Quatsch, ist in solchen Zeiten die Verherrlichung des Duckschen Hyperkapitalismus durch Barks, Rosa & Co. überhaupt noch zeitgemäß? Mir bleibt jedenfalls mittlerweile das Lachen im Hals stecken... Die Realität hat die Satire leider eingeholt.

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Schlechte Zeiten Kamerad
Datum: 02. August 2004 14:30

Ich kenne mich zwar in Finanzfachfragen nicht sehr gut aus (hier in Timbuktu haben wir ohnehin nicht viel Geld), aber ist nicht Dagobert das genaue Gegenteil eines Kapitalisten? Hat nicht schon Bahners (oder war es Platthaus) vor vielen Jahren festgestellt, dass Dagobert Duck der Wirtschaft ständig Geld entzieht, dadurch, dass er es hortet und nur sehr selten ausgibt, somit über kurz oder lang alles im Umlauf befindliche Bargeld bei ihm lande und auf Dauer die Wirtschaft zum Erliegen kommt?

Ein Kapitalist ist ja daran interessiert, dass die Wirtschaft läuft und er dadurch (auch durch Ausgaben, sprich Investitionen) immer reicher wird. Dagobert Duck aber scheut ja Ausgaben wie das Leuchtkamel die Maus.

Aber da sollen sich mal Berufenere zu äußern.



Duck auf
Alex

Ich bin ein Ukrainer (sehr frei nach John F. Kennedy)

Ungläubiger
Kenntnisnehmer
Russischer
Aggressionen
In
Nahegelegenen
Europäischen
Regionen

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Re: Schlechte Zeiten Kamerad
geschrieben von: Ungewitter ()
Datum: 02. August 2004 22:36

Ich bin zwar berufener, aber ich äußere mich nicht.
Außerdem sind Bahners und Platthaus sowieso Zwillinge, die bei der Geburt getrennt und bei der FAZ wiedervereint wurden.

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Ein Ökonom antwortet
geschrieben von: Ökonom ()
Datum: 05. August 2004 23:22

Hallo Bürgermeister,

ist ein diplomierter Volkswirt "berufen", zu einer solchen Frage Stellung zu nehmen? Ich tu's einfach mal.

Sicher ist eines: Angesichts des immensen Duckschen Vermögens hat es seine Wirkung, dass es dem Wirtschaftskreislauf durch konsequentes Einbunkern entzogen wird. Die Geldmenge Entenhausens verringert sich. Das hat zwei Wirkungen: Zum einen führt jede Verknappung zur Verteuerung des betreffenden Gutes. Wird Kapital knapper, dann steigen die Zinsen. Kredite verteuern sich, dies sorgt für schlechtes Investitionsklima.

Zum anderen kann die Bevölkerung entzogenes Geld auch nicht ausgeben. Somit müssen die Güter billiger werden. Es kommt zum Preisverfall, die Unternehmen befürchten sinkende Einnahmen, somit sinkende Gewinne oder gar Verluste, es folgen Kurzarbeit, Massenentlassungen, Konkurse, Massenarmut, steigende Kriminalitätsraten... Jetzt hat das Volk noch weniger Geld zur Verfügung, und das ganze geht eine Nummer verschärft weiter...

Diese Szenarien sind nicht nur graue Theorie, genau so war es in der Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre.

Es gibt einen Hinweis auf dramatischen Preisverfall in Entenhausen: Denkenwir zurück an den legendären "Kolumbsfalter". In diesem LTB 1 schickt Dagobert seine 4 Neffen ins Jahr 2001. Donad's zukünftiges Ich schenkt Donald einen Zukunftstaler, der 1.000e jetziger und Millionen vergangener Taler wert sei. Klarer Fall: Anscheinend führt die Ducksche Vermögenshortung zu einer permanenten und offenbar sehr scharfen Deflation. Nur scheint es den Entenhausenern zu gelingen, das ganz große Chaos zu vermeiden.

Vielleicht gibt es hier Ansätze für die Forschung - mit welchen Strategien steuern die Entenhausener offenbar erfolgreich gegen die ständig drohende Katastrophe an? Im Chaos ist Entenhausen eigentlich nie versunken, oder doch?

Rudi der Ökonom

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Gastrede des Laiendonaldisten
geschrieben von: Taurus ()
Datum: 06. August 2004 00:51

Als Gastredner und Laiendonaldist denke ich zur Dagobertschen Psychologie:

Dagobert Duck ist im Grunde seines Herzens mehr fanatischer Sammler und weniger ein klassentypischer Kapitalist. Er hortet seine Scheine und Goldtaler und benutzt sie in jeder Hinsicht so, wie ein Sammler Wohlgefallen aus seinen Objekten zieht: er streichelt sie, schafft einen Kult um sie herum, badet darin, inventarisiert immer wieder, zum Teil schläft er sogar auf Gold.

Genau deshalb verausgabt er sich auch so ungerne wieder und entzieht stattdessen all das Goldkapital dem Markt. Echte Sammler sind ja in vielen Fällen allmählich besessen von ihren Sammelobjekten. Nie würden sie ihre besten Stücke einfach so wieder her geben.

Ein gewisser radikal-kapitalistischer Zug ist zwar bei Dagobert nicht zu verkennen, gerade dann, wenn er eine neue Einnahmequelle wittert. Dann geht er oft so rücksichtslos vor, daß alle anderen aus dem Weg gedrängt werden. Wobei er auch oft über das Ziel hinaus schießt.

Andererseits: Welcher echte Kapitalist zeigt jemals so viel und so heißes Gefühl? Die herrschende Manager- und Unternehmerklasse zeichnet sich doch heute durch ein Höchstmaß an Abgebrühtheit aus. Das sind doch alles ziemlich gefühlsentleerte Masken, eigentlich eher graue Eminenzen, die sich verschanzen, Funktionseliten, deren höchstes Gefühl entweder das ihrer Eitelkeit ist oder das der Verachtung aller anderen "Dummköpfe".

Soll man sich wirklich Dagobert-Geschichten heute nicht mehr mit Gefallen durchlesen, weil der Kapitalismus so global geworden ist? Dann könnte man ja auch gleich die Donald-Geschichten knicken: denn dauernd ist er arbeitslos, muß sich mit niedrigsten Helfertätigkeiten abspeisen lassen - und wie viele verzweifelte Arbeitslose gibt es heute allein in unserem Land?

Außerdem gibt es, wenn man hier auch mit Nicht-Barks-Geschichten argumentieren darf, etliche Beispiele dafür, daß Dagobert im letzten Drittel oder Viertel vieler Geschichten doch ein gutes Herz bekommt und fast geläutert erscheint, manchmal sogar im Gegentrend nun auf eine ziemlich fanatische Weise erhebliche Goldmengen für ein gutes Ziel verschleudert.

Dafür kann man zum Beispiel die Nicht-Barks-Geschichte "Aufstand der Roboter" im LTB (kicher) Nr. 30 anführen.

Nachdem Dagobert schon mal auf dem anderen Planeten so viel Schaden angerichtet hat, läßt er seinen fliegenden Geldspeicher für horrende Summen auf der Erde zu einem Kampfkoloss umbauen, nur um dem fernen König wieder zu Hilfe zu kommen. Das ist eigentlich völlig unbegreiflich, selbst Donald versteht es nicht und sagt noch beim zweiten Anflug: "Komm, wir kehren um!", als er die zerstörten Bauten auf dem Planeten sieht.

Was Dagobert dazu bringen könnte, hier so viel "Kapital" einzusetzen, ist vielleicht, daß die Roboter dort auf dem Planeten einen großen Frevel begangen haben: Sie haben seine Goldtaler aus dem Geldspeicherriß herauskullern sehen und dann als Leibspeise entdeckt, ja sind sogar davon beschwipst geworden!

Erlebt Dagobert das jetzt so, daß die Roboter dort seine Taler als Sammelgegenstände ruinieren? Oder sieht er es als einen Generalangriff auf sein Finanzvermögen an?

Tatsache ist jedenfalls, daß es bei Dagobert auch Anfälle von Altruismus gibt, die eigentlich dem Monopolkapitalismus völlig zuwider laufen. Sogar nach dem zweiten Flug zu dem anderen Planeten ist Dagobert auf eigene Faust noch um den dortigen König bemüht und schickt ihm später eine Rakete mit Dünger für dessen Landwirtschaft.

Die aufgeworfenen Fragen konnten hier nicht gelöst werden. Es scheint aber Argumente dafür zu geben, daß Dagobert das Herz eines Sammlers hat und seine Goldtalerchen wirklich liebt, während sie für andere Kapitalisten doch bloß pure, austauschbare Mittel zum Zweck sind.

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